Geisa ist als erste Stadt in Deutschland vollständig unabhängig von russischem Erdgas

Mit Errichtung und Inbetriebnahme können die Bürger und Gewerbetreibenden von Geisa nun zuverlässig mit Gas versorgt werden

Klaus Bohl (Aufsichtsratsvorsitzender der WerraEnergie GmbH), Hans Ulrich Nager (Geschäftsführer der WerraEnergie GmbH), Manuela Henkel (Bürgermeisterin der Stadt Geisa), Karsten Scholz (GasCom Equipment GmbH), Tina Rudolph (MdB), Michael Götz (KMP GmbH), Paul Weise (Abteilungsleiter Netzmanagement der WerraEnergie GmbH) bei der Tankaufstellung in Geisa (v.l.n.r.). LNG-Tank bei der Aufstellung. Foto: Geisa

In den letzten Wochen ist der Begriff LNG (Liquified Natural Gas) zum Hoffnungsschimmer für die Versorgungssicherheit der Energieversorgung in Deutschland geworden. Genau auf diese Vorteile stützte sich auch die WerraEnergie GmbH bei der dezentralen Ortsversorgung für die Stadt Geisa. Am vergangenen Freitag wurde der Tank, welcher 11.000.000 kWh im Jahr zur Verfügung stellt, im Gewerbegebiet der südthüringischen Stadt aufgestellt.

„LNG gilt als kurzfristiger Ausweg aus der Energieabhängigkeit von Russland“, betonte Hans Ulrich Nager, Geschäftsführer von Werraenergie. Es handelt sich hierbei um auf circa 160 Grad Celcius heruntergekühltes Erdgas, dass dabei sein Volumen auf 1/600 verringert. „Somit können ohne Pipelines große Mengen Energie auf Schiffen oder LKWs transportiert werden“, erklärte Nager. „Eine Gasversorgung ist für unser Gewerbegebiet ein wichtiger Standortvorteil“, sagte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel. „Ebenso sind die nach der Wende eingebauten privaten Ölkessel in die Jahre gekommen und die Privateigentümer, vor allen Dingen in der denkmalgeschützten Innenstadt, suchen nach neuen Lösungen.“ Bereits 2019 hatten sich Bürger und Gewerbetreibenden in Geisa deshalb gemeinsam mit dem Stadtrat für eine Gasversorgung ausgesprochen. „Allerdings war eine Erdgas-Pipeline aufgrund der umzusetzenden Pipeline Länge hierbei nicht wirtschaftlich darstellbar“, erläuterte Hans Ulrich Nager. Basierend auf der energiewirtschaftlichen Expertise der WerraEnergie GmbH konnte mit der dezentralen LNG Versorgung jedoch eine alternative Lösung gefunden werden. „In der heutigen Zeit erscheint diese Entscheidung rückwirkend als ein regelrechtes energiewirtschaftliches Leuchtturmprojekt“, betonte Klaus Bohl, Aufsichtsratsvorsitzender der WerraEnergie. Die langwierigen Genehmigungsverfahren konnten in diesem Jahr nun abgeschlossen und das Grundstück für die Aufstellung des Tanks vorbereitet werden.

Mit der Errichtung und Inbetriebnahme können die Bürger und Gewerbetreibenden von Geisa nun zuverlässig mit Gas versorgt werden, unabhängig von welcher Quelle das LNG stammt. Aktuell wird dieses über Belgien bezogen. Damit wird Geisa als erste Stadt in ganz Deutschland eine Ortsgasversorgung haben, die vollständig unabhängig von russischem Erdgas ist. „Aktuell könnten wir mit dem Tank Haushalte sowie Gewerbegebiet für etwa vier Wochen versorgen“, erklärte Hans Ulrich Nager. Mit Blick in die Zukunft biete die LNG-Versorgungsanlage auch Potential für die vollständige Abkehr von fossilen Brennstoffen. „In besonders großen Biogasanlagen wird mittlerweile in größerem Maßstab CO2-neutrales BIO-LNG hergestellt“, so der WerraEnergie-Geschäftsführer. Weiter in die Zukunft geblickt, unterscheide sich eine dezentrale LNG Versorgung nicht wesentlich von einer Versorgung mit Wasserstoff. +++ pm

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