Habeck fordert Ende der „Konsumenten-Demokratie“

Nord Stream 2: Habeck unterstützt Weber

Grüne

Grünen-Chef Robert Habeck fordert das Ende der „Konsumenten-Demokratie“, in der allein den Verbrauchern die Verantwortung für moralisch richtige Kaufentscheidungen aufgebürdet werde. „Ich will mich nicht bei jedem Einkauf fragen müssen, ob mein Jackett mit Kinderarbeit hergestellt wurde“, sagte Habeck der „Bild am Sonntag“. Die Politik müsse den „Rahmen setzen und dafür sorgen, dass eben keine Kleidung, die durch sklavenähnliche Arbeitsbedingungen produziert wurde, in Deutschland verkauft wird. Ich möchte keine Konsumenten-Demokratie, sondern die Politik muss für bessere Zustände sorgen“, so der Grünen-Chef weiter. Er selbst habe vor sechs Jahren das letzte Mal Fleisch gegessen. In einem Schlachthof in Schleswig-Holstein habe er besichtigen können, wie im Sekundentakt Rinder geschlachtet werden. „Die Geschwindigkeit, mit der dort im Akkord Rinder geschlachtet werden, konkret zu erleben, ist etwas anderes, als es nur aus Akten zu wissen“, sagte Habeck der „Bild am Sonntag“. Und es mache etwas mit einem. „Alle 20 Sekunden Bolzenschuss und Kehlschnitt. Hinterher gab es als Mutprobe vom Schlachthof-Besitzer Hackbrötchen. Ich habe da reingebissen. Jetzt esse ich eben kein Fleisch mehr“, so der Grünen-Politiker weiter.

Nord Stream 2: Habeck unterstützt Weber

Der Grünen-Chef springt im Streit um die umstrittene Gas-Pipeline Nord Stream 2 dem Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber (CSU), zur Seite. Europa müsse dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „in die Parade fahren“, sagte Habeck der Zeitung. Nord Stream 2 sei „klimapolitisch überflüssig und geopolitisch fragwürdig“, so der Grünen-Chef weiter. Die Leitung verstärke die Abhängigkeit von Russland. Sie könne die Lage in der ohnehin instabilen Ukraine, die bislang das Transitland sei, verschärfen, sagte Habeck. Weber hatte angekündigt, das Projekt blockieren zu wollen, sollte er EU-Kommissionspräsident werden.

Grünen-Chef muss bei kitschigen Filmen weinen

Habeck muss seit der Geburt seiner Kinder bei kitschigen Filmen weinen. „Seit ich Vater bin, habe ich erstaunlich dicht am Wasser gebaut. Bei Filmen, die ich eher pathetisch und kitschig finde, merke ich häufig: Oh nee, jetzt kriege ich feuchte Augen“, sagte Habeck der „BamS“. Als belastend empfindet es Habeck, dass er als Grünen-Vorsitzender die Hälfte der Nächte nicht zu Hause bei der Familie, sondern in Hotels verbringt. „Hotels sind das Gegenteil von Heimat: Dort werden einem jeden Tag die Handtücher gewechselt, das Zimmer geputzt, es kümmern sich andere. Aber Heimat ist für mich etwas, um das man sich selbst kümmert, für das man sorgt. Hotels sind eben nicht mein Zuhause, man hängt da allein, das ist schon manchmal ein doofes Gefühl“, so der Grünen-Chef weiter. Gegen das Gefühl der Einsamkeit hilft ihm Sport: „Im Fitnessraum oder wenn ich Turnschuhe eingepackt habe, gehe ich laufen. Aber das schaffe ich nicht immer. Wenn ich um 23 Uhr kaputt in das Zimmer komme, dann zappe ich noch eine halbe Stunde durch die Programme und schlafe ein“, so Habeck. Seit er so viel in Hotels schlafe, genieße er die alltäglichen Arbeiten Zuhause viel mehr. „Früher waren Hotels was Besonderes für mich, jetzt ist die Normalität, die früher oft lästig war, das Besondere: Einkaufen, Fahrradflicken, Fensterputzen, Rasenmähen“, so der Grünen-Politiker weiter. Für viel Aufmerksamkeit sorgt Habecks verwuschelte Frisur, die für einen Spitzenpolitiker eher ungewöhnlich ist. Der Grünen-Chef hob hervor, wie pflegeleicht sein Look sei. Morgens im Bad brauche er für seine Haare extrem wenig Zeit: „Nicht messbar. Zwei Sekunden“, sagte Habeck.

Habeck verlangt von CDU konkrete Klimaschutz-Beschlüsse

Habeck verlangt von der CDU bei ihrer Vorstandssitzung am Montag konkrete Beschlüsse für den Klimaschutz. „Ich erwarte von der CDU einen Beschluss, dass das Kohleausstiegsgesetz in diesem Jahr kommt. Noch vor der Sommerpause muss der erste Entwurf vorliegen. Und ich erwarte einen Beschluss, dass noch dieses Jahr ein Preis für CO2 auf den Weg gebracht wird“, sagte Habeck der „BamS“ weiter. Der Grünen-Chef will die CO2-Steuer mit einem sogenannten Energiegeld, welches alle Bürger in gleicher Höhe bekommen sollen, sozial gerechter gestalten: „Das schafft eine gewisse soziale Abfederung und setzt gleichzeitig einen Anreiz, Energie zu sparen. Davon profitieren besonders die Haushalte, die eher wenig Geld haben, während wohlhabende Haushalte, die erfahrungsgemäß mehr Energie verbrauchen, auch mehr zahlen müssen.“

Grünen-Chef glaubt nicht an Gott

Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck glaubt nicht an Gott. „Um zu glauben, im eigentlichen Sinn, habe ich wohl zu viele Philosophen gelesen. Ich bin auch nicht in einer Kirche“, sagte Habeck dem Blatt weiter. Aber die Mitleidsethik des Christentums sei wichtig für ihn. „Ich bin sozusagen ein weltlicher Christ“, so der Grünen-Chef weiter. Habeck hat Philosophie studiert und in der Wissenschaft promoviert. +++