Hünfelder Flüchtlingsunterkunft wird auf Biennale ausgestellt

Biennale Architektur 2016 widmet sich dem Thema Flüchtlingsunterkünfte

Flüchtlingsunterkunft

Hünfeld. Die Ankunft von rund einer Million Flüchtlingen und Asylbewerbern im vergangenen Jahr beschäftigt nicht nur die Politik, sondern auch die Architektur. Deshalb ist der deutsche Beitrag auf der 15. Internationalen Architekturausstellung 2016 „La Biennale di Venezia“ dem Thema „Making Heimat. Germany, arrival country.“ gewidmet. Unter insgesamt 31 Projekten deutschlandweit hat das Deutsche Architekturmuseum für diese Ausstellung auch die Hünfelder Flüchtlingsunterkunft des DRK-Kreisverbandes Hünfeld an der Grotte ausgewählt. Für die Architektur und Konzeption dieser Unterkunft zeichnete das Architekturbüro Trapp-Wagner in Hünfeld-Mackenzell verantwortlich.

Insgesamt wurden Projekte in 28 weiteren Städten und zwei Konzepte ausgewählt, für die sich allerdings noch kein Investor gefunden hat. Während die Hünfelder Unterkunft bereits im Sommer vergangenen Jahres in Betrieb genommen werden konnte, handelt es sich bei den übrigen Beiträgen zum Deutschen Pavillon um Projekte, die noch in der Realisierung stehen oder erst wenige Wochen in Betrieb sind. Allen Projekten gemeinsam ist, dass kreative Lösungen gesucht wurden, möglichst wirtschaftlich, energieeffizient, aber auch schnell und sozial verträglich Unterkünfte zu schaffen, die häufig auch für Nachfolgenutzungen konzipiert sind, sollte der Bedarf an Flüchtlingsunterkünften zurückgehen. Die Ideen der Planer reichen dabei von Studentenwohnungen, über Ferienappartements bis hin zu multifunktionalen Konzepten für Umbauten von Wohn- und Bürogebäuden im Bestand.

Das Mackenzeller Architekturbüro, das für den Deutschen Pavillon in Venedig ausgewählt wurde, steht unter dem Titel „Raumgebung – Wir schaffen Flüchtlingen ein neues Zuhause“. Die Einrichtung ist für 90 Flüchtlinge konzipiert. Wert legten die Architekten Carsten Trapp und Stefan Wagner auf Funktionalität, Lebensqualität und eine optimale Integration an dem vorhandenen Standort. Die Unterkunft in Hünfeld gliedert sich in zwei Gebäudeteile, drei zweigeschossige Wohnmodule unter einem Dach sowie ein Gemeinschaftsgebäude, das sowohl Schulungs- und Gemeinschaftsräume, aber auch eine Teeküche, Verwaltungs- und Besprechungsräume sowie einen Lagerraum vorsieht. Die Architekten orientierten sich dabei an den Vorgaben der Deutschen Liga für Menschenrechte und des für die Flüchtlingsunterbringung zuständigen Landkreises Fulda. Sie entwickelten dieses Konzept in enger Abstimmung dem DRK-Kreisverband als Bauherr, der bereits in den 90er Jahren Flüchtlingsunterkünfte betrieben hatte und deshalb umfangreiche Erfahrungen bei der Konzeption, dem Zuschnitt und der Ausstattung solcher Einrichtungen in diese Aufgabe einbringen konnte. Die Entscheidung für einen zukunftsfähigen Neubau hatte seinerzeit Landrat Bernd Woide maßgebend getroffen.

Die Architekten schlugen dem Bauherrn eine „trockene“ Bauweise mit einem hohen Grad an vorgefertigten Elementen vor, um das Projekt sehr kurzfristig realisieren zu können. Wichtig war sowohl den Bauherrn als auch den Architekten, die Wohn- und Aufenthaltsbereiche hell und freundlich zu gestalten und unterschiedliche Zuschnitte – je nach Bedarf – auch Familien- oder Einzelzimmer zur Verfügung stellen zu können. Hohe Bedeutung haben für die Architekten auch die Farbkonzepte im Innen- und Außenbereich, die zu einer positiven Ausstrahlung und einem angenehmen Wohngefühl beitragen sollen. Gemeinschaftliche Einrichtungen, wie Küchen, Schulungs- und Gemeinschaftsräume, seien Orte der Begegnung und des Austauschs, heißt es in der Beschreibung des Bauwerks..

Neben anderen Spendern wie dem Förderverein Alte Kirche Sargenzell und dem Hünfelder Lionsclub hatte sich das Architektenbüro bei der Gestaltung der Außenanlagen auch selbst als Unterstützer eingebracht und ein Spielgerät für den Spielplatz gestiftet. Aufgrund der besonderen Konzeption konnte das Bauwerk in viereinhalb Monaten kostengünstig realisiert werden. Trotzdem mussten weder bei der Umwelttechnik noch der Wohnqualität Abstriche gemacht werden. So gibt es eine umweltfreundliche Pelletheizung, der Schallschutz entspricht hohen Anforderungen und der Sicherheit dienen Abschaltautomatiken, beispielsweise für Elektroherde und Wasserversorgung. Außerdem verfügt das Gebäude über eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und moderner Sicherheitstechnik.

Wie die Architekten Trapp-Wagner in ihrem Exposé schreiben, wird durch die kompakte, lang gezogene Bauform der Energiebedarf reduziert und eine höhere Belichtung der Räume erzielt. Die Holzbauweise habe eine kürzere Bauzeit erlaubt und trage durch die Dämmung zur Energieeffizienz bei. Wichtig war den Architekten, dass durch helle freundliche Wohnbereiche die Lebensqualität der Bewohner und damit auch das soziale Gemeinschaftsleben innerhalb der Einrichtung gefördert werden. +++ fuldainfo | hk