Ärzte kritisieren Modellversuch im Saarland

Weltärztepräsident: Impfstoff nicht nach Großbritannien exportieren

Coronavirus

Der Ärzteverband Marburger Bund hat den angekündigten Modellversuch im Saarland nach Ostern kritisiert, bei dem der Lockdown beendet werden soll. „Versuche in Modellregionen können in dieser Situation keine Alternative zum Lockdown sein“, sagte die Vorsitzende des Ärzteverbands, Susanne Johna, der „Rheinischen Post“. Die dritte Welle sei bereits im vollen Gange. „Ich sehe es kritisch, wenn mit dem Saarland ein zwar kleines, aber doch ganzes Bundesland einen Modellversuch durchführen will.“

Auch wenn die Inzidenz im Saarland noch relativ niedrig sei, bleibe völlig unklar, wie verhindert werden soll, dass viele Menschen aus anderen Bundesländern wegen der Öffnungen einreisen, sagte Johna. „Wo immer es Modellversuche geben wird, brauchen wir eine enge Überprüfung der Ergebnisse. Es muss vorher eindeutig geklärt sein, was positiv getestete Menschen tun müssen.“ Denn wo viel getestet werde, gebe es auch mehr falsch-positive und mehr falsch-negative Ergebnisse, sagte die Verbandschefin. „Kommunen, die sich als Modellregion beteiligen, müssen die Einhaltung der Quarantäne von positiv Getesteten auch überprüfen. Ich gehe davon aus, dass die B117-Corona-Variante in Deutschland bereits für rund 80 Prozent der positiven Corona-Tests verantwortlich ist“, sagte Johna.

Saar-Ministerpräsident verteidigt Plan für Öffnungen nach Ostern

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans hat seinen Plan für landesweite Öffnungen in seinem Bundesland nach Ostern gegen Kritik und Skepsis verteidigt. Das Saarland biete die Voraussetzungen für einen solchen Versuch, sagte er den ARD-Tagesthemen. „Wir sind im Moment mit einem Infektionsgeschehen am unteren Rand in Deutschland stabil, wir haben kein exponentielles Wachstum seit Wochen.“ Und er persönlich glaube daran, dass, wenn man mehr teste und dafür sorge, dass nur Menschen zusammen kämen, die „tatsächlich auch negativ sind, dass wir gerade damit exponentiellem Wachstum entgegenwirken können“. Wenn dieses allerdings auch im Saarland einsetze, „dann müssen wir natürlich auch das Modellprojekt noch mal in Frage stellen“, fügte der CDU-Politiker hinzu. Die Rückmeldung aus dem Land sei durchaus positiv, sagte Hans. „Weil die Menschen einfach auch ein Signal, eine Erzählung brauchen, die sie glauben können. Denn wir haben mit dem sehr langen Lockdown auch nicht die Erfolge erzielt, die wir erzielen wollten.“

Patientenschützer fordern tägliche Testpflicht für Altenpfleger

Patientenschützer fordern für Altenpflegekräfte eine tägliche Testpflicht, um die nach wie vor bestehenden Kontaktbeschränkungen für Heimbewohner lockern zu können. „Für 900.000 geimpfte Pflegeheimbewohner gelten weiterhin strengere Kontaktverbote als für alle anderen im Shutdown“, sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Diese schweren Eingriffe in die Freiheitsrechte würden immer wieder damit begründet, dass auch Geimpfte das Virus weitergeben könnten. Dieses Risiko könne aber durch tägliche Schnelltests minimiert werden, die die Mitarbeiter mittlerweile problemlos selbst durchführen könnten. „Würde die Bundesregierung das verbindlich regeln, könnte sich kein Bundesland aus der organisatorischen Verantwortung stehlen“, so Brysch. „Die bundesweite tägliche Schnelltestpflicht muss bei den Altenpflegekräften beginnen und kann dann auch für weitere Berufsgruppen wie Lehrer und Erzieher kommen“, fügte Brysch hinzu.

Weltärztepräsident: Impfstoff nicht nach Großbritannien exportieren

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat gefordert, Impfstoffe nicht mehr aus der Europäischen Union nach Großbritannien zu exportieren. „Europäisch gilt es, alle Unklarheiten im Zusammenhang mit der Verteilung von Impfstoffen zu beseitigen“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Wenn jetzt wie in Italien 30 Millionen Impfdosen von Astrazeneca gefunden werden, die für den Export nach Großbritannien bestimmt gewesen sein sollen, dann kann ich das nicht nachvollziehen.“ Montgomery argumentierte: „Wenn Großbritannien keine Impfstoffe in die EU exportiert, dann sollte es die EU umgekehrt auch nicht tun.“ +++