Schießerei in München: Ermittler gehen von „klassischem Amoktäter“ aus

Kauder: Über Rolle sozialer Netzwerke nachdenken

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München. Nach den tödlichen Schüssen in einem Münchener Einkaufszentrum gehen die Ermittler von einem „klassischen Amoktäter ohne politische Motivation“ aus. Der Täter habe sich intensiv mit dem Thema Amok befasst, Hinweise auf einen terroristischen Bezug gebe es bisher nicht, sagte Polizeipräsident Hubertus Andrä. Es sei kein Bezug zum „Islamischen Staat“ (IS) und „überhaupt kein Bezug zum Thema Flüchtlinge“ festgestellt worden. Zudem hatte sich der junge Mann offenbar wegen einer Erkrankung aus dem „depressiven Formenkreis“ in Behandlung befunden. Bei der Schießerei in einem Münchener Einkaufszentrum hatte ein Mann mindestens neun Menschen erschossen und mehr als 20 weitere verletzt. Schließlich tötete er sich nach Angaben der Polizei selbst. Ein Beamter habe zwar auf den Mann geschossen, habe ihn dem Obduktionsergebnis zufolge jedoch verfehlt, so Andrä. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner handeln. Bei den Toten handele es sich um Personen, die in München lebten, erklärte Andrä weiter. Unter ihnen seien mehrere Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren.

Kauder: Über Rolle sozialer Netzwerke nachdenken

Der Fraktionsvorsitzende der Union im Bundestag, Volker Kauder, fordert nach der Gewalttat in München, neu über die Rolle der sozialen Netzwerke nachzudenken. Der Kampf gegen die Gewalt sei nicht nur Aufgabe der Sicherheitsbehörden allein, sagte Kauder in einem Gespräch mit der „Welt am Sonntag“. „Extremismus, Gewalt und Hass müssen in der Gesellschaft geächtet werden, egal woher diese kommen, ob von Links, von Islamisten, aus der rechten Szene oder von anderswo.“ Die Sprache im Netz sei verroht. „Man hat sich auch fast daran gewöhnt, dass extremistische Propaganda überall im Internet zu finden ist. Darüber müssen wir mehr reden.“ Die Freiheit des Netzes sei kein absoluter Wert, so Kauder. „Es ist unerträglich, dass das Video des Attentäters von Würzburg immer noch im Internet kursiert. Der Mann bekommt damit noch mehr Aufmerksamkeit. Das könnte auch andere zum Nachahmen der Tat verleiten. Auch diese ganzen Ego-Shooter-Spiele müssen einmal hinterfragt werden. Es gibt für alles Grenzen, wenn Gewalt damit gefördert wird.“

Bouffier tief betroffen

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat sich tief betroffen über den Anschlag von München gezeigt. „Die schreckliche Tat erfüllt uns alle mit Trauer und Entsetzen. Wir sind in Gedanken bei den Menschen, die Angehörige und Freunde verloren haben und die verletzt sind. Ihnen und ihren Familien gilt mein tiefes Mitgefühl.“ Gleichzeitig dankte der Regierungschef der Polizei und den Sicherheitskräften, die in dieser schwierigen Situation eine professionelle Arbeit geleistet haben. Er dankte auch den Menschen, die in dieser Nacht anderen geholfen haben, „ein starkes Zeichen der Solidarität“, so Bouffier. +++ fuldainfo