Caritas warnt vor Schuldzuweisungen bei Corona-Aufarbeitung

Lauterbach will RKI-Protokolle "weitestgehend" entschwärzen

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa kritisiert Forderungen nach Aufklärung von Fehlern in der Corona-Pandemie als „toxisch“. Vier Jahre nach Inkrafttreten des ersten Corona-Lockdowns sei ein „öffentlicher Wettstreit darüber entbrannt, wer rückblickend die meisten Fehler findet“, sagte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

„Dieser Wettstreit ist toxisch.“ Welskop-Deffaa warnte: „Eine Aufarbeitung, die rückwirkend Schuldzuweisungen und Verdächtigungen in den Mittelpunkt stellt, wird für eine nächste Krise das Gegenteil von dem bewirken, was erreicht werden soll: Menschen werden weniger bereit sein, unter riskanten Bedingungen zupackend Entscheidungen zu treffen.“ Die Chefin des katholischen Wohlfahrtsverbandes forderte stattdessen einen Wettstreit bei der Suche nach den Namen der „ungezählten Helden“ der Coronakrise. In den Altenhilfeeinrichtungen, in Krankenhäusern, in Sozialberatungsstellen, aber auch in den Verwaltungen der Sozial- und Gesundheitsbehörden hätten Menschen in der Pandemie selbstlos Verantwortung übernommen. „Wenn wir aus Corona lernen wollen, darf sich der Blick nicht auf mögliche Fehler verengen, sondern es gilt darauf zu schauen, dass und warum Menschen bereit waren, Verantwortung zu tragen und solidarisch zu sein“, sagte Welskop-Deffaa.

Lauterbach will RKI-Protokolle „weitestgehend“ entschwärzen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die zuletzt veröffentlichten Protokolle des Robert-Koch-Instituts aus der Corona-Zeit „weitestgehend“ entschwärzen. Das kündigte er am Donnerstag im Deutschlandfunk an. „Nach dem Informationsfreiheitsgesetz musste das Robert-Koch-Institut bestimmte Namen schwärzen, auch bestimmte Dinge, die Dritte wiederum betrafen“, so Lauterbach. „Es ist viel geschwärzt worden.“ Er habe deswegen am Mittwoch veranlasst, dass die Protokolle „weitestgehend“ entschwärzt werden sollen, wozu eine weitere Prüfung nötig sei. Die Rechte der Dritten müssten dabei gewahrt bleiben, so Lauterbach. „Das heißt, das Robert-Koch-Institut muss jetzt jeden um Erlaubnis bitten, der in den Protokollen genannt wird oder dessen Interessen genannt werden, dass die Entschwärzung stattfinden kann.“ Das werde eine Zeit lang dauern – vielleicht vier Wochen, so der Minister. Am Ende könne eine „deutlich stärker entschwärzte Variante vorgelegt werden.“ Der SPD-Politiker verteidigte aber zugleich das RKI: Es sei vom Robert-Koch-Institut nie irgendetwas „bewusst verborgen“ worden, sagte er. Eine Einmischung vonseiten der Bundesregierung habe es auch nicht gegeben. Das Institut habe während der Pandemie einen „wichtigen Beitrag“ geleistet, fügte Lauterbach hinzu. Das Online-Portal „Multipolar“ hatte die Freigabe der Protokolle von den Krisenstabssitzungen des RKI vor Gericht erzwungen. Allerdings waren dabei zahlreiche Stellen geschwärzt. +++