Hannover. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) lehnt weitere Castor-Transporte mit hoch radioaktivem Abfall in sein Bundesland kategorisch ab: „Niedersachsen hat über Jahrzehnte hinweg den Atommüll aus anderen Bundesländern treu und geduldig aufgenommen. Wir hatten bürgerkriegsähnliche Verhältnisse bei diesen unsäglichen Castor-Transporten quer durch das Land“, sagte Weil im Interview der „Welt“. „Bei allem Verständnis: Niedersachsen hat seinen Teil getan. Jetzt sind auch mal die anderen dran.“
Aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield sollen 21 Behälter mit Atommüll nach Deutschland zurückgebracht werden. Bisher haben nur Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg angeboten, Castoren in Zwischenlagern aufzunehmen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) drohte inzwischen, den radioaktiven Abfall bundesweit zu verteilen. „Ich gehe davon aus, dass sie die Sonderrolle Niedersachsens dabei zu würdigen weiß“, entgegnete Weil. Im Streit um den Netzausbau appellierte der niedersächsische Regierungschef an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), den bayerischen Ministerpraesidenten Horst Seehofer (CSU) „an seine Zusagen“ zu erinnern.
Im Sommer 2013 habe Seehofer „genau die Beschlüsse mit gefasst, die er jetzt angreift“, sagte Weil. „Jetzt muss ihn die Kanzlerin beim Wort nehmen.“ Seehofer stellt die Notwendigkeit neuer Hochspannungsleitungen grundsätzlich in Frage. Weil plädierte dafür, die Stromtrassen in Teilbereichen unterirdisch verlaufen zu lassen. Zwar seien Erdkabel deutlich teurer, doch werde man auf manchen Streckenabschnitten mit Erdkabeln sehr viel leichter voran kommen. Um den Anstieg der Energiepreise zu dämpfen, forderte Weil, die Stromsteuer zu senken. „Wir werden über die Struktur der Energiepreise reden müssen. Im Moment haben wir einen Staatsanteil von mehr als 50 Prozent“, sagte er. „Das kann auf Dauer nicht so bleiben.“ +++ fuldainfo
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