#wirsindmehr hat AfD-Veranstaltung am Aschenberg friedlich genutzt

Ganz gruselig argumentierte Mierdels aus Wiesbaden angereiste Verstärkung

AFD

Wir sind Fulda – #wirsindmehr – mehr Menschen, die für eine weltoffene Stadt, für ein friedliches, achtsames und respektvolles Miteinander, für Vielfalt statt Einfalt eintreten – mehr als diejenigen, die unsere Gesellschaft spalten wollen. Dies zeigte am vergangenen Sonntag bei strahlendem Sonnenschein eindrucksvoll der Demonstrationszug durch die Fuldaer Innenstadt und das daran anschließende bunte und fröhliche Fest auf dem Uniplatz.

Und auch am gestrigen Donnerstagabend zeigte sich #wirsindmehr: Die AfD-Wahlveranstaltung am Aschenberg wurde friedlich geentert von Frauen und Männern, die der menschenfeindlichen Hetze der AfD-Protagonisten sachliche Argumente entgegensetzten und Fragen zu den Zielen der selbst ernannten ‚Alternative für Deutschland‘ stellten. Das Publikum bestand zu gut Zweidritteln aus der #wirsindmehr-Bewegung, auch zwei Direktkandidaten und Kandidatinnen demokratischer Parteien (Philipp Ebert, SPD und Wynonna Weber, Die PARTEI) waren darunter – entsprechend kritisch waren die Stellungnahmen und Fragen zu den polemischen und substanzlosen AfD-Thesen wie beispielsweise ohne Belege in den Raum geworfene Behauptungen à la ‚Kriminalität ist durch den Zuzug Geflüchteter gestiegen‘.

Bei einigen der gestellten Fragen musste AfD-Kandidat Mierdel gleich ganz passen. So wusste er beispielsweise nicht, wie die AfD zu Tarifverträgen steht, wollte jedoch andererseits Menschen generell in „Faule“ und „Fleißige“ einteilen – sozusagen das Grimm’sche Märchen von Frau Holle als ‚Leitkultur für Lohnzahlungen‘ zugrunde legen. Hier ließ Jens Mierdel zumindest auf eine gewisse literarische Bildung schließen – naturwissenschaftliches Wissen scheint ihm bedauerlicherweise völlig abzugehen, behauptete der AfD-Kandidat doch naiv und unbedarft, es gebe keinen von der Menschheit verursachten Klimawandel. So legte Herr Mierdel anschaulich die Mängel unseres Bildungssystems dar. In Erklärungsnot geriet Jens Mierdel auch bei den beharrlichen Nachfragen danach, wie die AfD den Mangel an bezahlbaren Wohnraum beheben wolle. Immerhin wurde dadurch deutlich, dass Menschen nicht hoffen dürfen, die AfD würde es schaffen oder auch nur wollen, allen Menschen zu einem bezahlbaren Dach über’m Kopf zu verhelfen. Auch seine wirtschaftspolitischen Bildungslücken offenbarte der AfD-Kandidat im Dialog mit SPD-Kandidat Philipp Ebert. So verwendete er lustig gegensätzliche Begriffe wie ‚freie Marktwirtschaft‘ und ’soziale Marktwirtschaft‘ synonym.

Ganz gruselig argumentierte Mierdels aus Wiesbaden angereiste Verstärkung. AfD-Politiker Dimitri Schulz erklärte dem staunenden Publikum, das Russlanddeutsche generell fleißiger und strebsamer als der Rest der Deutschen und noch viel fleißiger als Menschen mit Fluchthintergrund wären. Er belegte dies auch damit, dass die vor 250 Jahren von Deutschland nach Russland Emigrierten, ab Anfang der 1990er Jahre zurückkehrten – im Gepäck die in Russland konservierte deutsche Leitkultur der 1760er Jahre, die er wohl gerne wieder etablieren möchte – ungeachtet gesellschaftlicher Entwicklungen und veränderte Normen. So konterte er eine Frage danach, warum viele Russlanddeutsche noch einen sehr strengen Erziehungsstil pflegten damit, dass das Schlagen von Kindern durch eine stark mennonitisch geprägte Glaubensausrichtung zu entschuldigen sei – eine Illustration dessen, wie die AfD unser weltoffenes Land als neues altes Deutschland umbauen möchte.

Tosenden Beifall erhielt eine Mitarbeiterin der ‚Flüchtlingsindustrie‘ – so die Lesart der AfD für Sozialverbände wie AWO, Caritas, Diakonie und viele andere mehr. Frau O. war selber gezwungen, ihr Land zu verlassen und hat in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Sie hat viele Jahre Russlanddeutschen auf dem Aschenberg geholfen, die hier bedauerlicherweise vielen Anfeindungen ausgesetzt waren. Sie betonte, wie unbegreiflich es sei, dass Menschen, die darunter leiden mussten, ‚ganz unten‘ gewesen zu sein, nun bildlich auf Menschen treten, die bei uns Schutz und Heimat suchen – und von Jens Mierdel durchgehend als „kulturlose Menschen“ bezeichnet wurden. Auch die Antwort auf die Frage, was genau er darunter verstehe, blieb der AfD-Protagonist schuldig, heißt es zum Schluß der Mitteilung +++ pm