Warum die Kanzlerin China kondoliert, Taiwan aber nicht

Bundeskanzlerin Angela Merkel
Angela Merkel

Berlin. Tot ist Tot, Respekt und Mitgefühl entziehen sich diplomatischen Rücksichtnahmen, sollte man denken. Doch auch beim Kondolieren gilt die große, kalte Politik. Als am Sonntag in der chinesischen Provinz Yunnan ein Erdbeben über 300 Menschen das Leben kostete, schickte Bundeskanzlerin Angela Merkel dem Ministerpräsidenten sogleich ein Telegramm: Bestürzung, tief empfundenes Mitgefühl, in stiller Trauer, und so weiter. Eine schlimme und ungewöhnliche Unglücksserie in Taiwan in der Woche davor, die dieses kleine Land in tiefe Depressionen stürzte – ein schwerer Flugzeugabsturz mit 47 Toten, kurz danach eine Gasexplosion in der Millionenstadt Kaoshiung mit 24 Opfern – war der Kanzlerin hingegen keine Zeile wert. Oder besser: ihrem Stab. Und das, obwohl Taiwan anders als die Volksrepublik China demokratisch ist.

Nur das „Deutsche Institut“ in Taipeh, die verdruckste Form einer Botschaft, die nicht so heißen darf, äußerte auf seiner Website sein Beileid. Der Hintergrund ist, dass Deutschland Pekings Ein-China-Politik respektiert, die keinerlei Abspaltungen duldet, auch nicht solche, die wie Taiwan genauso alt sind wie die „kommunistische“ Volksrepublik selbst oder wie Tibet sogar viel älter. Das kann man verstehen, Berlin würde sich wohl verheben, wenn es das anders sähe und sich anders verhielte. Aber was hat das mit Toten und mit Mitgefühl zu tun? Merkel übrigens war schon mal mutiger. 2007 empfing sie den Dalai Lama, das religiöse Oberhaupt der Tibeter, im Kanzleramt und pfiff auf Pekings Proteste. Einfach so, um mit ihm zu reden. Von Mensch zu Mensch, schreibt die Lausitzer Rundschau. +++ fuldainfo