Opel diskutiert Einstieg von Segula Technologies

Schäfer-Gümbel: Glaubwürdig von Tavares steht in Frage!

PSA und Opel haben den Opel-Gesamtbetriebsrat darüber informiert, über eine mögliche strategische Partnerschaft mit dem Entwicklungsdienstleister Segula Technologies diskutieren zu wollen. So sollen in Rüsselsheim Arbeitsplätze im Bereich Forschung & Entwicklung gesichert und der Rückgang an Arbeitsaufträgen von externen Unternehmen kompensiert werden. Der Vorschlag von Segula Technologies zielt darauf ab, einen europäischen Engineering-Campus und ein Center of Excellence in Rüsselsheim zu gründen. Die Aktivitäten würden über die Automobilindustrie hinausgehen – auch in Branchen wie Bahn und Energie. Bei einer Einigung würde Segula Technologies Anlagen der Fahrzeug- und Antriebsentwicklung sowie bis zu 2000 Mitarbeiter des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums übernehmen. Segula Technologies will den bis Juli 2023 vereinbarten Kündigungsschutz erhalten. Die potenzielle Partnerschaft steht unter dem Vorbehalt erfolgreicher weiterer Verhandlungen mit Segula Technologies und den Sozialpartnern sowie der Zustimmung verschiedener Gremien – inklusive des Opel-Aufsichtsrats. Opel-Chef Michael Lohscheller sagte: „Vor dem Hintergrund des drastischen Rückgangs an Arbeitsaufträgen durch externe Unternehmen in unserem Entwicklungszentrum haben wir verschiedene Lösungen untersucht. […] Wir werden den Vorschlag dieser strategischen Partnerschaft nun im Detail mit unseren Sozialpartnern diskutieren.“

Bouffier und Al-Wazir: „Gemeinsam die Zukunftsfähigkeit am Standort Rüsselsheim sichern“

„Für die Hessische Landesregierung hat sich nichts an der Einschätzung geändert, dass das Opel-Entwicklungszentrum ein unverzichtbarer Garant für den Fortbestand Opels als eigenständiger Marke ist. Die Zukunftsfähigkeit kann nur gelingen, wenn das Zentrum entsprechend ausgelastet ist. Bei den nun vorliegenden Plänen zu Teilen des Entwicklungszentrums, die offenbar auf lange Sicht in Teilen keine Auslastung mehr erreichen können, ist es wichtig, dass Arbeitnehmerschaft und Betriebsrat eingebunden und „mitgenommen“ werden, um eine verträgliche Lösung für alle Seiten zu erreichen. Die bereits gemeinsam getroffenen Vereinbarungen müssen eingehalten werden, nur so kann in einer fairen Partnerschaft gemeinsam die Zukunftsfähigkeit am Standort Rüsselsheim gesichert werden. Die Arbeitsplatzgarantie bis 2023 muss auch für die Mitarbeiter, die unter einem neuen Eigentümer weiterarbeiten, gewährleistet bleiben. Dazu ist die Hessische Landesregierung auch weiterhin in Gesprächen mit der Opel-Geschäftsführung und dem Betriebsrat“, betonten Ministerpräsident Bouffier und Wirtschaftsminister Al-Wazir in Richtung PSA. Es sei gut und wichtig, dass Opel die Entwicklungskompetenz auf 15 Kompetenzfeldern für den gesamten PSA-Konzern erhalten hat, darunter so wichtige Felder für die Zukunft des Automobils wie sparsamere Benzinmotoren, alternative Kraftstoffe und Brennstoffzelle. Die Hessische Landesregierung hält es für wichtig, dass möglichst große Teile des Entwicklungszentrums bei Opel verbleiben.

Schäfer-Gümbel: Glaubwürdig von Tavares steht in Frage!

Der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel sagte: „Das Internationale Technische Entwicklungszentrum in Rüsselsheim ist das Herzstück der Marke Opel. Ein Teilverkauf oder Verkauf auf Raten gefährdet die Eigenständigkeit des Unternehmens. Die war allerdings von Herrn Tavares zugesagt worden. Es darf keinen Ausverkauf geben und Herr Tavares muss Wort halten. Die Glaubwürdigkeit des PSA-Chefs ist schwer angekratzt durch diese Pläne. Opel darf nicht zur reinen Hülle verkommen. Die Opel-Beschäftigten verdienen eine Perspektive. Sie erwirtschaften die Gewinne, die erstmals seit Jahrzehnten geschrieben werden. Deswegen ist PSA den Beschäftigten auch klare Zusagen zur Standortsicherung und zu Investitionen in das Entwicklungszentrum schuldig.“ Der SPD-Landeschef forderte die PSA-Führung auf, sich an Arbeitnehmerrechte zu halten. „Sozialpartnerschaft und betriebliche Mitbestimmung bilden das Grundgerüst unseres solidarischen Wirtschaftsmodells. Wer das ignoriert, wird den erbitterten Widerstand der Belegschaft und der Politik erfahren. Sie haben in Deutschland Verfassungsrang. Kooperationen mit Opel dürfen nicht zur Aushöhlung der Mitbestimmung missbraucht werden. Die Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge des Entwicklungszentrums müssen weiter gelten“, so Schäfer-Gümbel.

Lenders: Teilverkauf kann neue Chancen für den Standort Rüsselsheim eröffnen

Anlässlich der bekannt gewordenen Pläne erklärte Jürgen Lenders, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag: „Allen war klar, dass nach dem Ausstieg von General Motors bei Opel ein schwieriger Umstrukturierungsprozess folgen würde. Trotz der Herausforderungen ist es PSA als neuem Opel-Eigentümer gelungen, das Unternehmen nach jahrelangen Verlusten wieder in die Gewinnzone zu führen. Wir sollten froh sein, dass PSA an den Automobilstandort Hessen glaubt und weiter investiert, denn ohne das Engagement des französischen Unternehmens würde die Perspektive für Rüsselsheim dramatisch schlechter aussehen. Die aktuellen Pläne sind Bestandteil der Umstrukturierung. Genauso wie die Übernahme von Opel durch PSA kann auch dieser Schritt neue Chancen für den Standort Rüsselsheim eröffnen. Segula beschäftigt weltweit 11.000 Fachkräfte und Ingenieure an 140 Niederlassungen und entwickelt technische Lösungen für die Automobilindustrie und viele weitere Branchen wie die Luft- und Raumfahrt oder Schienenfahrzeughersteller. Von dieser Kompetenz und dem breiten Fokus auf viele Branchen und Märkte können wir in Hessen profitieren. Segula ist schon bisher ein starker Partner von PSA und deshalb auch in Zukunft ein Partner für Opel. Sollten bis zu 2.000 Techniker und Ingenieure auf freiwilliger Basis zu Segula wechseln, ist das ein klares Signal für die Zukunft des Standorts Rüsselsheim. Es ist notwendig, dass jetzt die Weichen gestellt werden, um das Unternehmen fit für die Zukunft und dann auch mittelfristig wieder wachstumsfähig zu machen, statt krampfhaft an Strukturen festzuhalten, die am Ende zu einer scheibchenweisen Standortschließung führen würden.“ Lenders sagte weiter: „Ich rate unseren politischen Wettbewerbern dazu, die Lage nicht schlecht zu reden, sondern gemeinsam mit uns dafür zu arbeiten, dass der Industrie- und Automobilstandort Hessen auch in Zukunft stark bleibt. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Ingenieur- und Fachkräfteausbildung in Hessen gestärkt wird, dass Standorte nicht durch zu hohe Energiekosten, Steuern und Abgaben gefährdet werden und endlich mehr in eine moderne Verkehrsinfrastruktur investiert wird. Wenn wir als politisch Verantwortliche unsere Hausaufgaben machen, werden auch die Beschäftigten des Unternehmens eine gute Zukunft haben.“ +++ nh/ampnet/deg