Rund eine Million Euro für Projekte der Innovativen Landwirtschaft

Hinz überreicht Förderbescheide für landwirtschaftliche Projekte

Priska Hinz (Grüne)

Wiesbaden. „Besonders der ländliche Raum braucht neue und kreative Ideen um die wirtschaftlichen Strukturen zu erhalten, zu erneuern und neue Strukturen aufzubauen. Daher freue ich mich besonders, dass sich viele gute Projekte um eine Förderung bemüht haben“, sagte die hessische Umweltministerin Priska Hinz heute bei der Übergabe der Förderbescheide in Wiesbaden. Dort erhielten Vertreterinnen und Vertreter von drei sogenannten „Operationellen Gruppen“ (OGs) und einer Kooperation Bewilligungsbescheide für Fördersummen von insgesamt nahezu einer Million Euro.

„Die Fördermittel sind gut investiertes Geld, da sie Innovationen unterstützen, die die Wertschöpfung im ländlichen Raum stärken. Mehr als die Hälfte der hessischen Bürgerinnen und Bürger leben und arbeiten im ländlichen Raum. Daher hat die Landesregierung in ihrem Handeln immer auch die Belange und die Zukunftsperspektiven dieser Menschen im Sinn“, bekräftigte Ministerin Hinz. Das Land Hessen unterstützt Akteure aus der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft sowie dem Wein- und Gartenbau mit einem eigenen Anteil an Landesmitteln und mit EU-Geldern des „Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums“ (ELER) bei der Entwicklung von Innovationen und der Zusammenarbeit. Die Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri) und die Maßnahmen zur Förderung der Zusammenarbeit bilden hierfür die zentralen Instrumente, die das hessische Umweltministerium und das Regierungspräsidium (RP) Gießen gemeinsam mit dem Frankfurter Institut für Ländliche Strukturforschung (IfLS) als Innovationsdienstleister und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) durchführt.

Im Anschluss an die im Jahr 2015 bewilligten acht Vorhaben geht nun die Unterstützung neuer Projekte in der hessischen Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in die nächste Runde. „Die eingegangenen Projekte belegen eindrücklich, dass auch kleinere Akteure, die auf einen schonenden Umgang mit den Ressourcen setzen und auf mehr Tierwohl ausgelegte Konzepte anwenden wollen, in der modernen Landwirtschaft wichtig sind und wegweisende Fortschritte für die ganze Branche erzielen können. Gerade für ein Land wie Hessen, mit einer kleinteiligen Struktur in der Landwirtschaft ist das ein sehr positives Signal“, kommentierte Ministerin Hinz.

In Zusammenarbeit mit Landwirten widmet sich die OG „Getreidepopulationen“ der Züchtung neuer Weizenarten. Im Gegensatz zu herkömmlichen sind diese Sorten heterogen, sie unterscheiden sich in Aussehen und Eigenschaften. Solche Pflanzen können widerstandsfähiger gegen Klimaextreme, Krankheiten und Schädlinge sein, was zu einem gesteigerten Ertrag führt. Noch 2015 waren Vermarktung und Vertrieb des Saatguts von Getreide-Populationen in Deutschland und Europa unzulässig. Seit der Änderung der Rechtsgrundlage hat der Bad Vilbeler Projektträger Dottenfelder Hof bereits mehrere sogenannte „Vielfalts-Sorten“ entwickelt. Im neuen EIP-Projekt soll darüber hinaus die Akzeptanz bei Verarbeitern und Endkunden untersucht, gestärkt und der Anbau von der Universität Kassel wissenschaftlich begleitet werden.

Die OG „Extrawurst“ will für landwirtschaftliche Betriebe in Nordhessen Wettbewerbs-vorteile schaffen und dabei das Tierwohl erhöhen: Mittels eines eigens entwickelten Fahrzeugs sollen Rinder, Schafe und Ziegen in Zukunft direkt am Standort geschlachtet werden können. Anschließend wird das Tier zur Zerlegung und Verarbeitung weitertransportiert. So entfallen zahlreiche Stressfaktoren für das Tier, u. a. der Lebendtransport über lange Strecken. Der Verbraucher wiederum profitiert von der gesteigerten Fleischqualität, die besonders für die Herstellung der „Ahlen Wurst“ wichtig ist, sowie der Prozesstransparenz und trägt zum Naturschutz bei. Denn die Beweidung der mittelhessischen Gebirgswiesen durch die Wiederkäuer sorgt wesentlich für den Erhalt der Kulturlandschaft.

Eine App als Entscheidungshilfe zur effizienten, umweltschonenden Düngung mit Gärresten – das ist das Projektziel der OG „Gärresteverwertung“. Dazu untersucht die Justus-Liebig-Universität Gießen die Wirkung von Gärresten hinsichtlich Art und Menge, Anwendungstermin und -technik auf eigenen Flächen im Vergleich zur gängigen Praxis landwirtschaftlicher Betriebe. Mithilfe von datenbasierter Modellierung sollen die Pflanzenqualität optimiert und mineralische Düngemittel ersetzt werden. Neue Vertriebswege und Vermarktungsmöglichkeiten sucht die Kooperation „Beerenobst“, ein Zusammenschluss aus Produzenten aus der Rhön und dem Vogelsberg. Nach einer Wettbewerbsanalyse soll der Außenauftritt und das Produktportfolio überarbeitet werden, um konkurrenzfähiger zu werden.

Die dritte Runde zur Einreichung von Aktionsplänen für EIP-Agri endet am 15. Mai 2017. Die Aktionspläne werden direkt beim Innovationsdienstleister eingereicht. Anträge für Kooperationen für den Förderbereich „Einrichtung lokaler Märkte und kurzer Versorgungsketten“ sowie „Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel“ und „Einrichtung von Netzwerken“ können bis 10. März 2017 direkt beim Regierungspräsidium Gießen eingereicht werden. Für die genannten Kooperationen sind zwei weitere Fristen in 2017 vorgesehen. +++