Volker Bouffier zu Gast im Bildungsunternehmen Dr. Jordan

Für die Demokratie muss man kämpfen! – unter dieser Überschrift diskutierten am Dienstag rund 60 Schülerinnen und Schüler der Privaten Berufsakademie Fulda (BA) und der Beruflichen Oberstufen des Fuldaer Bildungsunternehmens Dr. Jordan im Beisein der Schulleitung, Professor Dr. Lothar Jordan, Schulamtsdirektor a.D. Peter Vater und Professor Dr. Wolfgang Dippel, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration a.D. sowie Bürgermeister der Stadt Fulda a.D. mit dem Hessischen Ministerpräsidenten a.D., ehemaligen CDU-Landesvorsitzenden, Stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden a.D. und Ehrenvorsitzenden im CDU-Landesvorstand, Volker Bouffier.

Professor Dr. Lothar Jordan

Der Vorstand der Direktion und Namensgeber des Bildungsunternehmens, Professor Dr. Lothar Jordan, ging in seinen einleitenden Worten zur Begrüßung auf die derzeitige geo- und weltpolitische Lage ein. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und den damit korrelierenden Herausforderungen für Europa komme Bildungsinstitutionen eine essenzielle Aufgabe zu. Nach Jordan stünden Schulen in der Verantwortung, die Jugend, auf das, was gerade in Europa und in der Welt geschieht, vorzubereiten, damit diese die gegenwärtige Situation besser einschätzen lernen und einzuordnen wissen. „Unsere Kinder und Jugend muss psychosozial mit dem derzeitigen Geschehen zurechtkommen, das, was in der Welt passiert, einordnen können. Und das kann sie beispielsweise, wenn sie gut informiert und ausgebildet ist, was unser Bestreben als Bildungsunternehmen ist. Eine gute schulische Bildung ist dann besonders sichtbar, wenn die Heranwachsenden das aktuelle politische Tagesgeschehen besser verstehen und einzuordnen wissen“, so Professor Dr. Lothar Jordan.

Professor Dr. Wolfgang Dippel

Nach einer kurzen Einführung und Vorstellung der Person Volker Bouffier durch Staatssekretär a.D. und frühen Bürgermeister der Stadt Fulda, Professor Dr. Wolfgang Dippel, führte der frühere hessische Ministerpräsident aus, warum gerade der Sport die wichtigste Grundlage für eine Gesellschaft ist. Volker Bouffier: „Der Sport erreicht alle Menschen. Die, die im Wohlstand leben; und die, denen es finanziell nicht so gut geht. Der Sport ist klassenlos, dadurch ist er der wichtigste Grundpfeiler für die Gesellschaft.“ Ob man sich sportlich betätigt oder nicht, ist jedem selbst überlassen, genauso ob man eine Egal-Haltung gegenüber gewissen Dingen einnimmt oder etwas aus einer gewissen Überzeugung heraus macht. Für die letztere Haltung entschied sich Bouffier in jungen Jahren nachdem er aufgrund einer Verletzung eine Karriere im Profisport verwerfen musste. „Ich mache etwas aus tiefer Überzeugung heraus, denn nur so, kann ich Dinge verändern. Aus dieser Grundphilosophie heraus ist vieles entstanden und sie hat mich mein ganzes Leben lang geprägt“, so Bouffier. „Auch im Sport kann ich viel, wenn ich mich anstrenge und diszipliniert verhalte, erreichen, und ich kann Menschen zu meinen Verbündeten machen.“ Mit diesen Ausführungen schlug der ehemalige Landesvater die Brücke zur Demokratie als die „Herrschaft des Volkes“.

Bouffier: Der Austausch von Argumenten ist der Schlüssel für ein gelingendes demokratisches System

Zu den Prinzipien der Demokratie gehöre beispielsweise die freie Meinungsäußerung. Hierzu Volker Bouffier: „Ihr Kernpfeiler ist, dass es eine Mehrheit gibt, die entscheidet. Es gibt nur ganz selten Dinge, die sind nur ganz schwarz oder ganz weiß. Die meisten Dinge sind grau. Der Schlüssel der Demokratie ist der Austausch von Argumenten. Dies gelingt allerdings nur, wenn man sich gegenseitig zuhört und nicht nur auf seine eigene Meinung pocht. Es gibt in fast allen Fällen immer verschiedene Argumente. Und der Austausch von Argumenten ist der Schlüssel für ein gelingendes demokratisches System.“ Der frühere Hessische Ministerpräsident weiter: „Miteinander zu diskutieren, eine andere Meinung zu verstehen, die muss man nicht teilen, aber man sollte sie sich zumindest einmal anhören. Nur, weil jemand eine andere politische Meinung vertritt, ist das nicht automatisch mein Feind. Bei mir ist seit 60 Jahren klar, wo ich stehe. Aber am Ende muss es darum gehen, einen Weg zu finden, wie man friedlich in einer großen Menge beieinanderbleiben kann; Es muss darum gehen, ein System zu festigen, was uns vor Gefahren bewahrt, was es uns aber ermöglicht, zu Ergebnissen zu kommen, zu Entscheidungen. Man muss bereit dazu sein, auch einer Minderheit sagen zu können, dass jetzt etwas mehrheitlich entschieden wurde und es gilt, dieses zu akzeptieren. Und an der Mehrheit liegt es, dass diese den Bogen nicht überspannt. In unserem Grundgesetzt sind diese Dinge im Grunde sehr gut geregelt. Der Kern der Demokratie ist ein Wertegerüst.“

Bouffier stellte den Schülerinnen und Schülern die Frage, was der Unterschied zwischen einer Diktatur und einer Demokratie sei. Hierauf antwortete ein Schüler: „Freiheit!“. Bouffier: „Die Freiheit ist der Schlüssel einer Demokratie.“ Freiheit bedeute aber auch, sich ohne Angst äußern zu können. „Wären wir jetzt in der DDR oder in Russland, so wären hier jetzt mindestens noch zehn weitere Personen im Raum, die genau darauf achten, wer was gesagt hat, alles aufnehmen, protokolieren und fotogarfieren würden. Wenn der große Parteiführer vorn ist und mitbekommt, dass einer hier im Raum nicht mitgeklatscht hat, so würde er nach dem Grund gefragt werden und ihm die Frage gestellt werden, ob er gegen das Volk sei“, so Bouffier weiter. „Die Demokratie ist ein zartes Pflänzchen, was man hegen und pflegen muss“, stellte der frühere Hessische Ministerpräsident heraus. Weiter ging Bouffier auf die Anonymität des Internets und die Sozialen Medien ein. Hier könne man viel Stimmung machen, ohne dabei sein wahres Gesicht zu zeigen. In diesem Zusammenhang erwähnte der Ehrenvorsitzende der CDU Hessen, dass er „nie“ in den öffentlichen Dienst wollte. „Ich wollte immer selbständig sein, deswegen bin ich Anwalt geworden“, so Bouffier. Für ihn ist trotz der aktuellen politischen Lage in der Welt und in Europa die Welt nicht dunkel. „Wir werden eine gute Zukunft haben“ ermutigte er die Schülerinnen und Schüler; „aber wir werden sie nur dann haben, wenn viele mitmachen.“ Im zweiten Teil der Veranstaltung war es an den Schülerinnen und Schülern, an den früheren hessischen Ministerpräsidenten und stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden, Fragen zu adressieren. Diese waren größtenteils den Themenkomplexen Bildung und Sicherheit zugeordnet. Auf die Frage, ob wir eine Bildungsreform bräuchten, antwortete Bouffier: „Das Wort Bildungsreform ist ein Wort, das ich nicht mag – weil es seit über 50 Jahren totgeredet wurde.“

Bouffier: Bildung ist weit mehr als nur schulische Bildung

Für den früheren hessischen Ministerpräsidenten und ehemaligen CDU-Landesvorsitzenden sei „Bildung“ keinesfalls etwas, das man erwerben kann, wozu auch die schulische Bildung gehört. Sie ist auch keine Charakterbildung. Für ihn sei Bildung etwas, das mit der musischen Bildung gleichzusetzen sei, die die Sozialverträglichkeit miteinschließt. Hierzu Volker Bouffier: „Bildung ist mehr als nur die schulische Bildung. Wenn ich von Bildung spreche, so denke ich da an die Herzensbildung, und daran, dass alle Menschen die gleichen Chancen bekommen, das Beste aus sich zu machen. Und nicht, dass jemand in die Schublade gesteckt wird, aus der er nicht mehr rauskommt. Und für diejenigen, die eben etwas länger brauchen, sich zu entwickeln, für diejenigen muss ich Übergänge schaffen.“ Abschließend ging Volker Bouffier noch einmal auf Deutschland als Industrieland ein. „Unseren Wohlstand in unserem Land können wir nur dann auch halten, wenn wir auch weiterhin ein starkes Industrieland sind. Wir müssen die Zukunft intelligent gestalten“, sagte er auch mit Blick auf die Chancen, die erneuerbare Energien bieten. Auch müsse Europa noch enger zusammenstehen. „Bei knapp 500 Millionen bedarf es natürlich auch eines politischen Rahmens“, stellte er heraus.

Weitere Themen des Austausches zwischen den Jordan-Schülerinnen und – Schülern und dem langjährigen Ministerpräsidenten des Landes Hessen und früheren stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden waren der Mordfall des früheren Kasseler Regierungspräsidenten und seines Parteifreundes Dr. Walter Lübcke, die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements wie beispielsweise im Sportverein für die Gesellschaft und der Datenschutz. Auf die Frage einer Schülerin, warum die Polizei oder die Politik immer erst dann aktiv wird, wenn etwas passiert ist, sagte Bouffier: „Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Vieles von dem, was geschehen ist, hat man nicht kommen sehen.“ In diesem Kontext erinnerte er an die Anschläge in Oslo und auf der Insel Utøya in 2011 durch den Rechtsterroristen Anders Behring Breivik. Hier fügte Bouffier hinzu: „Man kann rechtspolitisch oder linkspolitisch sein und trotzdem ein Demokrat; wenn man aber rechts- oder linkspopulistisch ist, so ist man kein Demokrat.“

Professor Dr. Lothar Jordan und Professor Dr. Wolfgang Dippel dankten Volker Bouffier für seinen knapp zweistündigen Besuch im Bildungsunternehmen und für seine Ausführungen und verabschiedeten ihn mit einem, wie für Fulda üblich, gut gefüllten „Fuldaer Rucksack“, die Tür im Bildungsunternehmen für mögliche weitere politische Vorträge stehe ihm immer und gerne offen. +++ jessica auth