Umweltministerin Hinz besuchte Biberfläche in Flieden

Artenvielfalt fördern, Konflikte vermeiden

Umweltministerin Priska Hinz. Foto: HMUKLV

Eine Burg verrät, wer hier lebt: Biber haben sich in Flieden angesiedelt. Der richtige Platz für Umweltministerin Priska Hinz, um die neue Broschüre zum hessischen Bibermanagement im Rahmen ihrer Sommertour vorzustellen. „Dort, wo der Biber Platz hat, entwickeln sich vielfältige und wertvolle Lebensräume. Der Biber fördert die Artenvielfalt. Durch das Anstauen von Wasser und das Fällen von Bäumen finden viele Pflanzenarten, Amphibien, Wasserinsekten, aber auch Vogelarten wie Schwarzstorch oder der Eisvogel in diesen naturnahen Auen verbesserte Lebensbedingungen vor“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz anlässlich ihres Besuches einer vom Land Hessen 2021 im Rahmen des Bibermanagements angekauften Fläche von rund zwei Hektar in Flieden. „Gerade vor dem Hintergrund der Klimakrise leistet der Biber einen wichtigen Beitrag, Trockenperioden zu überstehen und den Grundwasserspiegel zu stabilisieren“, führte Umweltministerin Hinz weiter aus.

Stärkung des hessischen Bibermanagements

Bei allen ökologischen Vorteilen, die der Biber mit sich bringt, kommt es immer wieder zu Konflikten bei Flächen, auf denen sich der Biber ansiedelt. In diesen Fällen erarbeitet das Land über sein Bibermanagement zielgerichtet und auf den Einzelfall bezogene Konfliktlösungen mit allen Beteiligten. Aktuell wurden vom Land Hessen sowohl ein Flyer als auch eine Broschüre mit allen relevanten Informationen rund um den Biber und das hessische Bibermanagement erstellt. „Wir informieren und arbeiten daran, das Bibermanagement in Hessen zu stärken“, erklärte Umweltministerin Hinz beim Termin.

Wie geht es im hessischen Bibermanagement weiter?

Das Land Hessen erarbeitet derzeit eine Richtlinie, durch die zukünftig, insbesondere nach erfolgter Prävention, Billigkeitsleistungen gewährt werden können. Parallel dazu wird zukünftig ein Praxisleitfaden für alle Beteiligten im Bibermanagement als Leitlinie zur Verfügung stehen. Vertreterinnen und Vertreter aus allen Ebenen des Bibermanagements kommen in regelmäßigen Abständen im Umweltministerium zusammen und diskutieren weitere Verbesserungen und Erfordernisse. „Für erfolgreiche Konfliktlösungen ist viel Engagement auf allen Seiten gefragt: Kommunen, Landnutzende, Naturschützende und Behörden arbeiten deshalb gemeinsam an für alle Seiten verträglichen Lösungen“, betonte Umweltministerin Hinz hin. „Dass dies funktionieren kann, sieht man hier in Flieden. Ich möchte an dieser Stelle allen amtlichen und ehrenamtlichen Beteiligten im Biberschutz und im Bibermanagement danken“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz abschließend. Die ehrenamtlichen Biberbetreuerinnen und Biberbetreuer aus den Naturschutzverbänden werden von den Regierungspräsidien ernannt und sind in vielen Landkreisen tätig. Sie spielen beim Monitoring der Biberreviere auf lokaler Ebene eine wichtige Rolle.

Biberbiotop in Flieden

Ein großer Teil der Fläche befindet sich innerhalb des FFH-Gebiets „Zuflüsse der Fliede“. Auf der angekauften Fläche soll die natürliche Auendynamik zugelassen werden. Dazu gehören auch die Schwankungen des Wasserstandes. Letztlich wird nichts unternommen, was den Biber an dieser Stelle einschränkt, also keine weiteren Management- oder Präventionsmaßnahmen. Bereits jetzt ist ein für viele Tiere und Pflanzen sehr wertvoller Lebensraum entstanden. Zukünftig wird sich zeigen, wie sich die Fläche weiter verändert und was das auch für andere Biberreviere und deren Potentiale bedeuten kann.

Der Biber in Hessen

In Hessen war der Biber lange Zeit ausgestorben. Die Rückkehr begann 1986/87 mit einer Wiederansiedlung von 18 Elbe-Bibern im Spessart, die unter der Regie der Hessischen Landesforstverwaltung und intensiver Begleitung durch den ehrenamtlichen Naturschutz im Staatswald des Hessischen Forstamts Sinntal ausgewildert wurden. Von hier breitete sich der Biber zunächst langsam aus. Aktuell sind in Hessen bis auf die westlichsten und nördlichsten Landesteile alle größeren Fließgewässersysteme wieder vom Biber besiedelt. Der hessische Bestand wird aktuell auf mindestens 1.200 Biber in mehr als 350 Revieren geschätzt. In wenigen Jahren wird eine in Hessen flächendeckende Verbreitung erwartet. In Deutschland leben zurzeit insgesamt über alle Flächenbundesländer hinweg wieder mehr als 30.000 Biber.

Schutzstatus

Der Biber gehört zu den besonders und streng geschützten Tierarten, für die die in § 44 Abs.1 Nr.1 und 2 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) formulierten Zugriffs-, Besitz- und Vermarktungsverbote gelten. Weiterhin wird der Biber in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie geführt und gehört damit zu den streng geschützten Arten von gemeinschaftlichem Interesse, deren Erhaltungszustand von den EU-Mitgliedsstaaten zu überwachen ist.

Ziele und Grundsätze des hessischen Bibermanagements

In jedem Regierungsbezirk bei der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums gibt es jeweils mindestens eine Ansprechperson als zentrale Bibermanagerin oder Bibermanager. Sie sind für die Steuerung und zentrale Koordination des Bibermanagements im jeweiligen Regierungsbezirk verantwortlich. In den hessischen Forstämtern des Landesbetriebs Hessen-Forst sind die Funktionsbeschäftigten Naturschutz (FN) angesiedelt. Ihnen obliegt das regionale Bibermanagement als regionale Ansprechpersonen und Konfliktmanagerinnen und -manager vor Ort. Konfliktlösungen können häufig nur auf den Einzelfall bezogen im Rahmen von Vor-Ort-Terminen durch die am Bibermanagement beteiligten Akteure entschieden werden. +++ pm

Sie können uns jederzeit Leserbriefe zukommen lassen. Diskutieren kann man auf X oder Facebook