Fahrgastverband Pro Bahn hält Bahnstreik für überzogen

FDP will Streikrecht für Bahngewerkschaften einschränken

Der Fahrgastverband Pro Bahn hat die massiven Bahnstreiks vom Montagmorgen als überzogen kritisiert. „Es ist völlig richtig, dass eine Gewerkschaft streiken darf. Das gehört in einer Demokratie dazu“, sagte der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann der „Rheinischen Post“. „Diese massive Form der Streiks halte ich jedoch für überzogen, weil es keine rechtzeitige Ankündigung gab. Zudem wurden Berichten zufolge vereinzelt sogar die Ansagezentren bestreikt.

Fahrgäste sollten in einer solchen Situation aber wenigstens Informationen an den Bahnsteigen bekommen“, so Naumann. Er forderte, dass es einen Streikfahrplan geben müsse, damit zumindest eine reduzierte Anzahl an Zügen weiterhin fahren könne. „Grundsätzlich ist mein Eindruck, dass die Fahrgäste solidarisch mit den Bahnern sind. Sie wollen auch im Interesse ihrer eigenen Sicherheit, dass das Personal gut bezahlt wird und vernünftige Dienstpläne hat“, sagte Naumann. In diesem Fall habe aber die EVG nur mal beweisen wollen, dass sie auch streiken könne. Die Tarifverhandlungen zwischen der Bahn und der EVG sollen am Dienstagnachmittag in Berlin fortgesetzt werden.

FDP will Streikrecht für Bahngewerkschaften einschränken

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer hat als Konsequenz aus den massiven Bahnstreiks am Montagmorgen ein stark eingeschränktes Streikrecht für die Bahngewerkschaften gefordert. „Es ist absolut unverhältnismäßig, dass gut organisierte Einzelgewerkschaften Millionen von unbeteiligten Fahrgästen Schaden zufügen“, sagte Theurer dem „Handelsblatt“ (Dienstagsausgabe). Der FDP-Fraktionsvize brachte ein „spezielles Streikrecht für die öffentliche Daseinsvorsorge“ ins Spiel. Dazu gehöre eine „verpflichtende Vorankündigungspflicht von vier Tagen“ vor Warnstreiks, das Aufrechterhalten einer Grundversorgung und ein festes Schlichtungsverfahren. „Es darf nicht sein, dass die Bahn, die Müllentsorgung oder die Betreuung in Kitas durch eine brutale Nadelstichtaktik der Gewerkschaften vollkommen zum Erliegen kommt“, so Theurer.

Flixbus profitiert von Bahnstreik

Der Warnstreik hat nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner: Viele Reisende stiegen am Montag auf Fernbusse um. „Von Berlin nach München verzeichnen wir beispielsweise einen Buchungsanstieg von über 50 Prozent, Tendenz steigend“, sagte Flixbus-Sprecher Martin Mangiapia den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagsausgaben). „Wir haben bereits seit Bekanntgabe der Streiks bei der Deutschen Bahn auf zahlreichen innerdeutschen Verbindungen einen Buchungsanstieg zu verzeichnen.“ Flixbus versuche, dass möglichst alle zusätzlichen Reisende ihr Ziel noch am Montag erreichen. Flixbus ist der größte Fernbusanbieter in Deutschland. Das Unternehmen bietet nach eigenen Angaben Busreisen zu 2.000 Orten in 27 Ländern mit täglich rund 300.000 Verbindungen an. Darüber hinaus werden seit März 2018 unter der Marke Flixtrain in Deutschland auch Bahnreisen offeriert.

Auch Autovermietungen profitieren vom Bahnstreik

Von dem Bahnstreik haben neben Fernbusunternehmen auch Autovermietungen profitiert. „In den Großstädten konnten wir bis zu 25 Prozent mehr Buchungen verzeichnen“, sagte Europcar-Sprecher Daniel Hölzer am Montag den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagausgaben). Die Nachfrage nach den Mietfahrzeugen sei bereits am Sonntag angestiegen, nachdem die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite über den bevorstehenden Ausstand berichtet hatte. Besonders gefragt seien die Fahrzeuge bei Berufstätigen gewesen, die pünktlich zu ihren Terminen kommen wollten. Auch stiegen viele Reisende auf Fernbusse um. „Von Berlin nach München verzeichnen wir beispielsweise einen Buchungsanstieg von über 50 Prozent, Tendenz steigend“, sagte Flixbus-Sprecher Martin Mangiapia am Montag. +++