Kartiersaison im Landkreis Fulda gestartet

Erfassung bedrohter und geschützter Arten wie Wachtelkönig, Rebhuhn und Co.

Teilmahd im September 2021 in der Rhön, begleitet vom Fachdienst Natur und Landschaft im Rahmen der Kontrolle des Wachtelkönig-Bruterfolgs. Foto: Sebastian Mannert

Mit dem Start in den Frühling und der Brutzeit beginnt im Landkreis Fulda die Kartiersaison. Um bedrohten und geschützten Arten mit gezielten Maßnahmen helfen zu können, ist es notwendig, ihre (Brut-)Standorte beziehungsweise ihren Bestand regelmäßig zu erfassen und zu dokumentieren. Wer in den kommenden Wochen und Monaten in den Vogelschutzgebieten der Rhön und der Umgebung Personen entdeckt, die im Auftrag des Landkreises mit Feldstecher, GPS-Gerät und Gepäck ausgestattet das Gebiet erkunden, muss also nicht beunruhigt sein.

Das Rebhuhn (Perdix perdix) steht seit 2021 im Mittelpunkt eines durch das Land Hessen geförderten Feldflur-Projekts. Foto: Anna-Lena Bieneck

Darauf weisen die Fachdienste Natur und Landschaft und Biosphärenreservat des Landkreises Fulda hin. Die Kartiererinnen und Kartierer wurden geschult und eingewiesen – auch zum korrekten Verhalten in den sensiblen Schutzgebieten. Je nach Gebiet erfassen sie Standorte von Greifvögeln wie dem Rhöner Charaktervogel, dem Rotmilan, von Bodenbrütern wie Wachtelkönig und Rebhuhn, aber auch von Insekten, und machen Vegetationsaufnahmen für unterschiedliche Projekte. Hierzu zählt zum Beispiel das Rebhuhn-Projekt, das im Jahr 2021 im Landkreis Fulda gestartet ist. In enger Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten werden die Lebensräume des Rebhuhns – und damit auch zahlreicher weiterer Arten, deren Lebensraum auf landwirtschaftlich genutzten Flächen liegt – aufgewertet. Das geschieht insbesondere durch Schutzflächen für die Aufzucht der Jungen im Sommer, aber auch durch die Anlage von Brachen und die fachgerechte Pflege von Hecken.

Wachtelkönig (Crex crex). Foto: Torsten Kirchner

Auch dem Wachtelkönig gilt im Landkreis Fulda besondere Aufmerksamkeit. Er ist sozusagen ein Extrembeispiel, das zeigt, wie aufwendig es sein kann, einer einzelnen Art zu helfen. Denn: Den Wachtelkönig zu Gesicht zu bekommen, ist eine absolute Seltenheit. Der Bodenbrüter ist kein großer Flugkünstler und damit sehr anfällig für Fressfeinde. Er verhält sich deshalb sehr „heimlich“, eine bestmögliche Tarnung im hohen Gras ist für ihn überlebenswichtig. Zu seinem heimlichen Verhalten zählt auch, dass er hauptsächlich nachts ruft. Deshalb finden die Kartierarbeiten im Juni und Juli nachts statt.

Spezialisiert ist der Wachtelkönig auf offene Grünlandtypen. Die Rhön mit ihrem mageren Berggrünland und Borstgrasrasen bietet hier eigentlich beste Voraussetzungen. Allerdings waren im Jahr 2017 in ganz Hessen nur noch drei „Rufer“ gezählt worden. Auf Grundlage eines Artenhilfskonzeptes wird dem Bodenbrüter daher im Landkreis Fulda geholfen. Auch hier sind die Landwirtinnen und Landwirte die wichtigsten Partner. Der Fachdienst Natur und Landschaft stimmt mit Flächenbewirtschaftern Verschiebungen der Mahd- oder Beweidungstermine ab, wenn ihre Flächen im Brutbereich liegen. Zu den Maßnahmen gehören auch das Stehenlassen von Schonflächen und die Teilnutzung von Schlägen. Für Ertragsverluste erhalten die Landwirtinnen und Landwirte Ausgleichszahlungen aus Naturschutzmitteln.

Dass die gezielten Maßnahmen in der Rhön erfolgreich sind, zeigen die Bruterfolgskontrollen der vergangenen Jahre. Die Zahl der Rufer ist seit 2017 gestiegen, und zu den bereits bekannten Wachtelkönig-Revieren sind neue hinzugekommen. Im Jahr 2023 konnten 20 Reviere in der hessischen Rhön lokalisiert werden. Hessenweit waren es insgesamt 27 Reviere – neben der Rhön noch sechs im Lahn-Dill-Kreis und ein weiteres in der Wetterau. Der hessische Teil des Biosphärenreservats Rhön ist somit landesweit das bedeutendste Brutgebiet. +++ pm