Mehr Bewerberinnen und Bewerber, aber ein großes Minus an Ausbildungsstellen: Die Kammern verzeichnen in etwa gleich viele Ausbildungsverträge wie im Vorjahr, insgesamt scheint der Ausbildungsmarkt jedoch nicht unverschont von der schlechten konjunkturellen Lage. Bei der Ausbildungsmarktkonferenz in der Agentur für Arbeit in Fulda zogen die regionalen Netzwerkpartner (Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft, Staatliches Schulamt, Kreisjobcenter und Arbeitsagentur) Jahresbilanz des abgelaufenen Ausbildungsjahres.
Seit Oktober vergangenen Jahres haben sich 1.306 junge Menschen bei der Berufsberatung als Bewerber*innen um einen Ausbildungsplatz gemeldet. Das waren 31 mehr als im Jahr zu-vor, die Zahl der Ausbildungsstellen ist im gleichen Zeitraum um 200 auf 2.173 gesunken. „Das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bleibt weiterhin bestehen. Auf 100 Bewerbe-rinnen und Bewerber kommen 164 Ausbildungsstellen. Diese Relation ist eine große Herausforderung für die Unternehmen und Betriebe in der Region, die angesichts ihres hohen Bedarfs an Fachkräften und der älter werdenden Belegschaften auf eigenen betrieblichen Nachwuchs angewiesen sind. 236 Stellen konnten nicht besetzt werden“, erklärte Katharina Henkel, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda.
Unter anderem werden noch Auszubildende im Metall- sowie im Verkauf, in der Altenpflege, sowie im kaufmännischen Bereich gesucht, ebenso angehende Maurer, Steuerfachangestellte und Dual Studierende in unterschiedlichen Bereichen. Für den Ausbildungsbeginn in 2025 liegen der Arbeitsagentur heute bereits rund 1.300 Ausbildungsstellen zur Besetzung vor. „Dank der sehr guten Zusammenarbeit zwischen dem Fallmanagement des Kreisjobcenters und der Agentur für Arbeit gelang es allen an einer Ausbildung interessierten jungen Menschen im Bürgergeld-Bezug ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten. Nur 3 unserer Hilfesuchen-den blieben am Ende unversorgt. Mit diesem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Wir nehmen weiterhin erfreut war, dass Betriebe aktuell aufgrund des Mangels an Ausbildungsbewerbern auch etwas schwächeren Jugendlichen eine Chance geben“, resümiert Landrat Bernd Woide.
Und IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow hält fest: „Der Landkreis Fulda ist weiterhin eine Chancenregion f9ür Menschen, die eine Ausbildung suchen. Auf einen Bewerber kommen rein rechnerisch mehr als eineinhalb Ausbildungsplätze. Unsere IHK zählt auch 2024 über 1.000 abgeschlossene Ausbildungsverträge. Auch wenn der Ausbildungsmarkt nicht unverschont von der schlechten konjunkturellen Lage bleibt, ist eine Ausbildung nach wie vor die Basis für eine nachhaltige berufliche Karriere und die Gewinnung von Fachkräften, insbesondere mit Blick auf die Babyboomer, die in den nächsten Jahren den Arbeitsmarkt verlassen werden.“
„Es gibt nichts zu beschönigen, für das Fuldaer Handwerk ist die Ausbildungssituation das siebte Jahr in Folge alles andere als zufriedenstellend. Die aktuellen Zahlen, d.h. die uns von der Handwerkskammer Kassel gemeldete Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge, liegt Stand heute rund 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das heißt für uns, wir müssen noch mehr dafür tun, junge Menschen für eine handwerkliche Ausbildung zu begeistern“, bilanziert Gabriele Leipold, Geschäftsführerin Kreishandwerkerschaft Fulda.
„Die Zahl der Berufsschülerinnen und Berufsschüler und damit die Zahl der Auszubildenden ist gesunken. Dies betrifft auch Vollzeitschulformen, in die Absolventinnen und Absolventen der Sekundarstufe I einmünden. Es handelt sich also eher um einen Rückgang in der Breite der nach ihrem Abschluss zur Verfügung stehenden jungen Menschen. Die Zahlen machen deutlich, dass Berufsausbildung weiterhin mit großem Abstand das attraktivste Angebot für Schulabgängerinnen und Schulabgänger darstellt. Da die Zahl der Personen, die in eine Ausbildung außerhalb des dualen Systems der Berufsausbildung einmünden nur in geringem Umfang durch die Schulen erfasst werden, gilt dies umso mehr. Zu berücksichtigen ist, dass Schülerinnen und Schüler, die sich für einen schulischen Weg in der Sekundarstufe II entscheiden, danach nicht nur für eine Ausbildung, sondern auch für duale Studiengänge und andere akademische Wege zur Verfügung stehen“, zieht Harald Persch von der Amtsleitung des Staatlichen Schulamtes für den Landkreis Fulda ein Fazit. +++ pm
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