Caritas: Die bestehenden Freiwilligendienste stärken

Pflichtdienst ist eher kritisch zu sehen

Dr. Markus Juch, Diözesan-Caritasdirektor im Bistum Fulda

Seit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am vergangenen Wochenende die Debatte über einen sozialen Pflichtdienst für alle jungen Leute in Deutschland neu angestoßen hat, sind auch die Wohlfahrtsverbände verstärkt wieder angefragt, was sie von solch einer Idee halten. Als Träger vieler Sozial-Einrichtungen wie Altenpflegeheimen, Werkstätten für Menschen mit Behinderungen oder Wohnstätten für Kinder und Jugendliche, die zeitweise nicht in ihren Familien leben können, hat die Caritas im Bistum Fulda in früheren Zeiten auch viele Zivildienstleistende in ihren Reihen gehabt.

Seit Ende der Dienstpflicht haben viele Bundesfreiwillige und Absolventen eines freiwilligen sozialen Jahres die Möglichkeit genutzt, in einer Caritas-Einrichtung diesen Freiwilligendienst zu leisten. Außerdem ergänzen in vielen Arbeitsfeldern bei der Caritas auch Ehrenamtliche die Teams, um mit ihrem Engagement die Betreuung und Begleitung der Menschen mit Unterstützungsbedarf sicherzustellen. „Wir setzen voll auf die Freiwilligkeit und fahren damit sehr gut“, erläutert Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch. „der Grundgedanke eines verpflichtenden Dienstes, dass jeder etwas für die Gemeinschaft tut, ist sicher nicht falsch. Besser aber ist es doch“, so Juch weiter, „wenn dieser Wille, einen Betrag fürs soziale Miteinander zu leisten, aus eigenem Antrieb kommt. Und da erleben wir bei der Caritas – jetzt zum Beispiel auch im Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe für die Ukrainer – dass sehr viele Menschen bereit sind Zeit zu investieren und der Caritas bei ihren Aufgaben zu helfen!“

Die Caritas im Bistum Fulda empfiehlt, statt eines Pflichtdienstes besser die bestehenden Möglichkeiten noch attraktiver zu machen. Viele junge Menschen würden gerne aktiv werden, seien aber gar nicht darüber im Bilde, welche Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten es gebe. Durch flankierende Maßnahmen und gute Rahmenbedingungen – ähnlich wie im Ehrenamt – könne man sicher viele davon überzeugen, gerne einen solchen Einsatz abzuleisten. „Die Menschen, die einen solchen Dienst annehmen, müssen sich angenommen fühlen und gut begleitet sein“, erklärt Caritasdirektor Juch. „Ein solcher Dienst muss in der beruflichen Biografie positives Gewicht haben und sich beispielsweise auch auf die Rentenberechnung positiv auswirken. Auch als vorberufliche Qualifikation könnte ein Freiwilligeneinsatz sicher noch mehr ins Gewicht fallen. Es gibt also viele Möglichkeiten, den Freiwilligen spürbare Signale zu geben, dass die Gesellschaft ihren Einsatz wertschätzt und auch honoriert. Und es gehört am Einsatzort auch ganz klar eine deutliche Willkommenskultur dazu: Wir von der Caritas jedenfalls freuen uns über jeden Freiwilligen, der in einer Caritas-Einrichtung tätig werden will. Dieser junge Mensch gehört dann – auf Zeit – vollwertig mit dazu und trägt die Arbeit des Teams mit. Im Gegenzug für seinen Einsatz erhält er einen wichtigen Einblick in das gewählte Berufsfeld, lernt viel für sein eigenes Leben und findet womöglich auch ein wenig Orientierung, wie es anschließend mit ihm selbst weitergehen soll. Eine Gesellschaft mit solch motivierten jungen Menschen steht doch eigentlich sehr gut da, meine ich – Pflichtdienste würden da womöglich eher schaden!“ +++ pm