Corona: RKI meldet bei Todesfällen neuen Höchstwert

Kommunen warnen vor Lockdown-Verschärfung

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Donnerstagmorgen 25.164 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 4,6 Prozent oder 1.227 Fälle weniger als am Donnerstagmorgen vor einer Woche, als 26.391 Neuinfektionen binnen eines Tages offiziell veröffentlicht worden waren. Insgesamt geht das Institut derzeit von rund 314.700 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 8.700 weniger als vor einer Woche. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand. Außerdem meldete das RKI nun 1.244 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus, mehr als jemals zuvor. Der bisher höchste Tageswert lag bei 1.188 Corona-Todesfällen, die innerhalb eines Tages gemeldet worden waren. Auf den Intensivstationen wurden unterdessen am frühen Donnerstagmorgen 5.153 Covid-19-Patienten intensiv behandelt. Am Mittwochmittag waren es 5.185.

Kommunen warnen vor Lockdown-Verschärfung

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) hat vor einer abermaligen Verschärfung des Lockdowns gewarnt. Die Regierung müsse bedenken, „dass nach fast einem Jahr auch bei der Akzeptanz in der Bevölkerung gewisse Ermüdungserscheinungen feststellbar sind“, sagte DStGB-Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Immer neue und zum Teil nur schwer nachvollziehbare Regelungen könnten die Menschen überfordern mit der Folge, dass sie die Vorschriften nicht immer beachten. Statt weiterer Verschärfungen forderte Landsberg „klare Strategien und Hoffnungssignale, wie das Zurückfahren des Lockdowns erfolgen sollte“. Dazu gehöre „eine klare Perspektive, unter welchen Voraussetzungen wann, wo, welche Einrichtungen und Geschäfte wieder vorsichtig geöffnet werden sollen“. Der DStGB-Hauptgeschäftsführer schlug einen „an die jeweiligen Inzidenzzahlen gekoppelten, bundesweiten verbindlichen Katalog“ vor. Darin solle festgehalten werden, wann welche Lockerungen kommen oder aber eben Verschärfungen erfolgen müssen. „Dies würde die Transparenz und Verständlichkeit erhöhen und auch die Zustimmung in der Bevölkerung sichern.“ Als Beispiel für „kaum nachvollziehbare Regelungen“ nannte Landsberg die 15-km-Beschränkungen in Gebieten, wo der Inzidenzwert über 200 Neuinfektionen pro Woche liegt. „Hier stellt sich schon die Frage, ob eine solche Einschränkung den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit genügt, also angemessen und erforderlich ist“, sagte er der NOZ. Entscheidend sei schließlich nicht, wie weit jemand fährt, sondern welche Kontakte die Personen an ihrem Zielort haben. Zudem sei die Regelung kaum kontrollierbar.

Tourismuswirtschaft lehnt Reiseprivilegien für Corona-Geimpfte ab

Die deutsche Tourismuswirtschaft lehnt Reiseprivilegien für Corona-Geimpfte derzeit ab. „Das Reisen generell zu einem Privileg für Geimpfte zu machen, halten wir für den falschen politischen Weg – insbesondere solange Impfungen nicht für alle verfügbar sind“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Frenzel, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Denn im schlimmsten Fall würde ein Freifahrtschein per Gesundheitspass für Geimpfte ein Reiseverbot für Nicht-Geimpfte nach sich ziehen.“ Auch der Deutsche Reiseverband (DRV) bezeichnet die Frage nach Vorteilen für bereits geimpfte Personen zum jetzigen Zeitpunkt als „sehr theoretisch“. Zum einen werde es noch dauern, bis alle Menschen, die geimpft werden möchten, auch geimpft werden könnten. „Zum anderen ist derzeit nicht geklärt, ob geimpfte Personen nicht eventuell andere Menschen anstecken können“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig den  Funke-Zeitungen. Grundsätzlich sei die Impfung eine „gute Nachricht und ein positives Zeichen auf dem Weg zu mehr Normalität“. Politische Lösungen zum Reisen müssen nach Worten von BTW-Präsident Frenzel auch „die Bürger mit einbeziehen, die sich (noch) nicht impfen lassen können oder möchten“. Dafür wären Schnellteststrategien für Reisende – ohne die derzeitigen Pflichtquarantänen – ein erster wichtiger Schritt. Frenzel fordert eine deutlich breitere Debatte über den Wert der Reisefreiheit und eine klare Strategie, mit der die Politik das Reisen schnell wieder allen Menschen ermögliche. „Die Impfungen bringen zusätzliche Sicherheit und sind deshalb ein unerlässlicher Baustein“, sagte Frenzel. Grundsätzlich spiele das Thema Testung eine wichtige Rolle für sicheres Reisen, ist auch DRV-Präsident Fiebig überzeugt. „Sicherheit hat für die Reisebranche grundsätzlich oberste Priorität“, sagte Fiebig. Bereits heute fordern Länder oder Kreuzfahrtunternehmen häufig negative Corona-Tests von  Reisenden. Fluggesellschaften testen Corona-Schnelltests für Flugreisende. Generell sei es für Reisende per se nichts Neues, dass die Einreise in bestimmte Staaten an Bedingungen geknüpft sei – unter Umständen auch mit dem Nachweis bestimmter Impfungen.

Virologe Stöhr gegen Maßnahmen-Verschärfung wegen B117-Mutation

Der Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr warnt davor, die Corona-Maßnahmen wegen der B117-Mutation zu verschärfen. „Wir sollten die Maßnahmen in Deutschland anpassen, wie sich die Krankheitssituation aktuell bei uns entwickeln wird – nicht nach noch ungeklärten Virus-Phänomenen in anderen Ländern“, sagte er der „Bild“. Eine Einschleppung der Variante nach Deutschland könne „sowieso nicht verhindert werden“. Stöhr, der früher bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) u. a. als Leiter des globalen Influenza-Überwachungsprogramms und der Pandemievorbereitung arbeitete, macht die Mutation nicht für den Anstieg der Infektionszahlen in Irland verantwortlich. „Es ist falsch, Irland als Beispiel für die Auswirkungen der Mutation anzuführen. Die irischen Gesundheitsbehörden schlussfolgern eindeutig, dass die Zunahme der Kontakte für den Anstieg der Infektionen verantwortlich war.“ Erst nach dem starken Anstieg habe die Ausbreitung der neu  en Virus-Variante begonnen, sagte Stöhr der „Bild“. Der Virologe übte auch deutliche Kritik am Ziel der Bundesregierung, eine Inzidenz von 50 anzustreben. Das Ziel, diesen Wert zu erreichen und zu halten, sei „vollkommen realitätsfern und demotivierend“. Stattdessen forderte Stöhr, bereits ab einer Inzidenz von 150 die Maßnahmen zu lockern: „Die letzten zweieinhalb Monate haben gezeigt, dass Deutschland gut mit einer Inzidenz von 130 oder 150 umgehen kann, das kann ein guter Kompromiss sein. Trotz einiger überlasteter Intensivstationen funktioniert das Gesundheitssystem flächendeckend.“ Kindergärten und Grundschulen sollten bereits jetzt öffnen, sagte Stöhr: „Wir sollten die Kindergärten sofort öffnen und zum Präsenzunterricht mit Hygienemassnahmen in den Grundschulen zurückkehren.“ Die Hauptmaßnahmen zum Schutz der Älteren fingen nicht in der Schule und nicht im Kindergarten an, sondern an der Tür zum Pflegeheim. „Bei der täglichen Untersuchung des Pflegepersonals und der Besucher, bei der Überwachung der Hygiene-Konzepte und nun auch beim Impfen der Bewohner.“ +++