Umfrage: 54 Prozent befürworten beschlossene Lockdown-Maßnahmen

Infektiologe: "Enorm wenige" Kinder wegen Corona im Krankenhaus

Die meisten Bundesbürger befürworten die Bund-Länder-Beschlüsse vom Dienstag. Eine Mehrheit von 54 der Befragten findet die beschlossenen Maßnahmen laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und n-tv alles in allem angemessen, 27 Prozent gehen sie zu weit und 18 Prozent gehen sie noch nicht weit genug. Weiterhin geben 79 Prozent der Bundesbürger an, sich im Alltag an die beschlossenen Regelungen zu halten. 19 Prozent hingegen sagen, das nicht immer tun zu wollen, darunter mit 51 Prozent mehrheitlich die Anhänger der AfD.

Skeptisch sind die Bundesbürger laut der Umfrage im Hinblick auf die Wirksamkeit der gestern beschlossenen Maßnahmen: 32 Prozent glauben, dass es mithilfe der Maßnahmen gelingen wird, die Infektionszahlen deutlich zu reduzieren, 55 Prozent glauben das hingegen nicht. 13 Prozent der Befragten trauen sich keine Einschätzung zu. Meinungen zu den Maßnahmen für Schulen und Kindertagesstätten 69 Prozent, und damit die große Mehrheit der Bundesbürger, findet es richtig, dass Schulen und Kindertagesstätten bis mindestens Ende Januar weiter überwiegend geschlossen bleiben. Auch von den Eltern befürwortet eine große Mehrheit (65 Prozent) diese Maßnahme. 27 Prozent der Befragten geben dagegen an, es nicht richtig zu finden. Meinungen zur Versorgung der Bevölkerung mit dem Corona-Impfstoff 45 Prozent der Bundesbürger haben den Eindruck, dass unter den gegebenen Umständen das Bestmögliche getan wurde, um die Bevölkerung in Deutschland ausreichend mit Impfstoff zu versorgen. 42 Prozent dagegen meinen, dass es hierbei gravierende Versäumnisse gab. 42 Prozent der Kritiker der Impfstoffbeschaffung (19 Prozent aller Bundesbürger) meinen, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die EU seien gleichermaßen dafür verantwortlich. Während 45 Prozent der Bundesbürger meinen, dass bei der Impfstoffbeschaffung das Bestmögliche getan wurde, sind mit 22 Prozent deutlich weniger der Meinung,  dass die Corona-Impfung in den einzelnen Bundesländern gut anläuft. Die große Mehrheit von 68 Prozent hat aber den Eindruck, dass die Corona-Impfung in den Bundesländern besser organisiert werden müsste. Meinungen zur SPD-Kritik an der Beschaffung des Corona-Impfstoffs Dass es der SPD bei der Vorlage ihres 24-Fragenkatalogs zur Beschaffung des Impfstoffs vor allem um die Sache geht, glauben nur 14 Prozent der Bundesbürger. 73 Prozent meinen, die SPD versuche in erster Linie, die aktuelle Situation parteipolitisch für sich auszunutzen. Auch von den SPD-Anhängern glauben 42 Prozent, dass es ihrer Partei bei dem Fragenkatalog vor allem um parteipolitische Interessen gehe. Für die Erhebung wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL am 6. Januar 2021 insgesamt 1.020 befragt.

SPD-Chefs verteidigen härtere Lockdown-Maßnahmen

Die Parteivorsitzenden der SPD Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans verteidigen die Entscheidung, die Maßnahmen zu verlängern und zu verschärfen. „Die Situation in der Pandemiebekämpfung bleibt sehr ernst“, sagten sie dem Nachrichtenportal Watson. Ihre Zustimmung zu den verschärften Maßnahmen begründen die Parteivorsitzenden so: „Die Auswirkungen des harten Shutdowns in der zweiten Dezemberhälfte – ebenso wie die der Lockerungen über Weihnachten – können wir heute noch nicht beurteilen, weil in dieser Zeit viel weniger getestet wurde und zudem die Meldungen verzögert übermittelt werden.“ Die Wissenschaft habe angesichts dieser Lage nicht nur zur Verlängerung, sondern auch zur Verschärfung des Shutdowns geraten. Esken und Walter-Borjans befürworten außerdem die Verlängerung des Kinderkrankengeldes um zehn Tage. „Alleinerziehende und Familien mit Kindern, die Homeoffice und Homeschooling gleichzeitig bewältigen müssen, leiden besonders unter den Maßnahmen“, so die SPD-Vorsitzenden.

Infektiologe: „Enorm wenige“ Kinder wegen Corona im Krankenhaus

In Deutschland wurden von März bis Ende Dezember etwa 800 Kinder mit dem Coronavirus in einem Krankenhaus behandelt. Das sagte der Leiter der Kinderklinik des Universitätsklinikums in Dresden, Reinhard Berner, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und bezieht sich dabei auf das Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Dort melden alle Kinderkliniken ihre stationären Fälle. Der Spezialist für Infektionskrankheiten bei Kindern bewertete diese Zahle als „enorm wenig“, wenn man sie auf die Gesamtzahl der 14 Millionen Kinder und Jugendlichen in Deutschland beziehe. Berner war auch in der großen Experten-Runde am Montagabend dabei, die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Ministerpräsidenten und Bundesminister zu weiteren Corona-Maßnahmen beraten hat. Über den Ausgang der Beratungen war Berner enttäuscht und hatte sich in der Runde gegen die Schließungen ausgesprochen, sagte er den Funke-Zeitungen. „Denn wissenschaftlich gesehen, gibt es keine klaren Gründe, warum Kitas und Schulen längerfristig geschlossen bleiben sollen. Von daher war ich gegen die Verlängerung der Schul- und Kitaschließungen über einen begrenzten Zeitraum hinaus.“ Berner wisse, dass Kinder weniger empfänglich für Infektionen seien. Vor allem je jünger sie seien. „Und wenn insbesondere junge Kinder mit Coronavirus infiziert sind, das ist ausreichend gut belegt, kommt es seltener zu einer Weitergabe der Infektion“, sagte Berner der Funke-Mediengruppe. Er zitierte Kenntnisse der Europäischen Gesundheitsbehörde: „Kinder sind nicht die Treiber der Pandemie“, sagte Berner. Er habe gehofft, dass die Bundesregierung erst alle Möglichkeiten ausschöpfe, um die Kitas und Schulen wieder zu eröffnen. „Die Frage ist nicht, was passiert am 10. Januar, sondern am 31. Januar?“ Das müsse die Politik jetzt vorbereiten. „Wir können nicht unendlich so weiter machen, das kann man den Kindern nicht zumuten“, sagte Berner. +++