Muss uns die Digitalisierung Angst machen?

Prof. Bühler: Online-Banking nie mit dem Smartphone!

Prof. Dr. Ulrich Bühler

Prof. Dr. Ulrich Bühler vom Fachbereich Angewandte Informatik an der Hochschule Fulda hat am Mittwochabend auf Einladung der CDU Frauenunion, des CDU-Stadtverbandes Fulda sowie MIT-Stadtverbandes Fulda im Parkhotel Kolpinghaus in Fulda über die weitläufige Digitalisierung gesprochen und dabei auch ihre „Schattenseiten“ beleuchtet. In seinem Vortrag unter dem Titel „Grenzenlose Digitalisierung? IT-Risiken und Schutzmaßnahmen im Überblick“ stellte er aktuelle Angriffszenarien auf IT-Infrastrukturen vor, führte in grundlegende Schutzmechanismen ein und beleuchtete dabei die digitale Transformation unserer Gesellschaft.

In seinem 90-minütigen, sehr fachkundigen Vortrag gab er den Zuhörerinnen und Zuhörern diverse Verhaltensregeln mit auf den Weg, die beim Surfen im Internet und dem Gebrauch von Smartphone und Co. nicht unerheblich sind… „Die Digitalisierung ist eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung und etabliert sich als eine neue Kulturtechnik“, stellte er zu Beginn seines Vortrages heraus. Die weitere Digitalisierung der Gesellschaft sei nicht mehr aufzuhalten, was mit vielen Chancen – aber auch einer Menge an Risiken verbunden sei.

Die stetig steigende Anzahl an Straftaten im Internet sei bedenklich, sagte Prof. Bühler. Muss uns die Digitalisierung deshalb Angst machen? Die Verlagerung immer größerer Werte in den virtuellen Raum, so Prof. Bühler, steigere die Motivation Krimineller. Gleichzeitig würden die IT-Risiken auch im Alltag immer vielfältiger und von vielen unterschätzt. Jede Schwachstelle bei Hard- und Software werde von Angreifern gefunden und ausgenutzt, wodurch jedes Jahr erheblicher Schaden für Privatpersonen und Unternehmen entstünde. „Jeden kann es treffen“, stellte Prof. Dr. Bühler heraus, aus diesem Grund er eine verstärkte Haftung der IT-Hersteller und – Dienstleistungsanbieter für Datenschutz und Sicherheitsmängel ihrer Produkte am Mittwochabend thematisierte, die zur besseren Sorgfalt und Vermeidung dieser Schwachstellen beitrügen. Ausreichend rechtlich verankert sei dies bis jetzt allerdings noch nicht, bedauerte am Mittwochabend der Fachexperte. Jeder einzelne könne aber mit seinem täglichen Verhalten wie beispielsweise durch permanentes Aktualisieren der Soft- und Hardware sowie der Verwendung komplizierter Passwörter das Risiko eines bösartigen Angriffs verringern.

Auch riet Prof. Dr. Bühler an diesem Abend, bei jedem Herunterladen einer App auf das Smartphone, eine kritische Prüfung, welche Rechte der neu installierten App gewährt werden sollen. Datenschutz und Datensicherheit sind nach der Ansicht von Prof. Dr. Bühler zwingende Voraussetzungen für die weitere Gestaltung der digitalen Transformation. Das Recht auf Privatsphäre sei lange vernachlässigt worden. Bühler plädierte für die konsequente Umsetzung der geltenden Datenschutzgrundverordnung – auch wenn mit ihr – insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen – oftmals erhebliche Aufwendungen verbunden sind. „In der westlichen Welt ist es wichtig, dass wir unsere Demokratie schützen“, so Prof. Dr. Ulrich Bühler am Mittwoch in Fulda.

Des Weiteren bemängelte Prof. Dr. Bühler die häufig allzu große Sorglosigkeit vieler (Smartphone-)Nutzer und gab den Zuhörerinnen und Zuhörern im Umgang mit digitalen Daten die stets kritische Bewertung dieser mit auf den Weg. Äußerste Vorsicht sei bei Online-Banking von unterwegs geboten. „Betreiben Sie Online-Banking nie mit dem Smartphone!“, warnte er. Auch müsse man sich vor Diensten wie Smart Home in Acht nehmen. „Wenn ein Hacker Ihr Smartphone gehackt hat, so kann er sich auch Zutritt zu Ihrem Eigenheim verschaffen.“ So müsse uns immer bewusst sein, dass die Preisgabe von persönlichen Daten, die Zurverfügungstellung sowie die Bewertung von Bildern, das Surfverhalten im WorldWideWeb sowie die Recherche in Suchmaschinen von sogenannten „Datensammlern“ erfasst und bewertet werden. Dieses, exakte Verfolgen des Benutzerverhaltens (sogenanntes „Tracken“) sei Bestandteil des Geschäftsmodells von Unternehmen, das für wirtschaftliche Zwecke genutzt werde. Besonders kritisch sah der Fachexperte mit einem derzeitigen Lehrauftrag an der Hochschule Fulda am Mittwochabend auch das gezielte Bewerben zur Registrierung beziehungsweise Beteiligung auf Sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter.

Prof. Dr. Ulrich Bühler: „Dass gerade das öffentlich rechtliche Fernsehen regelrecht dazu auffordert, sich auf Twitter oder Facebook zu vernetzen, um dann auf diesem Weg mitdiskutieren zu können, ist ein Witz.“ Für den Fachexperten gehöre ein solches Werbeverhalten verboten. Auch hätte jeder Mensch das Recht zu wissen, welche Daten von ihm gespeichert werden. Abschließend sagte Prof. Dr. Ulrich Bühler, dass gerade der heutigen, jüngeren Generation ihr leichtsinniges Verhalten im Umgang mit digitalen Daten irgendwann noch auf die Füße fallen werde. Die Vorsitzende der CDU Frauen Union Fulda Dorothée Hauck-Hiersch, der Vorsitzende des MIT-Stadtverbandes Fulda Marc Dechant sowie der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Fulda, Fuldas Bürgermeister Dag Wehner, bedankten sich bei Prof. Dr. Ulrich Bühler für seinen fachkundigen Vortrag und seine praxisnahe Analyse von Chancen und Risiken in einer und sich beständig weiter entwickelnden digitalen Welt sowie für die Sensibilisierung um Umgang mit persönlichen Daten. +++ pm/ jessica auth