Spontane Taufen in der Christuskirche

Neuer Zugang zur Taufe

Foto: Claudia Pfannemüller

Am vergangenen Samstag erlebte die evangelische Christuskirche eine gelungene Premiere: Zum ersten Mal wurde eine spontane Taufe angeboten. Insgesamt 16 Menschen, vom Säugling bis zum Erwachsenen, fanden an diesem Tag den Weg zur Taufe, während drei weitere Teilnehmer eine Tauferinnerung feierten. Besonders junge Menschen fühlten sich von dieser Aktion angesprochen, die einladend und unkonventionell gestaltet war. Pfarrerin Jana Koch-Zeißig von der Christuskirche erklärte: „Wir wollten auf persönliche Wünsche der Menschen eingehen und ihnen einen neuen Zugang zur Taufe ermöglichen.“ Organisiert wurde die Veranstaltung von vier Pfarrerinnen und Pfarrern des evangelischen Kirchenkreises Fulda, unterstützt von einem Team aus haupt- und ehrenamtlichen Helfern.

Die Entscheidung, ihr Baby taufen zu lassen, war der jungen alleinerziehenden Mutter des kleinen Sandro schon länger ein Anliegen. „Die Aktion hat mich ermutigt, meinen Entschluss in die Tat umzusetzen,“ sagte sie. Für ein Elternpaar aus Lauterbach bot die Taufaktion die ideale Gelegenheit, ihre drei Kinder gemeinsam taufen zu lassen. „Die Werbung hat uns angesprochen, und wir fanden die Möglichkeit dieser Taufaktion einfach Klasse,“ sagten sie begeistert. Teilweise nahmen Menschen weite Fahrtstecken in Kauf, um bei der Taufe dabei zu sein. So auch die Eltern der vierjährigen Clara aus dem rheinland-pfälzischen Alzey, deren Eltern online nach einem niederschwelligen Taufangebot gesucht hatten und schließlich in Fulda fündig wurden.

Die Formalitäten waren einfach gehalten: Neben einem Personalausweis oder einer Geburtsurkunde für die Kinder mussten die Täuflinge nichts mitbringen. Die Kirchenband CrissCross aus Hanau stellte eine Playlist zusammen, aus der die Menschen ihre Lieblingsmusik auswählen konnten. Von „Hallelujah“ über „Boulevard of Broken Dreams“ bis hin zu „Amazing Graze“ war für jeden etwas dabei. Manche brachten zu ihrer Taufe Freunde oder Familie mit – andere wollten den besonderen Moment ganz bewusst alleine erleben. Die Täuflinge wurden von Ehrenamtlichen zu verschiedenen Stationen begleitet. An einer Station konnten sie einen Taufspruch aussuchen, an einer anderen eine Taufkerze basteln. Anschließend führten sie ein Gespräch mit einer Pfarrerin oder einem Pfarrer. Die Taufe war entweder vor dem Altar oder auf der Orgelempore der Kirche möglich. Danach konnte, wer mochte, mit Sekt- oder Saft anstoßen.

So berichtete ein 23-jähriger Mann, der nach einer Phase der Distanz zur Kirche zu seinem Glauben zurückgekehrt war: „Ich wollte ein Zeichen für die Erneuerung meines Glaubens setzen.“ Destiny, eine 18-Jährige aus Fulda, kam mit ihrer gesamten Familie in die Christuskirche. „Mir ist das Gefühl wichtig, durch die Taufe zu einer Gemeinschaft zu gehören,“ erklärte sie. Als Pfarrer Marvin Lange die Taufe vollzog, konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten.

Dekan Dr. Thorsten Waap wertete die spontane Taufe als großen Erfolg. „Es war berührend zu sehen, wie viele Menschen eine Lebenswende erlebt und gefeiert haben,“ sagte er. „Es ist niemand gekommen, der die Taufe leichtfertig wollte. Alle hatten sich ausführlich damit beschäftigt und für sich oder ihr Kind eine bewusste Entscheidung für den Glauben getroffen.“ +++ pm

Sie können uns jederzeit Leserbriefe zukommen lassen. Diskutieren kann man auf X oder Facebook