Kardinal Woelki warnt Gemeinden vor Verstößen gegen Gottesdienst-Verbot

Erzbischof besorgt um vereinsamte Heiminsassen

Kardinal Rainer Maria Woelki

Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, hat die Gemeinden davor gewarnt, trotz der staatlich verordneten Corona-Restriktionen zu öffentlichen Gottesdiensten mit Austeilung der Kommunion einzuladen. „Wir haben das von einem Staatskirchenrechtler prüfen lassen und haben das juristische Ergebnis bekommen, dass die kommunalpolitisch Verantwortlichen solche Entscheidungen treffen können, dass das rechtsstaatlich ist und dass wir uns als Kirche dagegen nicht wehren können“, sagte Woelki der „Bild-Zeitung“ zu den Klagen einzelner Gemeinden gegen das Gottesdienstverbot. Der Kardinal äußerte die Sorge, dass bei Verstößen gegen die Auflagen „die kommunalen Verantwortlichen die jetzt noch offenen Kirchen schließen“.

Er machte deutlich, wie sehr es ihn persönlich schmerzt, dass es erstmals in der christlichen Geschichte Deutschlands keine Gottesdienste zu Ostern gibt: „Das ist etwas, das wir uns nie haben vorstellen können“, so der Kölner Erzbischof. Man habe eine „hohe Verantwortung für das Leben der Menschen und eine hohe gesellschaftliche Verantwortung. Wir wollen dazu beitragen, dass Menschen nicht erkranken“, sagte Woelki der Zeitung. Taufen und kirchliche Trauungen seien im Erzbistum Köln ebenso ausgesetzt wie Firmungen. Beerdigungen finden statt, aber nur im Kreis ganz weniger Angehöriger. Die entsprechenden Gottesdienste sollen nach Überwindung der Corona-Epidemie nachgeholt werden. Beichten können unter Wahrung der Abstandsregeln abgenommen werden. Im Einzelfall könne dabei auch die Kommunion gereicht werden.

Erzbischof besorgt um vereinsamte Heiminsassen

Woelki, ist besorgt über die Isolierung und Vereinsamung älterer Menschen in Pflege- und Altenheimen. „Das ist eine ungeheure Herausforderung. Deshalb ist es notwendig, dass wir als Kinder und als Enkel die alten Leute nicht vergessen, dass wir versuchen, über Skype und Telefon den Kontakt zu halten“, sagte Woelki der „Bild-Zeitung“ weiter. Er selbst tue sich mit dem Thema schwer. „Meine Mutter ist auch in einer solchen Einrichtung. Es tut mir für sie sehr weh, dass sie quasi in einer Quarantäne, in einer Isolation ist. Dort ist sogar die Kapelle geschlossen worden. Die Menschen müssen sich dort auf ihre Zimmer zurückziehen“, so der Kölner Erzbischof weiter. Er versuche, „jeden Tag mit ihr zu telefonieren“. Wenn es irgendwie möglich sei, rufe er seine Mutter abends immer noch einmal an, sagte Woelki. Zudem befürchtet er insgesamt einen Anstieg der sozialen Not in Deutschland als Folge der Coronakrise. „Ich befürchte ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit. Es ist damit zu rechnen, dass wir über 2,3 Millionen Arbeitslose haben werden, Kurzarbeit kommt dazu“, so der Kölner Erzbischof. „Wirklich hart“ treffe die Coronakrise die Obdachlosen. Deshalb habe er das Priesterseminar für sie geöffnet, wo sie eine warme Mahlzeit bekämen und wo sie duschen könnten. Zudem hält der Kardinal es für gerechtfertigt, wenn Ärzte in einer Krisensituation wie der Corona-Epidemie entscheiden, welche Patienten sie retten und welche nicht. „Man muss im letzten eine Güterabwägung treffen: Wer die größte Überlebensmöglichkeit hat, dem muss an erster Stelle geholfen werden“, sagte Woelki. Dort, wo „nach menschlichem Ermessen“ davon ausgegangen werden müsse, dass die Krankheit „schon so weit fortgeschritten“ sei, „dass die Gefahr des Todes besteht, da ist sicherlich in einer solchen Güterabwägung demjenigen, dem Gesundheit und Leben wahrscheinlich erhalten werden können, der Vortritt zu geben“, so der Kölner Erzbischof. +++