Urbaner Klimawandel: Worauf müssen wir uns künftig einstellen?

Der Klimawandel verändert auch das Wohnen in Städten.

Derzeit messen Metrologen in jedem Jahr neue Hitzerekorde. Das ist für uns nichts Neues, sondern wurde bereits vor Jahren von Experten vorhergesagt, dass die Erwärmung beschleunigt vonstattengehen wird. Gerade in größeren Städten leiden die Menschen unter den immer höher werdenden Temperaturen. Sowohl kranke als auch ältere Menschen leiden besonders. Doch was kann in einer Stadt verbessert werden, um auf die Klimaentwicklungen zu reagieren? Genau um dieses Thema dreht sich unser Artikel.

Was der Klimawandel für die Städte bedeutet

Laut dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit ist die durchschnittliche Temperatur global um 1 Grad angestiegen, seitdem die Industrialisierung begonnen hat. Im Moment erwärmt sich die Erde jährlich um 0,2 Grad. Das klingt erst einmal nicht besorgniserregend, kann aber verherrende Folgen haben. Experten, wie unter anderem Prof. Matthias Schuler, äußerten sich bereits dazu, wie sich die Zukunft für Städte entwickeln könnte. In dicht besiedelten Städten geht man davon aus, dass die Temperaturen künftig um fünf bis zehn Grad höher ausfallen könnten. Teilweise würden dann die Temperaturen auf über 40 Grad steigen und tropische Nächte (mit über 20 Grad) würden ebenfalls häufiger auftreten. Im Sommer ist diese Entwicklung vor allem für ältere Menschen sowie kranke Personen gefährlich. Im Winter wiederum kann es Entlastung in Sachen Heizkosten bieten. Dennoch bleibt der Sommer eine Gefahr.

Warum die Hitze besonders in Städten problematisch ist

Durch die in Städten konzentrierten Baumassen wird Hitze dort besonders gespeichert. Dadurch bremst sich auch der Effekt einer kühlenden Wirkung. Wenn beispielsweise eine kühle Brise, die durch die Stadt fegen würde, von Bauwerken durchbrochen wird, steigt die Durchschnittstemperatur. Dieses Phänomen lässt sich beispielsweise schon jetzt in Tokio beobachten. Die Stadt liegt in Sachen Temperaturen etwa sieben Grad höher als die umliegenden Gegenden. Doch wie ist es in Europa? Unser Klima wird im Verlaufe der Jahre Prognosen zufolge immer mediterraner. Beispielsweise arbeitet die Stadt Paris bereits jetzt an einem Konzept für 2030, um die großen Avenues zu verschatten. Für europäische Städte kommen daher Konzepte zum Einsatz, die ursprünglich für arabische Wüstenstaaten gedacht waren.

Hitze innen und außen – wie damit umgehen?

Bereits jetzt ist es für viele Menschen ein Kraftakt, mit der aktuellen Hitze im Sommer zurechtzukommen. In den eigenen vier Wänden ist es mit dreifachverglasten Fenstern, Beschattung, Stoßlüften und Klimageräten schon aushaltbar. Im Freien wird es dagegen schwierig. Noch dienen uns beispielsweise Ventilatoren als bequeme Lösung zur Abkühlung. Sie helfen zwar im sommerlichen Alltag und sorgen für frischen Wind und Abkühlung. Wie die Wirkung mit der stark ansteigenden Temperatur in den nächsten Jahren zur Geltung kommt bleibt abzuwarten. Vor allem da viele Menschen Ventilatoren gerade über Nacht ausschalten. Im Auto und in Restaurants, Cafés und Kinosälen wird man sich aber auch künftig schätzen gekühlte Luft zu spüren.

Wer also beispielsweise jetzt zum Bauherr wird und in einer Stadt (die ja generell gefährdeter ist für hohe Temperaturen) bauen möchte, sollte vorplanen.

• automatische Lüftungsanlage
• feste Klimaanlage
• Heizung mit Kühlfunktion
• automatisierte Beschattung
• selektive Gläser

Möglichkeiten gibt es reichlich. So können Rollläden eingebaut werden, die im Sonnenverlauf hoch- und runterfahren. Das spart einerseits Energie, hält aber auch die Temperatur. Für die Heizung wird unter anderem eine Flächenheizung in der Wand empfohlen, die mit einer geothermischen Wärmepumpe betrieben wird. Auf diese Weise könnte die Heizung nicht nur heizen, sondern auch kühlen. Sollte die Grundwassertemperatur im Ort zwischen 10 und 14 Grad besitzen, dann bringen auch Fußbodenheizungen den gleichen Effekt, wenn sie über eine Sonde am Grundwasser angeschlossen sind. Selektive Gläser wiederum lassen nur einen Dritten der Wärme durch die Sonne ins Innere. Gleichzeitig aber zwei Drittel des Lichts. So lassen sich Konzepte mit viel Licht, aber trotzdem kühlen Temperaturen realisieren. Möglich ist das durch eine Beschichtung in den Gläsern, die die Wärmeenergie aus dem Licht herausfiltert.

Nicht mehr Regen, aber intensiver

Gleichzeitig zum Problem der steigenden Temperaturen könnten sich mit der Klimaveränderung noch weitere Situationen ergeben. Forscher sind der Ansicht, dass wir künftig zwar nicht unbedingt mehr Niederschlag hinnehmen müssen, dafür aber intensivere Regenfälle. Wenn es also jetzt regelmäßig regnet, könnte es beispielsweise in Zukunft an zwei oder drei Tagen so heftige Regenfälle geben, in denen durchschnittliche Niederschlagsmengen des ganzen Monats auf die Erde fallen. Auch hier bekommen Städte und generell Orte mit versiegelten Böden ein Problem. Dadurch kann es passieren, dass eine Art Regenflut nicht nur von oben kommt, sondern durch vollkommen überlastete Kanäle auch von unten. So ein Ereignis ist bereits in der Vergangenheit einige Male passiert und dürfte uns auch zukünftig immer häufiger treffen.

Welche Maßnahmen können Städte und Bürger ergreifen?

Schon jetzt ist es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen und die Planung für die Zukunft zu ändern. Das bedeutet, dass beispielsweise einige Städte das Ziel verfolgen, nicht mehr so viele Flächen zu versiegeln. Auch Rückhaltemaßnahmen für aufkommenden Starkregen sind wichtig. Hierbei müssen Bauherren für ein Rückhaltebecken sorgen, damit bei Regen kein weiteres Wasser in den Kanal fließt. Da solche Maßnahmen teuer sind, werden sie nicht immer ergriffen, obwohl es gerade mit Blick auf die Zukunft sehr wichtig wäre. Viele Parteien (beispielsweise die Umweltministerin Deutschlands) drängen daher auch auf rasche Nachbesserungen in Bezug auf den Klimaschutz. Möglicherweise treffen derartige Anforderungen künftig auch private Bauherren. Schon jetzt werden oftmals begrünte Dachflächen gefordert. Das dient nicht nur der Natur im Allgemeinen, sondern auch der Gefährdung durch zu hohe Niederschlagsmengen. Durch die Begrünung läuft der Regen zeitlich versetzt ab und die Kanalisation wird nicht so stark gefordert und schneller überlastet. +++ pm