Brinkhaus: Rückschläge bei der Impfung der Bevölkerung absehbar

Ärztepräsident begrüßt Impfgipfel-Pläne von Bund und Ländern

Die Frustration in der Bevölkerung über den schleppenden Impfstart ist nach Ansicht von Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) auch den hohen Erwartungen geschuldet, die der Bund Ende vorigen Jahres mit seiner Impfstrategie geweckt hat. „Mit dem wirklich tollen, sehr schnellen Aufbau der Impfzentren haben wir den Menschen Hoffnungen gemacht, dass es mit der Impfung der über 80-Jährigen auch entsprechend losgeht“, sagte Brinkhaus dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.

Dass es Störungen in den Abläufen geben werde, sei aber „bei einer so sensationell schnellen Entwicklung des Impfstoffs“ absehbar gewesen. „Nun gibt es – durchaus erwartbare – Rückschläge“, sagte Brinkhaus. Damit sei unabhängig von dem Problem der Lieferverzögerungen wie im Fall des Impfstoffes des Herstellers Astrazeneca noch das Problem enttäuschter Hoffnungen entstanden. „Wir hätten aber vielleicht an der ein oder anderen Stelle am Erwartungsmanagement arbeiten müs sen.“ Er äußerte sich zurückhaltend, ob es bei beim Versprechen von Kanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) bleibe, dass bis zum 21. September alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot haben. „Ich kenne dazu keine anderen Aussagen“, sagte Brinkhaus.

Ärztepräsident begrüßt Impfgipfel-Pläne von Bund und Ländern

Ärztepräsident Klaus Reinhardt hat den geplanten Impfgipfel von Bund und Ländern begrüßt und die kurzfristige Nutzung weiterer freier Produktionskapazitäten bei Pharmaunternehmen gefordert. „Es ist immer besser miteinander zu reden, statt übereinander. Deshalb ist es sinnvoll, wenn sich Bund und Länder gemeinsam mit den Impfstoffherstellern über Wege aus der Krise abstimmen“, sagte Reinhardt der „Rheinischen Post“ (Freitagausgabe). Unabhängig von vertragsrechtlichen Fragen über zugesagte Liefermengen und Liefertermine müssten jetzt pragmatische Lösungen gefunden werden, um die Produktion von Impfstoffen schnellstmöglich hochzufahren und deren Verteilung zu beschleunigen, sagte der Präsident der Bundesärztekammer. „Dringend geprüft werden sollte zum Beispiel, ob und wie die EU-Kommission sowie Bund und Länder Kooperationen zwischen Pharmaherstellern unbürokratisch durch schnelle Genehmigungsverfahren für Produktionsanlagen fördern und intensivieren können“, forderte Reinhardt. „Auch wenn es hohe Qualitätsanforderungen an die Herstellung von Impfstoffen gibt, könnten freie Produktionskapazitäten einzelner Unternehmen, die selbst nicht an der Impfstoffentwicklung beteiligt sind oder die ihre Entwicklungsprogramme abgebrochen haben, für die Herstellung bereits zugelassener Impfstoffe besser genutzt werden“, sagte der Mediziner.

Weltärztepräsident verlangt Exportverbot für Astrazeneca-Impfstoff

Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat den Impfstoffhersteller Astrazeneca wegen seiner Liefer-Politik scharf kritisiert und ein Exportverbot des Impfstoffes gefordert. „Das Verhalten von Astrazeneca ist unterirdisch“, sagte Montgomery dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Es kann nicht sein, dass das Unternehmen seine Lieferzusagen für Großbritannien genau einhält, für die EU aber nur einen Bruchteil der zugesagten Impfdosen liefert“, kritisierte Montgomery. Er forderte eine „harte“ Reaktion der EU: „Wenn der Impfstoff auf kontinentaleuropäischem Boden produziert wird, muss man dem Unternehmen verbieten, ihn außerhalb der EU auszuliefern.“ +++