Fuldaer Heimatkundler Michael Mott wird 80

Sein ganzes Leben gilt der Rekonstruktion seines 1944 in Russland gefallenen Vaters

Michael Mott.

Der deutsche Heimatkundler, Denkmalpfleger, Journalist und Autor Michael Mott aus Fulda wird am 12. August 80 Jahre alt. 1943 in Fulda geboren und aufgewachsen im Heimatort seiner Mutter in Poppenhausen (Wasserkuppe), kennen ihn viele Fuldaer aus den sogenannten „Buchenblättern“ aus der heimischen Tageszeitung. Schreiben, so Michael Mott über sich selbst, war schon immer seine große Leidenschaft. In einem jeweils kleinen Jahresnotizbüchlein führt Mott Tagebuch. Von 1993 fehlen ihm lediglich fünf Monate. Und das, „weil sie uns damals in Russland den Rucksack gestohlen hatten“, führt der Jubilar aus.

Michael Mott mit seiner Frau Hella in Albanien.

Sein Leben war stark geprägt vom Tod seines Vaters, Albin Mott, der 1944 in Russland gefallen war. Sein Vater habe ihm stets gefehlt, die Lücke, die der Tod seines Vaters in Motts Leben hinterließ, konnte nie geschlossen werden. Und so verwundert es nicht, dass Michael Mott das Leben seines Vaters zu rekonstruieren versuchte, was ihn letztlich zur Ahnenforschung brachte. Sein ganzes Leben widmete Michael Mott der Hinterlassenschaft seines Vaters. So sortierte und ergänzte er beispielsweise dessen Münz- und Briefmarkensammlung. Als gelernter Drogist fotografierte Albin Mott auch viel und so versuchte Michael Mott gemeinsam mit seiner Frau all die Motive seines Vaters aufzusuchen und vom selben Standort neu aufzunehmen. Besonders prägend für Michael Mott war sein Aufenthalt in Frankreich. Sein Vater hielt sich von Pfingsten 1940 bis Dezember 1942 in Frankreich auf, bevor er nach Russland versetzt wurde. Bis auf eine Handvoll Bilder wurden alle Örtlichkeiten, wo sich auch Albin Mott aufhielt, aufgespürt und dokumentiert. Als sein Vater nach Russland versetzt wurde, blieb ihm keine Zeit mehr, um zu fotografieren und auch nicht, um zu musizieren. Denn Albin Mott war Leiter eines Musikkorps.

Ein oder mehrere Instrumente wie sein Vater hat Michael Mott nie zu spielen gelernt. Früh habe er sich stattdessen beim „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ engagiert. Und so wurden die Studien oder die Suche nach Gefallenen Teil seiner Kulturreisen, die er gemeinsam mit seiner Frau nach Cuacos de Yuste (Westspanien), Motta St. Anastasia (Sizilien), Tirana (Albanien), Bartossen (Ostpolen) oder Sibenik (Kroatien) entstanden. Als Staatsbeamter war Michael Mott politisch nicht besonders aktiv. Wenn er auch bei einigen Aktionen beteiligt wurde, wie beispielsweise bei Sternwanderungen bei der Aktion „Atomkraft, Nein Danke!“ mit Straßensitzblockaden. Unter den Vorreitern war Michael Mott auch beim Schieben von Kinderwägen 1966 oder auch beim Organisieren von Männerkochkursen Anfang der 1970er Jahre, wie er mit einem Lächeln im Gesicht verrät.

Der berufliche Werdegang als „Pflichtstaatsbeamter“ ohne Streikrecht mit Pensionsberechtigung führte Michael Mott in die Unterhaltung der fernmeldetechnischen Anlagen, die sich in völlig von Luftschleusen abgeschlossenen zwangsgekühlten Räumen befinden. „Das war für uns ‚Naturburschen‘ nicht ideal“, sagt Michael Mott, der berichtet, dass sich aber „Freiräume“ geschaffen wurden, wie beispielsweise als Redaktionsmitglied bei der Hauszeitschrift Fernmeldeamt, zugehörig zum Selbst- / Katastrophenschutz oder als Herbeirufkraft „rund um die Uhr“ bei technischen Störungen, im Sondereinsatz Telefonüberwachung wie bei der Entführung von Wolfgang Gutberlet (tegut) in 1976, in Prüfungsausschüssen und schließlich als Dozent beim Bildungszentrum der Deutschen Bundespost in Heusenstamm mit eigenen elektrotechnischen Lehrgängen. Ein Schwerpunkt bis zur Einführung der Digitalisierung war die Ausarbeitung von zahlreichen technischen Erfindungen / Verbesserungen, wo er jährlich zeitweise im Bundesgebiet mit deren Anzahl an der Spitze lag, und mehrmals ausgezeichnet wurde, so 1972 vom Bundesminister in Bonn.

Michael Mott, der mit seiner Frau Hella viele Reisen im Pkw unternahm und dabei fast immer im Auto schlief, hat vier Kinder und fünf Enkelkinder. Die letzte größere Veröffentlichung erschien im Frühjahr 2023 in den Fuldaer Geschichtsblättern und betrifft das alte Teehaus der „Englischen Fräulein“ im alten Fuldaer Holzgarten, das beim „Tag des Offenen Denkmals“ in 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Auch ist Mott Mitorganisator der alljährlichen Gedenkfeiern auf dem Gemüsemarkt für die Opfer des ersten großen Bombenangriffs auf Fulda am 11. September 1944. +++ ja