Die Krise des deutschen Baugewerbes ist nach Einschätzung des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks noch nicht vorbei. „Die Talsohle im Baugewerbe ist noch lange nicht durchschritten, vor allem nicht beim Wohnungsbau“, sagte Verbandspräsident Dittrich der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die kommenden Monate würden „verdammt hart“. Damit widerspricht Dittrich Bauministerin Klara Geywitz (SPD) in der Einschätzung, es gehe in der Bauwirtschaft wieder bergauf. „Politik sollte noch stärkere Anreize fürs Bauen geben, auch um dramatische Folgen für die Gesamtwirtschaft abzuwenden“, forderte der Verbandspräsident vor dem Wohnbautag in Berlin.
„Der Baubereich hat einen großen Anteil an der gesamten Wertschöpfung in diesem Land. Wenn es im Baubereich nicht wieder läuft, dann werden wir als Land insgesamt nicht aus der Rezession kommen“, so Dittrich. „Nach wie vor ist die Zahl der Baugenehmigungen zu gering. Und das spürt natürlich auch das Handwerk.“ Die Baunebenkosten seien viel zu hoch. „Wenn die Politik der Bautätigkeit wieder Schwung verleihen will, könnte sie beispielsweise die Grunderwerbsteuer deutlich senken. Das könnte sicherlich Impulse zur Ankurbelung der Bautätigkeit geben“, sagte Dittrich.
Deutsche Energie-Agentur kritisiert geringes Sanierungstempo
Die Chefin der Deutschen Energie-Agentur (dena) warnt davor, dass Deutschland sein Ziel, den Gebäudesektor bis 2045 klimaneutral zu machen, verpassen könnte, weil das energetische Sanieren nicht in Gang kommt. „Der Transformationsprozess geht zwar voran, aber viel zu langsam“, sagte Corinna Enders den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Noch immer würden zwei Drittel der Gebäude in Deutschland mit Gas und Öl beheizt. Der Anteil der installierten Wärmepumpen im gesamten Gebäudebestand liegt demnach lediglich bei sieben Prozent. Enders plädierte daher dafür, energetisches Sanieren nun seriell anzugehen. So könnten beispielsweise in ein zu sanierendes Gebäude außerhalb der Baustelle modular vorgefertigte Elemente eingebaut werden, wie zum Beispiel gedämmte Fassaden, PV-Dächer und Haustechnikmodule. Dies würde sich für jegliche Gebäudetypen anbieten, also sowohl Wohn- als auch Nichtwohngebäude.
Bis 2030 könnten durch serielles Sanieren jedes Jahr bis zu 200.000 Wohneinheiten renoviert werden, sagte Enders. Bis 2045 – wenn die Klimaneutralität erreicht sein soll – könnten dann vier Millionen Gebäude saniert sein. „Bei zügigem Markthochlauf können so bis 2045 mindestens 25 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr eingespart und der Gebäudesektor auf Zielpfad gebracht werden“, so Enders. Die dena-Chefin sagte jedoch auch, dass „noch einiges zu tun“ sei, bis das serielle Sanieren auf den breiten Markt übergehen kann. Im Gebäudesektor wurden 2023 erneut die CO2-Minderungsziele der Bundesregierung nicht eingehalten. Damit ist die Bundesregierung verpflichtet, ein Sofortprogramm aufzulegen, um den Überschuss an CO2-Emissionen wieder einzusparen. Nach Berechnungen des Sachverständigenrats für Umweltfragen ist das CO2-Buget, das Deutschland nach dem Pariser Abkommen bei einer Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad zusteht, mittlerweile aufgebraucht. +++