Mittelstand will Kredite direkt von der KfW

Die von der Regierung beabsichtigte Unterstützung erweist sich dann sogar als Boomerang

Der Mittelstand fordert eine Veränderung der Vergabepraxis der KfW-Hilfskredite im Zuge der Coronakrise. „Die Kredite sollten nicht wie üblich über die Hausbanken geleitet, sondern direkt von der Förderbank KfW abgewickelt werden“, sagte der Präsident des Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Denn auch nach der Aufstockung der staatlichen Kreditgarantie von 80 auf 90 Prozent trügen die Banken ein Restrisiko gegenüber der KfW, das sie an die Unternehmen in Form höherer Kreditzinsen weitergeben. „Das erschwert und verzögert die dringend benötigten Liquiditätsspritzen für die Unternehmen.“

Von den beschlossenen Soforthilfen im Umfang von 50 Milliarden Euro profitierten bislang vor allem Kleinstunternehmer, Soloselbstständige und Großunternehmen, kritisiert Ohoven. „Der klassische Mittelstand, also Unternehmen zwischen 11 bis 249 Beschäftigten, bleibt jedoch weitgehend außen vor. Hier muss die Politik dringend nachbessern.“ Auch der Verband der Familienunternehmen empfiehlt, „die Hausbanken für einen kurzen, genau fixierten Zeitraum komplett aus der Haftung herauszunehmen, indem die Förderbanken für das gesamte vergebene Kreditvolumen bürgen – ähnlich wie die Treuhandanstalt im Sommer 1990“, sagte Hauptgeschäftsführer Albrecht von der Hagen.

Der Prüfprozess in den Geschäftsbanken „ist bürokratisch und kostet wertvolle Zeit“. Für Unternehmen in existentieller Notlage, deren Absatzmärkte weggebrochen oder Lieferketten gerissen seien, könne dies schon zu lange sein. Manchen Unternehmen werden anlässlich der Beantragung von KfW-Krediten sogar bestehende Kredite von ihrer Hausbank gekündigt, berichtet Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen: „Die von der Regierung beabsichtigte Unterstützung erweist sich dann sogar als Boomerang.“ +++