Verdi pocht auf Hitzeschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz

DGB unterstützt Forderung nach Hitze-Siesta

Verdi-Bundesvorstandsmitglied Dagmar König hat die Arbeitgeber in der Debatte über eine Hitze-Siesta aufgefordert, mit Gewerkschaften und Betriebsräten über Maßnahmen zu verhandeln, die das Arbeiten bei Hitze erträglicher machen. „Arbeitgeber müssen eine Gefährdungsbeurteilung durchführen, um langfristige Maßnahmen festzulegen“, sagte König der „Rheinischen Post“. „Wichtig ist, rechtzeitig Vereinbarungen mit den betrieblichen Interessenvertretungen in den Betrieben und Einrichtungen zu treffen, die das Arbeiten erträglich machen“, sagte sie. „Nach der Arbeitsstättenverordnung haben Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass Arbeitsstätten so eingerichtet und betrieben werden, dass von ihnen keine Gefährdungen für die Gesundheit der Beschäftigten ausgehen“, sagte König.

DGB unterstützt Forderung nach Hitze-Siesta

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) unterstützt die Forderung der Amtsärzte nach einer Hitze-Auszeit für Arbeitnehmer während der Mittagsstunden in den heißen Sommermonaten. „Beschäftigte vor Hitze zu schützen ist Verantwortung der Arbeitgeber – und der Schutz muss zum jeweiligen Arbeitsplatz genau passen“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der „Rheinischen Post“. „Die Arbeitszeit in den kühleren Stunden des Tages stattfinden zu lassen, ist ein denkbares Instrument“, sagte Piel. „Im Büro gehört auch effektiver Sonnenschutz dazu – etwa, dass Jalousien auch nachts zu bleiben und die Lüftung durchläuft. Wärmequellen wie Drucker und Kopierer aus Arbeitsräumen zu entfernen, eine gelockerte Kleiderordnung sowie die Bereitstellung von Getränken schaffen ebenfalls Abhilfe“, sagte Piel. Der Arbeitsschutz biete jetzt schon gute Leitplanken und gleichzeitig die notwendige Flexibilität für individuelle Lösungen in den Betrieben. „Jedoch nicht alle Arbeitgeber setzten es um. Deshalb braucht es mehr Kontrollen und mehr Personal in den Arbeitsschutzbehörden“, forderte sie. Der Verband der Amtsärzte hatte vorgeschlagen, wie in südlicheren Ländern künftig auch in Deutschland eine längere Mittagspause für Beschäftigte in den Sommermonaten einzuführen.

Linke für Hitzefrei ab 37 Grad für Arbeiten im Freien

Vor dem Hintergrund der wachsenden Zahl von Hitzetagen in Deutschland fordert Linken-Chefin Janine Wissler eine Temperaturobergrenze für Arbeiten im Freien. „Wenn es im Büro Temperaturobergrenzen für das Arbeiten gibt, dann muss es sie fairerweise auch für den Außenbereich geben, wo man sich oft vor starker Sonneneinstrahlung und Hitze noch viel schlechter schützen kann“, sagte Wissler den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die klimatischen Bedingungen hätten sich auch in Deutschland geändert. „Insofern bedarf der Arbeitsschutz im Freien dringend einer Klimakrisen-Anpassung im Arbeitsrecht.“ Konkret will sie einen Stopp von Tätigkeiten im Freien ab 37 Grad. „Bei Extremhitze um die 37 Grad muss in bestimmten Berufen, in denen ein Schutz nicht möglich ist, die Arbeit eingestellt werden und ein Sommerausfallgeld greifen“, forderte die Linken-Politikerin. Arbeiten bei extremer Hitze führe zu gesundheitlichen Problemen wie Hitzschlag, Sonnenstich und Krämpfen. Es liege in der Verantwortung der Arbeitgeber, ihre Beschäftigten vor diesen Risiken zu schützen. „Angesichts des Klimawandels sollten Schutzmaßnahmen wie Sonnensegel und regelmäßige Pausen zum Standard werden.“ Zudem müsse die für 2026 geplante Einführung einer bundeseinheitlich verbindlichen Kontrollquote beim Arbeitsschutz vorgezogen werden. Vorschlägen, nach denen der Hitze mit einer Art Siesta für alle begegnet werden könnte, steht sie eher skeptisch gegenüber. Das könne „individuell eine gute Lösung sein“, sagte Wissler. „Allerdings muss man dabei auch im Blick haben, dass die Menschen immer längere Anfahrtswege zu ihrer Arbeit haben. Es geht natürlich nicht, dass die Menschen durch eine Streckung des Arbeitstages irgendwann gar nicht mehr zu Hause sein können.“ +++

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