Internationaler Orgelsommer im Fuldaer Dom

Große Künstler an der Königin der Instrumente

Für Freunde der Orgelmusik aus Osthessen und angrenzenden Gebieten ist es der Höhepunkt des Jahres: Am kommenden Sonntag (7. Juli) beginnt im Dom zu Fulda der diesjährige Internationale Orgelsommer. Erneut ist es dem künstlerischen Leiter Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser gelungen, renommierte Interpreten für Auftritte in Fulda zu verpflichten. Die Veranstaltungsreihe hat in der musikalischen Fachwelt einen ausgezeichneten Ruf. An vier Sonntagen im Juli und August werden die Gast-Organisten – diesmal zwei Deutsche und zwei Franzosen –die große Orgel des 300 Jahre alten Barockdoms zum Klingen bringen.

„Mit traditionell vier großen Konzerten genießt unser jährlicher Internationaler Orgelsommer weit über Fulda hinaus einen exzellenten Ruf“, erläutert Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser. „In Fachkreisen ist unsere etablierte Veranstaltungsreihe auch im Ausland bekannt. Dafür nehmen die von uns verpflichteten Orgelvirtuosen aus Deutschland und Frankreich teilweise eine weite Anreise auf sich. Freunde konzertanter Orgelmusik werden an den exquisiten Klangerlebnissen ihre Freude haben.“

Vier hochklassige Interpreten

Das Auftaktkonzert am 7. Juli bestreitet David Franke, einer der herausragenden Improvisatoren seiner Generation. Seit 2018 ist der aus Sachsen stammende Professor für Orgel und Orgelimprovisation an der Musikhochschule Freiburg. Franke war zehn Jahre lang Organist an der berühmten Hildebrandt-Orgel an der Wenzelskirche in Naumburg und ist Gewinner des renommierten „Grand Prix d’ Improvisation“ in Chartres sowie Preisträger beim Improvisationswettbewerb in Haarlem. David Franke eröffnet sein sonntägliches Konzert in Fulda mit Werken von Johann Sebastian Bach, um sich dann nach Frankreich zu wenden, repräsentiert durch César Franck und Louis Vierne. Mit Anton Heillers berühmter Tanztoccata streift er die Moderne und beschließt das Konzert dann mit einer symphonischen Improvisation.

Zwei Wochen später, am 21. Juli, kommt Carsten Wiebusch nach Fulda. Er ist Professor für Orgelliteraturspiel an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt. Zuvor war er fast 20 Jahre lang Kantor und Organist der Christuskirche in Karlsruhe, einem der kirchenmusikalischen Zentren Baden-Württembergs. Wiebusch ist Preisträger etlicher Orgelwettbewerbe, seine CD-Aufnahmen und Konzerttätigkeit dokumentieren sein umfangreiches Repertoire. Das Programm in Fulda steht unter dem Motto „Wagner und seine Verehrer“. In ungewöhnlicher Weise vereint es Werke von Bach, Wagner, Widor, Reger, Debussy und Messiaen.

Der Künstler, der das Konzert am 4. August bestreitet, kommt aus Frankreich in die Domstadt. Johann Vexo wurde in Nancy geboren und in Straßburg und Paris ausgebildet. Er war unter anderem Organist an der Chororgel in Notre-Dame in Paris und später an der Cavaillé-Coll-Orgel der Kathredrale in Nancy. Inzwischen ist Vexo Professor für Orgel am Conservatoire in Straßburg. Seine Konzerte mit anspruchsvollen Orgelprogrammen führten ihn in zahlreiche Länder der Erde. Das für den Hohen Dom zu Fulda vorgesehene Programm am 4. August ist durch französische Komponisten geprägt, eröffnet aber mit einem Werk von Johann Sebastian Bach. Nach Werken von Escaich, Grigny, Alain und Debussy schließt das Konzert mit der gewichtigen und hochvirtuosen „Suite“ von Maurice Duruflé.

Beim letzten Konzert am 18. August zeigt der Pariser Organist Baptiste-Florian Marle-Ouvrard sein Können. Er wurde 1982 in Colombes geboren und gilt als einer der herausragenden jüngeren Orgelvirtuosen. Das unterstreicht auch seine Berufung als Nachfolger von Jean Guillou an der großen Orgel von St. Eustache in Paris. Sein Studium bei einigen der bedeutendsten französischen Organisten der Gegenwart schloss er mit acht Preisen ab. Ebenfalls gewann er den „Grand Prix d‘Improvisation“ in Chartres, was eine umfangreiche Konzerttätigkeit nach sich zog. Weitere Preise erhielt er in Dallas, Biarritz und Straßburg, zumeist in Orgelimprovisation. Sein für Fulda vorgesehenes Konzertprogramm beeindruckt durch Vielfalt und Ungewöhnlichkeit, darunter neben Improvisationen die Kompilation einer Symphonie von Charles-Marie Widor.

Stimmungsvoller barocker Rahmen

„Unsere Konzerte im lichtdurchfluteten Dom richten sich in gleicher Weise an Kenner wie auch an Laien und dauern jeweils etwa 65 Minuten“, erläutert Prof. Kaiser. Alle Besucher, so verspricht er, würden auch in diesem Jahr wieder Orgelmusik vom Feinsten geboten bekommen.

Der Hohe Dom zu Fulda ist für seine exzellente Akustik bekannt. Die große Orgel mit 72 Registern auf vier Manualen und einem Gehäuse aus dem frühen 18. Jahrhundert, zeitgleich mit dem Dom gebaut, gilt als meisterliches Instrument. Der Klang dieser Orgel wurde einem breiten Publikum durch zahlreiche Konzerte und Tonträger bekannt. Dazu trugen wesentlich die verschiedenen von Domorganist Kaiser eingespielten hochklassigen CD-Produktionen bei.

Die Konzerte beginnen an den Sonntagen jeweils um 16:30 Uhr. Der erhobene Kostenbeitrag ist mit jeweils 7 Euro (ermäßigt 4 Euro) in Anbetracht des hohen Niveaus der Interpreten äußerst günstig. Ein Programmheft, erhältlich an der Tageskasse oder als Download, gibt ausführliche Informationen zu den Interpreten und den ausgewählten Werken. Ergänzend zu den großen Sonntagskonzerten des Internationalen Orgelsommers finden über das Jahr an vielen Samstagen halbstündige Orgelmatineen statt. +++ pm