Russland-Sanktionen: Bundesamt für Ausfuhrkontrolle warnt vor Hysterie

Berlin. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gibt sich trotz der Sanktionen gegen Russland entspannt: „Ich warne vor einer Hysterie“, sagte Arnold Wallraff, Präsident des Amtes, am Donnerstag im Gespräch mit der F.A.Z. „Lasst die Kirche im Dorf.“ Die Menge, um die es gehe, sei gering. Die gesamten deutschen Russlandexporte machten etwa drei Prozent aller Ausfuhren aus. „Ich sehe nicht, dass allein deswegen die Konjunktur bei uns einbrechen muss. Dafür ist Russland als solches nicht wichtig genug“, sagte er der F.A.Z. Eine gewisse Besorgnis nehme er zwar wahr, aber die habe mehr mit Unsicherheit zu tun.

Dennoch reagiert die Behörde: „Wir richten gerade eine Telefonhotline ein und wollen noch diese Woche ein Merkblatt an Unternehmen verschicken“, sagte Wallraff weiter. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle prüfe Exporte mit „Dual use“-Gütern, die militärisch oder zivil eingesetzt werden. Die Sanktionen der EU untersagen deren Ausfuhr, wenn diese letztendlich an das Militär gehen oder zur militärischen Verwendung bestimmt sein könnten. Die Mitarbeiter prüfen demnach, wer die Güter erhalten soll und was damit passiert. Für die Ausfuhr nach Russland habe das Amt 2013 etwa 1.000 Einzelgenehmigungen und Voranfragen im Wert von 400 Millionen Euro geprüft. Mehr erwarte Wallraff in diesem Jahr auch nicht.

Schmidt kündigt EU-weite Task-Force zum russischen Importstopp an

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat die Einrichtung einer EU-weiten Task-Force angekündigt, die die Folgen des Moskauer Schrittes für die Landwirtschaft feststellen soll. Er habe diesen Schritt mit EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos vereinbart, sagte Schmidt der „Leipziger Volkszeitung“. Im Berliner Ministerium sei eine entsprechende Arbeitsgruppe zu den Konsequenzen für die deutsche Landwirtschaft bereits eingerichtet worden. Erst wenn der Sachverhalt korrekt festgestellt worden sei, „können wir detailliert darüber reden, ob und welche Folgen für die Bauern und deren Einnahmesituation konkret eintreten“, sagte der CSU-Politiker. Wegen wegbrechender Agrarexporte nach Russland erwartet Schmidt allerdings keine sinkenden Preise auf dem deutschen Lebensmittelmarkt. Der einheimische Markt befinde sich „im Gleichgewicht“ und Russland sei nicht das einzige Exportland. „Deshalb erwarte ich auch nicht, dass der Markt in starke Turbulenzen gerät. Dazu ist die Marktmacht Russlands nicht stark genug“, erklärte der Minister. In diesem Zusammenhang betonte er sein politisches Ziel, der „deutschen Landwirtschaft auch in Asien neue Ausfuhrmärkte zu erschließen“. Schmidt will deshalb in Kürze nach Asien reisen. +++ fuldainfo