Sozialverbände kritisieren geplante Gesundheits-Kioske

FDP: Die Idee sei ein massiver Kostentreiber

Sozialverbände haben die geplanten „Gesundheits-Kioske“ des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) kritisiert. „Das Problem ist richtig erkannt, aber die Lösung überzeugt nicht“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Michaela Engelmeier, der „Welt“.

„Es besteht die Gefahr, dass durch die Kioske unnötige und kostenintensive Doppelstrukturen entstehen. Anstatt zusätzliche Stellen zu schaffen, sollten die bestehenden Strukturen und Netzwerke gestärkt werden durch Investitionen, Ausbaumaßnahmen und engere Vernetzung“, so Engelmeier. „Zudem bindet jeder Gesundheitskiosk Fachkräfte, etwa die Leitung des Gesundheitskiosks durch eine Pflegefachkraft, die an anderer Stelle dringend benötigt werden, zum Beispiel in Praxen oder Krankenhäusern in der Region.“ Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, warnte, die Einrichtung von Gesundheits-Kiosken dürfe nicht dazu führen, „dass andere Beratungsstellen wie die Suchtberatung oder die Unabhängige Patientenberatung vernachlässigt werden“. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Andrew Ullmann, nannte die Idee einen „massiven Kostentreiber“, dessen Mehrwert in der gesundheitlichen Versorgung noch ungeklärt sei. Eine zusätzliche Belastung der Beitragszahler lehne man entschieden ab. „Sollten die Kioske im Kabinettsentwurf Bestand haben, werden wir in der Koalition noch viel diskutieren müssen.“ Die Gesundheits-Kioske wurden am Montag mit dem Referentenentwurf des „Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes“ (GSVG) vom BMG vorgestellt. Sie sollen in sozial und strukturell benachteiligten Regionen Anlaufstellen für niedrigschwellige Beratung zu Gesundheitsthemen sein und eine Lotsenfunktion durch das System bieten. Finanziert werden sie größtenteils von den Landesverbänden der gesetzlichen Krankenkassen und den Ersatzkassen.

FDP lehnt Kassenfinanzierung von „Gesundheits-Kiosken“ ab

Die FDP lehnt die geplante Finanzierung sogenannter „Gesundheits-Kioske“ durch die gesetzlichen Krankenkassen ab. „Insbesondere die Finanzierung der Kioske stellt eines der Hauptprobleme dar, da diese zu einem großen Anteil über die Gelder der gesetzlichen Krankenkassen geregelt werden soll“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Andrew Ullmann, den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Eine zusätzliche Belastung der Beitragszahler lehne man entschieden ab. Ullmann schlägt vor, zunächst auf bereits bestehende Strukturen wie die niedergelassenen Ärzte oder Apotheken zurückgreifen „und bedarfsangepasst mit niedrigschwelligen Versorgungsangebote ergänzen“. Laut dem Referentenentwurf des sogenannten „Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes“ aus dem Ministerium unter Leitung von Karl Lauterbach (SPD) soll der von der GKV zu tragende Anteil 74,5 Prozent der Kosten in Höhe von jährlich 400.000 Euro pro Kiosk betragen. 20 Prozent der Kosten sollen die Kommunen, 5,5 Prozent die privaten Krankenkassen übernehmen. Die Bundesregierung plant langfristig die Einrichtung von 1.000 sogenannten „Gesundheits-Kiosken“. Diese sollen insbesondere in sozial benachteiligten Regionen und Stadtteilen eine niedrigschwellige Präventionsberatung anbieten und medizinische Leistungen vermitteln. Darüber hinaus sollen dort auch medizinische Routineleistungen wie Blutdruckmessen oder Verbandswechsel angeboten werden. +++