Ein neuer Schaugarten auf Schloss Fasanerie

Das Fürstliche Gartenfest Schloss Fasanerie 25. - 28. Mai 2017

Eichenzell. Es ist zur Tradition geworden – alle fünf bis sieben Jahre gestalten bedeutende Gartendesigner und Landschaftsarchitekten einen neuen Schaugarten zum Fürstlichen Gartenfest im Obstgarten von Schloss Fasanerie. In der Vergangenheit konnten dafür Anja Maubach und Ute Wittich gewonnen werden, nun Peter Janke. Auf einer Fläche von rund 400 Quadratmetern hat der international bekannte Gartendesigner einen Garten erschaffen, der seine gärtnerische Philosophie in hohem Maße widerspiegelt. Zusammen mit dem Kölner Künstler Stephan Siebers schuf er so im historischen Rahmen des Obsthofes einen zeitgenössischen Gartenraum, der den Besucher zu mannigfaltigen Gedanken anregen möchte.

Peter Jankes sachlich-formales Raumkonzept tritt zusammen mit zwei CorTen-Stahl-Skulpturen an die Stelle des historischen Gemüseanzuchthauses von Schloss Fasanerie. Dem Gartendesigner war dabei das Herausarbeiten des ursprünglichen Raumgefühls wichtig. Die Restmauern des Anzuchthauses sind dank seiner Gestaltung erstmals wieder direkt zu erleben. Schon von weitem – über die Mauern hinweg – ist der Schaugarten an dem Skulpturen-Duo „Balance“ von Stephan Siebers zu erkennen. Der Kölner Künstler setzt sich in seiner Arbeit mit den elementaren Fragestellungen der Bildhauerei nach Gleichgewicht und Gravitation auseinander und lässt den Betrachter an seiner erlernten Wahrnehmung zweifeln. Die einzelnen Würfel der beiden Skulpturen stehen fest aufeinander, obwohl sie zu fallen scheinen. Die seltene Leichtigkeit des hochkomplexen Prozesses einer ausgewogenen Gewichtsverteilung steht hierbei in starkem Kontrast zur kompakten Stabilität und Massivität des Materials. Vom Ballast der Gegenständlichkeit befreit, strahlen die Skulpturen eine geradezu meditative Ruhe aus und richten den Blick des Betrachters auf die eigene Existenz. Es ergeben sich Parallelitäten zu menschlichen Zuständen, wie emotionaler Instabilität und der Sehnsucht nach Sicherheit.

Peter Janke greift in seinem Ziergarten im Obstgarten von Schloss Fasanerie die klare Formsprache von Siebers Skulpturen auf und entwickelte einen Gartenraum von bedingungsloser Geometrie in der Flächenaufteilung. Der Gartendesigner aus Hilden setzt eine Mittelachse durch den rechteckigen Raum und formt analog zur Quadersprache der Skulpturen seine Pflanzfläche in strikter Rechtwinkligkeit, wie ein Passepartout um Siebers Arbeiten.

Zu barocken Zeiten waren gestalterische Symmetrie und Formalität nicht nur stilprägend, sondern Ausdruck einer politischen und philosophischen Haltung, die den Menschen klar über die Natur stellte. Peter Janke greift diese formale Formsprache auf, konterkariert sie jedoch durch seine betont naturhaft-wilden pflanzlichen Inhalte, die von Dynamik geprägt sind. So inkludiert er in seinem Gartenkonzept Mensch und Natur gleichermaßen. Janke ist es wichtig, Analogien herauszuarbeiten, eine Balance zwischen Mensch und Natur, zwischen Barock und Moderne, zu schaffen. Das Wechselspiel, der analogische Ansatz, sind ihm wichtig. Das war für ihn bereits zu Beginn der Planungen, Mitte 2015, klar.

Die Pflanzen dienen dem erfolgreichen Gartendesigner immer als Atmosphäreträger und Jahreszeitenspiegel. Für den Schaugarten zum Fürstlichen Gartenfest wählte er Gewächse mit sehr unterschiedlicher Wuchskraft: So treffen in seinem Garten raschwüchsige, jedoch wenig ausdauernde Pflanzen (wie z. B. Geranium maculatum und Oenothera stricta), auf langsam wachsende Konstanten (wie z. B. Yucca filamentosa). Die Wanderfreude einiger der verwendeten Pflanzen und das unterschiedliche Verdrängungspotenzial der verschiedenen Stauden und Gräser führen zu einem sich kontinuierlich verändernden Gesamtbild. Eine Balance zwischen den Pflanzen wird sich in diesem Garten erst nach einer gewissen Zeit einstellen – analog zu den Mechanismen der Natur.
Anja Heil, Organisationsleiterin des Fürstlichen Gartenfestes, freut sich sehr über den neuen Schaugarten: „Nicht nur zum kommenden Fürstlichen Gartenfest im Mai wird der Schaugarten ein wahrer Hingucker sein. Auch in den nächsten fünf bis sechs Jahren wird er zu allen Jahreszeiten und über den gesamten Zeitraum hinweg unterschiedliche, faszinierende Facetten, preisgeben. Darauf sind wir sehr gespannt.“ +++ (pm/ja)