Staatsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) besuchte Haus der Familie

„Eindrücke, die bleiben“

Der hessische Wirtschaftsminister sowie Spitzenkandidat für die hessische Landtagswahl am 8. Oktober, Staatsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen), hat sich am Dienstag im Rahmen seiner „Hessentour“ auf Einladung des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen Fulda im Beisein seines Kreisvorsitzenden, Knut Heiland, und den Landtagsabgeordneten, der Vorsitzenden der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Fuldaer Stadtparlament, Silvia Brünnel MdL (Wahlkreise Fulda I und Fulda II) und Markus Hofmann MdL (Main-Kinzig) und weiteren Mitgliedern der Stadtverordnetenfraktion von Bündnis 90/Die Grünen sowie dem Bürgermeister der Stadt Fulda, Dag Wehner (CDU), über die unterschiedlichen Einrichtungen im „Haus der Familie“ (Gallasiniring 30) informiert. Im Haus der Familie sind das Stadtteilbüro, die Deutsche Familienstiftung mit der darin integrierten Familienschule Fulda außerdem das Mütterzentrum e.V. (Familienzentrum und Stadtteiltreff) kurz: „Mütze“, das Stadtteilcafé und die Kinderkrippe „Marienkäfer“ verortet.

Der Gallasiniring liegt im Quartier Fulda-Ostend/Ziehers-Süd zwischen dem Zentrum Fuldas und dem östlichen Rand der Gemarkung Fulda. Im Jahr 2014 wurde der Stadtteil neu in das Bund-Länder-Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen, das mitunter vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnung gefördert wird. Seitdem erfährt das Stadtgebiet, das früher aufgrund des hohen Migrantenanteils als „sozialer Brennpunkt“ galt, eine sukzessive Stabilisierung und Aufwertung. Im Stadtteil leben etwa 6.600 Bewohner, was rund 1/10 der Fuldaer Gesamtbevölkerung entspricht. Das Siedlungsgebiet beträgt rund 120 Hektar und umfasst zwei verdichtete traditionelle Arbeiterwohnquartiere rund um die Fabrikanlage der „Fulda Reifen“ (hierzulande genannt „Die Gummi“) am östlichen Rand der Fuldaer Kernstadt. Das Quartier hat vor allem hinsichtlich auf die Wohn- und Lebensbedingungen sowie auf die soziale Stabilisierung einen Entwicklungsbedarf, weshalb der Handlungsschwerpunkt auf der Aufwertung der sozialen Infrastruktur liegt.

Eine Einrichtung, die dieser Zielsetzung nachkommt, ist das „Haus der Familie“ im Ostend. Als Bildungs- und Begegnungsort bietet es wichtige Angebote für die soziale Infrastruktur. Dabei stehen die Interessen, Wünsche und Belange der Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers im Vordergrund. Die Familienschule ist eine, auf die Bedürfnisse von werdenden und jungen Eltern abgestimmte Einrichtungen mit Kursangeboten wie Schwangerschaftsgymnastik, Geburtsvorbereitung, Rückbildung, Krabbelgruppen, Erziehung und vielem mehr. Getragen wird die Familienschule von der Deutschen Familienstiftung (DFS), die im Mai 2000 von Professor em. Dr. med. Ludwig Spätling (Direktor der Frauenklinik am Klinikum Fulda a.D.) als gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts gegründet wurde und sich hauptsächlich über Spenden und das Sponsering durch Unternehmungen finanziert. Die Deutsche Familienstiftung ist weltanschaulich, politisch sowie kulturell unabhängig, was es ihr ermöglicht, auf alle Familienmodelle einzugehen. Professor Dr. Spätling steht der Familienstiftung als 1. Vorsitzender vor, 2. Vorsitzende ist Familien-Hebamme Eva-Maria Chrzonsz, 3. Vorsitzender ist Professor Dr. med. Reinald Repp, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Fulda, in kommunaler Trägerschaft der Stadt Fulda. Als Leiterin der Familienschule fungiert die Kinderkrankenschwester Julia Spätling. Julia Spätling ist die Tochter des Stiftungsgründers Ludwig Spätling.

Der komplette Stiftungsvorstand war am Dienstag in den Räumlichkeiten der Familienschule zugegen und berichtete über seine Arbeit, Angebote und über seine Ambitionen. Der hessische Wirtschaftsminister, Staatsminister Al-Wazir zeigte sich über die Arbeit der Schule, das gelebte Engagement der Menschen, die in und im Hintergrund für die Deutsche Familienschule arbeiten und dem wertvollen Dienst an den Menschen begeistert. Explicit willkommen geheißen wurde der stellvertretende hessische Ministerpräsident von dem 1. Vorsitzenden der Deutschen Familienstiftung, dem Gynäkologen, Professor em. Dr. Ludwig Spätling, der einen Einblick in den Entstehungskontext der Familienschule gab und wichtige Zielsetzungen formulierte. Darüber hinaus adressierte der ehemalige Klinikdirektor der Frauenklinik am Klinikum Fulda einen innigen Herzenswunsch: „Als Naturwissenschaftler ist es mir geläufig, dass vor einer generellen Etablierung eines Verfahrens üblicherweise der Nachweis seiner Wirksamkeit gehört. Mit mehreren Anträgen haben wir als Stiftungsvorstand Anfang der 2000er-Jahre versucht, Mittel für eine entsprechende prospektive Studie beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zu bekommen. Dort haben nicht, wie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft üblich, Gutachter, sondern ein einziger Referatsmitarbeiter entschieden, dass eine entsprechende Studie nicht sinnvoll wäre. Eigene Auswertungen und Befragungen haben die Wirksamkeit der Geburts- und Familienvorbereitung gezeigt. So haben wir die Geburts- und Familienvorbereitung mit vielen Experten und dem Deutschen Hebammenverband weiterentwickelt, Fortbildungen durchgeführt und ein Handbuch erarbeitet, dieses jeder Hebamme erleichtert, die Geburtsvorbereitung in eine Geburts- und Familienvorbereitung umzugestalten. Unser Herzenswunsch wäre eine flächendeckende Umsetzung dieses Angebotes. Vielleicht ist es Ihnen durch Ihr politisches Gewicht als stellvertretender Ministerpräsident des Landes Hessen ja möglich, hier Einfluss nehmen zu können?! In Artikel 6 in unserem Grundgesetz, im Sozialgesetzbuch VIII und in den entsprechenden Ausführungsbestimmungen der Hebammen zur Geburtsvorbereitung ist die Stärkung der Eltern festgeschrieben, damit sie ihren Aufgaben entsprechen können. Könnte man nicht beispielshaft in Hessen als erstem Bundesland die Geburts- und Familienvorbereitung einführen? Im Fachbereich Gesundheitswissenschaften der Hochschule Fulda könnte man im Bereich Hebammenwissenschaften, in diesem die entsprechenden Inhalte bereits durch uns gelehrt werden, ein begleitendes Forschungsprojekt etablieren. Sehr geehrter Herr Minister Al-Wazir, helfen Sie uns und den Bürgern des Landes Hessen, diesen einmaligen Ansatz zur Stärkung der Familie und damit unserer Gesellschaft zu nutzen.“

Der hessische Wirtschaftsminister war sichtlich von dem herausragenden Engagement des Stiftungsvorstandes beeindruckt. Ihm sei nicht bewusst gewesen, dass ein Haus wie dem der Familie in Fulda, von dem so viel Positives und Vorbildliches ausgehe von seinem Ministerium unterstützt werde. Der Staatsminister bestärkte die Stiftungsmitglieder darin, von ihrer Zielsetzung nicht abzuweichen und wünschte der Familienschule Fulda alles Gute für ihre weitere Arbeit. Bezugnehmend zur Thematik berichtete Al-Wazir davon als er und seine Frau zum ersten Mal Eltern wurden – und von einer zeitlich werdenden Mutter auf der Entbindungsstation, die ein Säugling mit Entzugserscheinungen gebar und offenbar wenig Unterstützung während ihrer Schwangerschaft erfuhr. Vor diesem Hintergrund könnte man Einrichtungen wie die Familienschule Fulda nicht hoch genug wertschätzen. Eine Besonderheit in der Familienschule, auf die Julia Spätling auch im Hinblick des aktuellen Fachkräftemangels verwies, ist das sogenannte „Wochenbett-Sofa“. Durch den weiterhin anhaltenden Hebammen-Mangel ist es leider nicht jeder werdenden Mutter vergönnt, zur Nachsorge auf eine Hebamme zurückgreifen zu können. Mit dem Wochenbett-Sofa bietet die Familienschule Fulda Müttern einige wenige Nachsorgeuntersuchungen durch eine Hebamme in den Räumlichkeiten der Familienschule an.

Einblicke gewann Hessens Wirtschaftsminister an diesem Tag auch in die Bildungs- und Begegnungsstätte Mütterzentrum e.V. kurz: „Mütze“, das zusammen mit der Familienschule Fulda, der Krippe „Marienkäfer“ und dem „Stadtteilbüro“ als Hauptmieter im „Haus der Familie“ fungiert. Das Mütterzentrum ist eine selbst verwaltete Einrichtung, die sich für die Interessen, Wünsche und Belange von Familien einsetzt. 1988 als selbst verwalteter, gemeinnütziger Verein, steht die Einrichtung unabhängig von Nationalität, Religion, sozialer Herkunft und Alter als familiäre Anlaufstelle und Kontaktstelle auch Nichtmitgliedern offen. Zuwendungsgeber sind neben dem Land Hessen, der Landkreis sowie die Stadt Fulda. Der Eigenanteil wird von Mitgliedsbeiträgen sowie von Teilnahmebeiträgen und Spenden getragen. Das Angebot der Mütze umfasst beispielsweise den Baby-Treff, den Elterntreff mit und ohne Kind, die Eltern-Kind-Spielzeit, das Eltern-Café – deine virtuelle Auszeit, den Kaffeeklatsch oder auch den Vater-Kind-Treff sowie Vorträge für Erwachsene und Kinder. Darüber hinaus können unterschiedliche Kinderbetreuungsgruppen (U3) in Anspruch genommen werden. „Auch wenn es heute unterschiedliche Modelle der Elternzeit und wie man diese untereinander als Eltern aufteilen kann, gibt, ist es oft auch heute noch so, dass die Kindeserziehung zu hohen Prozentzahlen, so wie es früher war, bei den Müttern liegt“, weiß Sozialpädagogin Katharina Doris Rapp von der Bildungs- und Begegnungsstätte Mütterzentrum. Es gebe zwar immer wieder auch Väter, die zuhause bleiben, doch ist dies eher die Ausnahme. Auch Kreisvorsitzender Knut Heiland (Grüne) will sich bei dem Vor-Ort-Termin im Mütterzentrum erinnern wissen, dass auch ihm, kurz nach der Geburt seiner Kinder als er mit dem Kinderwagen durch seinen Wohnort zog, etwas sonderbar hinterhergestarrt worden sei, inzwischen und in der verantwortlichen Rolle als Ortsvorstehers von Fulda-Sickels habe man sich daran gewöhnt, gibt er mit einem Lächeln zu. Seit 2000 engagiert sich der Kreisvorsitzende sowie Stadtverordnete zudem bei der „Mütze“ als Leiter der Vater-Kind-Gruppe. Darüber hinaus ist er in der Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in Hessen (LAGV Hessen) aktiv.

Weitere Stationen im Rahmen der Stippvisite von Wirtschaftsminister Al-Wazir im Haus der Familie waren die Büroräumlichkeiten des Vereins „Fulda stellt sich quer“ (gegen Rassismus) sowie das Stadtteilcafé, wo man letztlich die Zusammenkunft von Landes- und Kommunalpolitikern sowie Aktiven im Haupt- und Ehrenamt unter dem Dach des Hauses der Familie ausklingen ließ.

Andreas Goerke, Vorstandssprecher des Vereins Fulda stellt sich quer, berichtete leidenschaftlich von der Vereinsarbeit und den Zielsetzungen des Vereins. Besonders froh und dankbar ist er über den hohen Bekanntheitsgrad des antifaschistischen Vereins über die Kreis- und hessische Landesgrenze hinaus. So brachte sein Engagement dem Verein viele Preise und Auszeichnungen ein und findet Beachtung auf Bundesebene. Das Stadtteilcafé bringt alle zusammen – jung, alt, Haupt- und Ehrenämtler und ist darüber hinaus ein beliebter Treffpunkt und gern angenommene Location bei Veranstaltungsformaten. Final ergriff Marie-Louise Puls, Mitglied der Fuldaer Stadtverordnetenfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, das Wort, die sich bei Minister Al-Wazir im Namen der Fuldaer Grünen herzlich für seinen Besuch in Fulda bedankte. Darüber hinaus dankte sie den Gastgebern im Haus der Familie für deren Zeit und die gegebenen Einblicke.

Bezugnehmend dem Verein Fulda stellt sich quer sagte Staatsminister Tarek Al-Wazir: „Populistische und extremistische Ströme von rechter und linker Seite hat es immer schon gegeben. Das war auch so, als ich vor 30 Jahren erstmals in Offenbach ins Stadtparlament gewählt worden bin. Da gab es wirklich alles. Wichtig ist, dass es eine breite Mitte in der Gesellschaft gibt, die dagegenhält und gelebtes, ehrenamtliches Engagement, von diesem ich heute eine ganze Menge beobachten konnte.“ Al-Wazir weiter: „Es gibt Termine, die bleiben einem in Erinnerung. Ein solcher Termin war heute definitiv hier bei Ihnen in Fulda; ich habe heute eine ganze Menge gelernt und nehme ganz viel von Ihnen mit. Danke, dass Sie mir diese Einblicke gegeben haben.“ +++ jessica auth

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