RKI meldet 15.974 Neuinfektionen – Todesfälle auf hohem Niveau

Kubicki wirft Merkel nach Corona-Beschlüssen Starrsinn vor

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Mittwochmorgen 15.974 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 18,5 Prozent oder 3.626 Fälle weniger als am Mittwochmorgen vor einer Woche, als 19.600 Neuinfektionen binnen eines Tages offiziell veröffentlicht worden waren. Insgesamt geht das Institut derzeit von rund 277.700 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 36.500 weniger als vor einer Woche. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand. Außerdem meldete das RKI nun 1.148 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus. Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 6.133 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 876 Todesfällen pro Tag. Am Vortag lag dieser Wert bei durchschnittlich 864 Corona-Toten innerhalb der letzten sieben Tage. Auf den Intensivstationen wurden unterdessen am frühen Mittwochmorgen 4.926 Covid-19-Patienten intensiv behandelt. Am Dienstagmittag waren es 4.947.

Kubicki wirft Merkel nach Corona-Beschlüssen Starrsinn vor

FDP-Vize Wolfgang Kubicki hat die neuen Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern scharf kritisiert und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Starrsinn vorgeworfen. „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Bundesregierung nach fast einem Jahr Pandemie keine nachvollziehbare und durchhaltbare Strategie entwickelt hat, die uns hilft, mit dem Virus leben zu können“, sagte Kubicki dem Nachrichtenportal Watson. Dass die Gesundheitsämter erst jetzt personell auf den Stand gebracht werden sollen, damit die Kontaktnachverfolgung besser gewährleistet werden könne, sei „leider kein Witz, sondern traurige Realität“. Statt einer nachvollziehbaren Politik höre man seit Ende Oktober ausschließlich Durchhalteparolen, dass „in wenigen Wochen“ Lockerungen kommen würden. „Es wäre demokratisch gewesen, dass der Deutsche Bundestag über diese Grundrechtsbeschränkungen debattiert. Dass sich die Bundeskanzlerin anders entschieden hat und sich lieber von selbst ausgewählten Beratern bestätigen lässt, zeigt, dass sie nicht mehr nach dem besseren Weg sucht, sondern den einmal eingeschlagenen Weg durchbringen will. Koste es, was es wolle.“

Landkreise fordern langfristige Strategie gegen Corona

Nach der Verlängerung des Lockdowns bis 14. Februar hat der Deutsche Landkreistag eine Langfriststrategie gegen die Corona-Pandemie gefordert. Diese solle „ein gestuftes System mit einem bestimmten Maßnahmenkatalog beinhalten“, sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Das wäre dann so etwas wie eine Corona-Ampel. Damit wäre mehr Vorhersehbarkeit verbunden und die Menschen würden besser wissen, was ab einem bestimmten Schwellenwert gilt.“ Die Menschen brauchten eine Perspektive, damit sie in den kommenden Monaten mit dem Virus leben könnten. „Vor diesem Hintergrund ist die Ankündigung richtig, bis Mitte Februar eine Öffnungsstrategie zu entwickeln“, sagte der Landrat des Landkreises Ostholstein mit Blick auf die Bund-Länder-Beschlüsse.

Intensivmediziner pocht auf Senkung der Infektionszahlen

Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) pocht auf eine schnelle Senkung der Infektionszahlen, um die Kapazitäten der Intensivstationen zu entlasten. „Aktuell sind wir bei knapp unter 5.000 Intensivpatienten in Deutschland – da müssen wir noch deutlich runter. Es geht auch darum, wieder aufnahmebereit zu sein, falls die Virus-Mutation sich in Deutschland trotz aller Maßnahmen verbreitet und zu mehr Infektionen und damit auch mehr Intensivpatienten führt“, sagte DIVI-Präsident Gernot Marx der „Rheinischen Post“. Um den Jahreswechsel habe sich die Intensivmedizin in Deutschland „in der kritischsten Situation“ seit ihrem Bestehen befunden. „Der Peak ist zwar vorerst überschritten, aber wir sind noch weit weg von einer Situation, in der man von einer Entspannung sprechen kann“, so Marx. Mit Blick auf die Virus-Mutationen warnte der DIVI-Präsident davor, dass sich die Lage in Deutschland weiter verschärfe. „Das Entscheidende aus Sicht der Intensivmedizin ist, dass wir weniger Neuinfektionen – und damit weniger Intensivpatienten – haben. Um das zu erreichen, müssen wir noch mehr all unsere Kontakte reduzieren.“ Der Intensivmediziner verwies dabei auch auf die Lage in anderen Ländern. „Wir haben die absolute Krisensituation in Großbritannien vor Augen. Wir müssen jetzt unbedingt Maßnahmen etablieren, um eine solche Situation in Deutschland zu verhindern“, so Marx.

Weltärztepräsident bemängelt Homeoffice-Angebote der Unternehmen

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat die Arbeitgeber in der Phase der zweiten Infektionswelle kritisiert und die Beschlüsse von Bund und Ländern für mehr Homeoffice begrüßt. „Es ist gut, dass die Arbeitgeber jetzt per Verordnung zu mehr Homeoffice-Angeboten gebracht werden sollen“, sagte Montgomery der „Rheinischen Post“. In dieser zweiten Welle seien noch viel zu viele Büros offengelassen worden. „Es gab sogar Unabkömmlichkeitserklärungen, die an Arbeitnehmer verschickt wurden, obwohl dies nicht unbedingt nötig gewesen wäre“, kritisierte der Weltärztepräsident. „Die Arbeitgeber hatten einen Anteil daran, dass die Infektionszahlen noch einmal so stark steigen konnten“, so Montgomery. Er begrüßte den Beschluss, die gemeinsame Öffnungsstrategie klug vorzubereiten, „damit die Länder nicht irgendwann wieder in voreilige, unabgestimmte Lockerungen verfallen und wir einen weiteren Lockdown riskieren“, so der Mediziner. +++

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