Abgeordnete von SPD, FDP und CDU haben das Vorhaben von Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne), das staatliche Max-Rubner-Institut für die Entwicklung von Rezepten für gesündere Fertigprodukte zu beauftragen, scharf kritisiert. „Statt über staatlich vorgegebene Rezepte zu reden, sollte Herr Özdemir lieber seine Hausaufgaben aus dem Koalitionsvertrag erledigen und gemeinsam mit der Lebensmittelwirtschaft verstärkt für eine ausgewogene Ernährung ohne Verbote werben“, sagte Wirtschaftspolitiker Alexander Bartz (SPD) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Die Bundesregierung habe mit der NRI klare Ziele für eine gesündere Zusammensetzung fertiger Lebensmittel in einem breiten Dialogverfahren mit den Verbänden der Lebensmittelwirtschaft erarbeitet, die bis 2025 umgesetzt werden soll. „Insofern werte ich den aktuellen Vorstoß von Bundesminister Cem Özdemir als eine klar parteipolitische Äußerung, die in der Koalition nicht mehrheitsfähig ist“, sagte der SPD-Politiker weiter.
Gero Hocker, ernährungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, kritisiert die Pläne des Ministers. „Unternehmen produzieren, was am Ende über die Ladentheke geht“, sagte er der „Bild“. „Und gerade bei Fertigprodukten wollen die Leute schnell eine leckere Mahlzeit auf dem Tisch haben. Damit sollten Politiker kein Problem haben.“ Özdemir müsse „den Respekt vor individuellen Präferenzen scheinbar noch verinnerlichen“.
Auch die Union lehnt die Pläne ab. „Nachdem Cem Özdemir mit einem umfassenden Werbeverbot für Lebensmittel politisch vor die Wand gefahren ist, versucht er es nun mit staatlichen Rezepturvorgaben“, sagte Albert Stegemann (CDU), ernährungspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, der „Bild“. „Das ist übergriffig und unverhältnismäßig. Denn die Vereinbarung der Lebensmittelwirtschaft mit dem Staat zur Reduktion der Gehalte an Zucker, Fett oder Salz läuft noch bis 2025.“ Staatliche Bewegungsangebote und zielgruppengerechte Ernährungsberatung brächten mehr als staatliche Rezepturen.
Ein Sprecher des Ernährungsministeriums der „Bild“, bis Jahresende sollen „für relevante Lebensmittelgruppen Reduktionsziele vorliegen“ – „selbstredend mit dem Ziel einer anschließenden Umsetzung“. Der Zucker-, Salz- und Fettanteil sei in vielen Produkten viel zu hoch. +++