Versicherungswirtschaft schlägt Tempolimit-Großversuch vor

Bisher sind die Wirkungen wissenschaftlich nicht umfassend untersucht worden

Die deutsche Versicherungswirtschaft fordert, die Auswirkungen eines Tempolimits in einem groß angelegten Praxistest zu untersuchen. „Wir brauchen dringend einen Großversuch, um zu klären, ob ein Tempolimit auf Autobahnen wirklich zu einem deutlichen Mehr an Sicherheit führt und, wenn ja, wie viel“, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Bisher sind die Wirkungen wissenschaftlich nicht umfassend untersucht worden. Da haben wir, was Deutschland angeht, eine Lücke.“ In der politischen Debatte suche sich jeder den Befund heraus, der gerade der eigenen Meinung entspreche, so Brockmann. Der Unfallforscher sagte, es müsse untersucht werden, wie ein Tempolimit in der Praxis funktioniere. „In der Theorie scheint die Sache ja klar zu sein: Je geringer die Geschwindigkeiten auf der Autobahnen und je geringer der Geschwindigkeitsunterschied zwischen zwei Fahrzeugen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es zu weniger Unfällen mit Toten und Verletzten kommt“, so Brockmann. „In der Praxis ist die Sache vielschichtiger.“ Da werde man einiges austarieren müssen: Zum Beispiel, was die richtige Geschwindigkeit für ein generelles Tempolimit wäre. „120, 130, 150? All das wären gegriffene Zahlen“, so Brockmann weiter. Selbst bei 150 Stundenkilometern hätte man das Problem der hohen Differenzgeschwindigkeiten minimiert. Brockmann sagte, Autobahnen seien prinzipiell zum schnelleren Fahren gedacht. „Und vielleicht ist das in verkehrsschwachen Zeiten ja auch möglich“, so der Unfallexperte. „Man könnte das Tempolimit auf die Zeit zwischen 6 Uhr morgens und 22 Uhr abends beschränken oder es je nach Verkehrsaufkommen auf bestimmten Strecken steuern.“ +++