Städte- und Gemeindebund hält Warenhäuser für „systemrelevant“

Riexinger kritisiert Pläne von Galeria Karstadt Kaufhof

Karstadt

Das Warenhaus-Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof erntet entsetzte Reaktionen auf die Ankündigung, mehrere Dutzend Warenhäuser zu schließen. „Das wäre ein harter Schlag, zumal wir befürchten, dass es vor allem strukturschwache Kommunen trifft“, sagte Norbert Portz, Infrastruktur-Experte des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, der „Welt“. Man müsse retten, „was zu retten ist“.

Der Infrastruktur-Experte bezeichnete die Warenhäuser als „systemrelevant“ für die Innenstädte. Die Kaufhäuser bildeten in der Regel den Kern des stationären Handels in den Fußgängerzonen. „Fehlen sie, bleiben die Kunden weg“, sagte Portz. Deshalb würde man es begrüßen, „wenn sich das Management möglichst schnell mit den Bürgermeistern und den Verantwortlichen vor Ort zusammensetzen würde“, so der Infrastruktur-Experte weiter. Ohnehin vielerorts angeschlagen durch die generellen Sperrungen im Zuge der Coronakrise, würde eine Schließung der Warenhäuser die Attraktivität der Citys für Kunden weiter schmälern. Portz appellierte an die Eigentümer der Immobilien, dem angeschlagen Handelskonzern bei den Mieten entgegenzukommen.

Riexinger kritisiert Pläne von Galeria Karstadt Kaufhof

Linken-Chef Bernd Riexinger hat die beabsichtigte Schließung der Hälfte aller Filialen bei der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof scharf kritisiert. „Ich hatte schon immer den Verdacht, dass der Kauf von Kaufhof nie in der Absicht geschah, den Betrieb voranzubringen, sondern dass da immer Immobilienspekulation im Spiel war“, sagte Riexinger den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“. Was jetzt passiere, habe „mit Corona gar nichts zu tun“. Der Kurs der Unternehmensleitung werde „voll auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen“, so der Linken-Chef weiter. Dies sei „ein ganz übles Spiel mit Tausenden Existenzen. Wir werden alle unterstützen, die sich dagegen wehren“, sagte Riexinger. Er zeigte sich „richtig empört“, weil er viele betroffene Beschäftige kenne und miterlebt habe, „welche Tortur sie durchmachen mussten“. Lohn- und Gehaltsverzichte der letzten Jahre hätten offenbar nichts genutzt, so der Linken-Politiker weiter. Nötig sei nun politischer Druck für einen Standortsicherungsvertrag. Zudem hätten Kaufhäuser „eine Bedeutung für lebendige Innenstädte“, sagte Riexinger den Zeitungen. Wenn die fehlten, fehle „auch ein Stück Einkaufskultur.“ +++

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