Sergiew Posad feierte den 700. Geburtstag des Heiligen Sergius

Fulda/ Sergiew Posad. Fuldas russische Partnerstadt Sergiew Possad feierte den 700.ten Geburtstag ihres Gründers Sergius von Radoneschski mit einem großen Fest und einer Vielzahl von Veranstaltungen. Dabei war auch auf Einladung des neuen Oberbürgermeisters Victor Bukin eine fünfköpfige Fuldaer Delegation. Die Stadtverordneten Walter Krah als Delgationsleiter und Patricia Fehrmann, das Ehepaar Ursula und Dieter Lachmann vom Förderkreis Sergiew Possad sowie der Vorstandssprecher des Klinikums Fulda, Privatdozent Dr. Thomas Menzel, überbrachten die Grüße der Stadt und von Oberbürgermeister Gerhard Möller, der aus Termingründen leider nicht teilnehmen konnte.

Wie runderneuert

Um es vorweg zu sagen: Die Eindrücke waren grandios. Speziell diejenigen aus Fulda, die schon teilweise mehr als 20 Jahre in regelmäßigen Abständen nach Sergiew Possad gekommen waren, trauten ihren Augen nicht. Fortschritte hatte es seit 1991 ständig gegeben. Das kulturelle Angebot war stets auf hohem Niveau, die Zahl der Autos hatte sich vervielfacht und dem tristen und morbiden Grau der Häuserzeilen waren schon früher partiell frische Farben und moderne Architektur gefolgt. Zum Jubiläum zeigte sich Sergiew Possad jetzt aber geradezu runderneuert. Kein Haus der großflächigen Innenstadt blieb ohne einen neuen Anstrich, alle Bauruinen früherer Jahre waren verschwunden, die offiziellen Gebäude und deren Umfeld wurden mit Blumenarrangements und technischen Neuerungen wie z.B. Wasserspiele herausgeputzt, selbst die Mülleimer in den Nebenstraßen waren in sehenswerten kleinen Umstellhäuschen untergebracht worden. Dort, wo noch wenige Wochen vor dem großen Fest die Ruine eines vor Jahrzehnten abgebrannten Kinos gestanden hatte, entstand ein Park mit einem großen Denkmal des Stadtgründers und Nationalheiligen Sergius und seiner Familie. Einheimische berichteten von Arbeiten, die auch in den Nächten der letzten Wochen vor dem Fest nicht unterbrochen wurden. Und selbst die Lawra, eines der beiden ranghöchsten Klöster Russlands und ohnehin schon in bestem Zustand, hatte noch einmal eine Renovierung erfahren.

Putin eröffnete das Fest

Die Folgerung war eindeutig: Moskau hatte dieses Fest zu einem nationalen kulturellen Großereignis hochgestuft und die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt, die von der 112000 Einwohner-Stadt – 70 Kilometer nordöstlich von Moskau – nie hätten aufgebracht werden können. Welchen Wert Moskau diesem Ereignis beigemessen hatte, zeigte sich in einer unmissverständlichen Geste: Präsident Wladimir Putin eröffnete dieses gigantische Fest vor etwa 20000 Menschen auf dem Krasnogorskaja-Platz. Vor ihm durfte niemand und nach ihm nur noch der ranghöchste Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyril, sprechen. Der dominante Staat sucht unübersehbar die Nähe zur wiedererstandenen orthodoxen Kirche und distanziert sich gleichzeitig von der Ära des Kommunismus, in der in der Sowjetunion etwa 100 000 Kirchen geschleift wurden.

Kloster als Weltkulturerbe

Der Besuch Putins am Grab des Sergius flimmerte immer wieder in Endlosschleifen tagelang über russische Fernsehsender und zeigte den täglichen Massenandrang von bis zu 30.000 Gläubigen in diesem russischen Nationalheiligtum, dem Dreifaltigkeitskloster, das 2003 zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Gemeinsam mit vielen Bischöfen und hochrangigen Priestern aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der russisch-orthodoxen Kirche zelebrierte Patriarch Kyril einen Gottesdienst überdacht im Freien. Auch die Fuldaer Delegation gehörte mit Delegierten aus einer Reihe weiterer Partnerstädte zu den Privilegierten. Diese kamen aus Polen, Serbien, Armenien und Abchasien am Schwarzen Meer. In einer ausgesprochen freundschaftlichen Atmosphäre verbrachten die Delegationen vier gemeinsame Tage, ständig begleitet und umsorgt von jungen, mehrsprachigen Volontears. Die stundenlange tägliche Präsenz des neuen Oberbürgermeisters Viktor Bukin und mehrerer Amtsvorhänger sowie Mitgliedern des Magistrats war ein deutlicher Hinweis auf die Bedeutung, die diesen Städtepartnerschaften beigemessen wird. Neben den offiziellen Veranstaltungen wurde den Delegierten auch die Möglichkeit zu Besuchen von kulturellen und historischen Stätten wie dem Kreml in Rostov geboten. Zeit blieb auch für Treffen mit langjährigen Bekannten und Freunden, die mit dem Freundeskreis Sergiew Possad-Fulda eng zusammenarbeiten. Ins Leben gerufen wurde die Partnerschaft durch den damaligen Oberbürgermeister Dr. Hamberger 1991.

Medizinische Projekte geplant

Als Mitglied der Fuldaer Delegation besuchte Priv.-Doz. Dr. Menzel auf Einladung das dortige Klinikum, ebenfalls ein Haus der Maximalversorgung mit 700 Betten. Gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte aller Fachrichtungen versorgen hier die Einwohner der Stadt und der Region. Seit 2005 besteht ein Austausch auf ärztlicher Ebene. Im Rahmen des Besuches wurden konkrete Projekte für eine zukünftige Zusammenarbeit besprochen. Dr. Menzel: „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Zusammenarbeit weiter intensivieren können.“ +++ fuldainfo