VR Genossenschaftsbank Fulda eG: Unternehmergespräch 2017

Reckhard: „Unternehmensnachfolge ist vor allem ein psychologisches Thema“

Fulda/Künzell. „Wenn wir von Unternehmensnachfolge reden, dann ist das für uns synonym mit Existenzgründung. D. h., wenn ich von Existenzgründung rede, dann impliziert das auch immer die Unternehmensnachfolge. Die Unternehmensnachfolge ist für uns ein sehr relevantes Thema. In Hessen gibt es pro Jahr um die 8.000 Unternehmensnachfolgen“, sagte Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Strukturbank Hessen – kurz: WI Bank – am Standort Frankfurt a. Main auf dem gestrigen Unternehmergespräch im Hotel „Der Florenberg“, zu dem die hiesige VR Genossenschaftsbank Fulda eG eingeladen hatte. Reckhard fungierte neben dem Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda Stefan Schunck als Hauptreferent des gestrigen Abends.

Gastreferent Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Strukturbank Hessen (WI Bank)In seinem ca. 30-minütigen Redebeitrag legte Reckhard den etwa 100 Zuhörern im Besonderen das Thema „Unternehmensnachfolge“ dar. Hier ging das Mitglied der Geschäftsleitung auch auf die Entscheidungsfindung der Kreditwürdigkeit ein. Als Aufhänger diente Reckhard ein Erlebnis, dieses er im Kontext eines anderthalbstündigen Beratungsgesprächs mit dem Eigentümer eines sehr erfolgreichen Unternehmens und mit seinem Nachfolger, dieser Reckhard lediglich als „Sohnemann“ vorgestellt worden war.

Michael Reckhard: „In der Regel scheitert eine Unternehmensnachfolge – das zeigt unsere Erfahrung – niemals an Geld, sondern an den sogenannten ‚weichen Faktoren‘. Und sie scheitert insbesondere daran, dass derjenige, der sein Lebenswerk übergibt, damit nicht klarkommt und das nicht schafft. Unternehmensnachfolge ist vor allem ein psychologisches Thema – das ist etwas, was wir in unseren vielen, vielen Beratungsgesprächen gelernt haben – teilweise auf bittere Weise; Deswegen gehen wir dazu über in den Beratungsgesprächen, wenn jemand zu uns kommt, mit dem Thema Unternehmensnachfolge, nicht nur über die Finanzierung zu sprechen, sondern über das, was wir den ‚weichen Faktor‘ nennen. D. h., wir versuchen zu eruieren, wie das Verhältnis desjenigen ist, der ein Unternehmen übernehmen möchte, zu dem, der es abgibt. IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck Ganz wichtig – das sagen wir auch immer bei Veranstaltungen, die wir machen, zum Thema ‚Wirtschaftsförderung und Unternehmensnachfolge‘ – ist die frühzeitige Planung. Es macht ganz viel Sinn, eine frühzeitige Unternehmensnachfolge zu organisieren – und mit frühzeitig meine ich nicht von Juni bis Weihnachten –, sondern mindestens drei Jahre vorher – eher länger, je nach Komplexität und Größe des Unternehmens, sonst wird es schwierig. Und es gibt noch einen Aspekt, der hier wichtig ist: Die Auswahl der Berater ist entscheidend. Es macht sehr viel Sinn, Berater zu nehmen, denen man erstens vertraut; Das sind dann oftmals die langjährigen Steuerberater und Rechtsanwälte, aber es macht im Übrigen auch Sinn, einen Berater zu nehmen, der bislang noch Garnichts mit der Sache zu tun hatte, der sozusagen den ‚Blick des objektivem Dritten‘ auf die Angelegenheit wirft. Auch das erscheint uns nicht unwichtig.“

Manfred Gerhard, Vorstand VR Genossenschaftsbank Fulda eG In seinem Gastvortrag „Vom Rand in die Mitte: Wo steht die Region Fulda heute und morgen?“ warf IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck einen Blick auf die derzeit boomende Wirtschaftsregion Fulda und gab einen Ausblick in die Zukunft. Zwar habe sich nach dem Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda die Region in den vergangenen 25 Jahren wirtschaftlich betrachtet gut entwickelt, dennoch werden uns in den kommenden Jahren der Demografische Wandel und der zunehmende Trend der Digitalisierung vor neue Herausforderungen stellen. Korrelierend dessen sowie für die Zukunft fit zu sein, sieht Stefan Schunck es erforderlich, insbesondere dem Thema „Qualifizierung“ in naher Zukunft zunehmende Bedeutung zu geben.

Stefan Schunck: „Die Digitalisierung wird auch Konsequenzen für die Berufsbilder nach sich ziehen; Daher muss in Zukunft Qualifizierung das Thema für die Arbeitgeber sein, wenn nicht sogar die verstärkte Medienkompetenz an Schulen und Bildungseinrichtungen.“

Gastgeberin und Inhaberin des Hotels „Der Florenberg“ Leonora Frohnapfel Gastgeberin und Inhaberin des Hotels „Der Florenberg“ Leonora Frohnapfel ging in ihrem Grußwort auf die Unternehmenshistorie ihrer Familie ein. Unmittelbar verbunden sei der Florenberg mit der Familie Frohnapfel und umgekehrt – und das über Generationen. Seit vielen Generationen wohl immer eine Gaststätte – heute vor allem, nach dem Umbau zur Beherbergungsstätte, „ein Ort für Menschen, die zusammenkommen, ein Ort fürs ganze Leben“, ist Leonora Frohnapfel heute – nach umfangreichen, beruflichen Erfahrungen – u. a. am Theater – stolz darauf, am familiengeführten Unternehmen anzuknüpfen.

Thomas Sälzer, Vorstand VR Genossenschaftsbank Fulda eGThomas Sälzer vom Vorstand der VR Genossenschaftsbank Fulda eG dankte abschließend den Gästen für ihr Kommen und ihrem damit verbundenen Interesse am diesjährigen Unternehmergespräch sowie der gestrigen Gastgeberin Leonora Frohnapfel. Weitere Dankesworte galten den Referenten Dr. Michael Reckhard und Stefan Schunck. Er verblieb mit den Worten: „Scheitern muss erlaubt sein, solange die VR Genossenschaftsbank Fulda kein Geld verliert.“   +++ jessica auth

Thomas Sälzer (Vorstand VR Genossenschaftsbank Fulda eG), Stefan Schunck (Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda), Dr. Michael Reckhard (Mitglied der Geschäftsleitung der WI Bank am Standort Frankfurt a. M.) und Manfred Gerhard (Vorstand VR Genossenschaftsbank Fulda eG),

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