30 Jahre Frauenbeauftragte an der Hochschule Fulda

Gleichstellung wird zur Organisationsaufgabe

Nahmen zum Jubiläum stellvertretend für alle bisherigen Frauenbeauftragten der Hochschule Fulda Blumen von der Vizepräsidentin Prof. Dr. Kathrin Becker-Schwarze (3.v.l.) in Empfang: Birgit Hohmann, Prof. Dr. Dagmar Preißing, die das Amt derzeit innehaben, sowie Sonja Redweik und Christina Langsdorf. Foto: Nicole Dietzel

Der Rahmen für das Jubiläum hätte passender kaum sein können: Eingebettet in eine Tagung zu Chancen und Risiken für Frauen in der Arbeitswelt 4.0 würdigte die Hochschule Fulda am heutigen Donnerstag (14.02) die Arbeit ihrer Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten aus drei Jahrzehnten. Im Dezember 1988 hatte die erste Frauenbeauftragte an der damaligen Fachhochschule ihre Arbeit aufgenommen.

„Die Hochschule Fulda zählt heute bundesweit zu den Spitzenreitern in Sachen Gleichstellung“, stellte Vizepräsidentin Prof. Dr. Kathrin Becker-Schwarze in ihrer Begrüßungsansprache heraus. „Drauf können wir alle stolz sein.“ Mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein und einem hohen Maß an Konfliktfähigkeit hätten sich die Frauenbeauftragten für Gleichstellung und Chancengleichheit eingesetzt. „Auch in der Leitung haben wir eine Kultur entwickelt, die die Gleichstellung fördert“, betonte die Vizepräsidentin. Die Hochschulleitung habe früh die Weichen gestellt und die Bedeutung des Themas Gleichstellung erkannt.

Prof. Becker-Schwarze ließ keinen Zweifel: „Wir können heute 30 Jahre erfolgreiche Gleichstellungsarbeit feiern.“ Im Professorinnenprogramm von Bund und Ländern, das darauf zielt, den Anteil von Frauen unter den Lehrenden zu steigern, konnte die Hochschule Fulda dreimal infolge mit ihren Konzepten überzeugen. Im vergangenen Jahr erhielt sie zudem als bundesweit einzige und erste Hochschule für Angewandte Wissenschaften das Prädikat „Gleichstellung ausgezeichnet“.

Start unter herausfordernden Bedingungen

„Sie haben die Grundlagen für diese Erfolge gelegt“, würdigte Birgit Hohmann, die seit vielen Jahren schon gemeinsam mit Prof. Dr. Dagmar Preißing das Amt der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten begleitet, die Arbeit ihrer Amtsvorgängerinnen. Sie erinnerte an die wichtigsten Schritte auf dem Weg in Richtung Gleichstellung: an die schwierigen Rahmenbedingungen, denen sich die erste Frauenbeauftragte zu stellen hatte, an das hessische Gleichstellungsgesetz, das 1994 diese Rahmenbedingungen verbesserte, die Ernennung von zwei Frauenbeauftragten, die erfolgreiche Steigerung des Frauenanteils in der Verwaltung, die Unterstützungsangebote für Beschäftigte und Studierende mit Kindern und das Zertifikat Familiengerechte Hochschule.

Was bis Anfang der 2000er Jahre trotz Frauenförderplan eine große Herausforderung blieb, war die Steigerung des Professorinnenanteils. Nur 14 Prozent der Professuren waren damals mit Frauen besetzt. „Die bisherige punktuelle Frauenpolitik, aber auch die Belastbarkeit der Frauenbeauftragten stießen hier an ihre Grenzen“, erläuterte Birgit Hohmann. Durch zwei Weichenstellungen gelang schließlich auch hier die Wende.

Gleichstellung wird zur Organisationsaufgabe

Zum einen entschied sich die Hochschule Fulda, den Ansatz des Gender Mainstreaming zu verfolgen, ein Konzept, das Chancengleichheit von vornherein in allen Entscheidungsbereichen gewährleisten will und die Verantwortung dafür in der Organisation verankert. Zu anderen eröffnete das Professorinnenprogramm von Bund und Ländern zur Förderung des Anteils von Frauen in der Lehre neue Chancen, die die Frauenbeauftragten wie die Hochschulleitung zu nutzen wussten. „Dieses Programm hat neben der Erstberufung von Frauen auch Gleichstellungsstrukturen möglich gemacht, die die Arbeitsbedingungen für die Frauenbeauftragten deutlich verbessert haben“, resümiert Birgit Hohmann. Die Hochschule verstetigte Stellen, richtete neue ein und bündelte diese in einem Gleichstellungsbüro. Das verschaffte den Frauenbeauftragten den nötigen Freiraum, um eine Vielzahl an Berufungsverfahren konsequent zu begleiten.

Heute sind 44 Prozent der Professuren mit Frauen besetzt. 66 Prozent der Promovierenden sind Frauen. Insgesamt arbeiten an der Hochschule Fulda mittlerweile 61 Prozent Frauen, im höheren Dienst liegt ihr Anteil sogar bei 64 Prozent. „Unsere Vorgängerinnen haben unter schwierigen Bedingungen Chancen erstritten, Gelegenheiten genutzt und die richtigen Entscheidungen eingefordert“, fasste Birgit Hohmann die 30-jährige Geschichte der Frauenbeauftragten an der Hochschule Fulda zusammen. +++ pm