Spahn verteidigt europäischen Weg bei Impfstoffbeschaffung

Kassenärzte kritisieren Lockdown-Politik

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat Kritik an der Corona-Impfstrategie zurückgewiesen. Der europäische Weg bei der Impfstoffbeschaffung sei richtig gewesen, sagte der CDU-Politiker am Mittwochmittag in einer Regierungserklärung zum Impfbeginn in Deutschland und Europa. „Wir dürfen Europa nicht nur in Sonntagsreden beschwören, wie müssen unseren Worten auch Taten folgen lassen.“ Das gelte gerade dann, wenn es darauf ankomme. „In dieser Jahrhundert-Pandemie und der größten Impfaktion der Geschichte kommt es darauf an“, so Spahn. „Den europäischen Weg zu gehen, liegt im nationalen Interesse Deutschlands.“ Man habe über die EU genügend Impfstoff für alle Deutschen bestellt, fügte der Gesundheitsminister hinzu. Mit dem Start der Impfkampagne sei man mittlerweile auf dem Weg raus aus der Pandemie. Mehr als 750.000 Menschen seien in Deutschland bisher geimpft worden, sagte Spahn. Zuletzt war der Minister wegen des schleppenden Starts der Corona-Impfkampagne zunehmend in die Kritik geraten.

Kassenärzte kritisieren Lockdown-Politik

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat sich kritisch zur Lockdown-Politik der Bundesregierung geäußert. „Der Lockdown, der jetzt seit Anfang November anhält, hat quasi nichts gebracht“, sagte Gassen der „Bild“. Die Todeszahlen seien unverändert erschreckend hoch. „Der Schutz der Risikogruppen ist immer noch beschämend schlecht.“ Der Lockdown sei nahezu wirkungslos, weil die Kommunikation der Bundesregierung „nicht unbedingt die Stärke in dieser Pandemie“ gewesen sei. „Den Unterschied macht nicht die Härte der Maßnahmen, sondern machen die Menschen in ihrem privaten Verhalten. Die Ankündigungen mancher Experten zur Wirkung dieses Lockdowns waren ja vollmundig: Lockdown light jetzt und dann ist Weihnachten safe! – Leider ist nichts safe. Wer immer wieder die Regeln und Zeitrahmen ändert, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich keiner daran hält.“ Die KBV hatte Ende Oktober zusammen mit den Virologe n Hendrik Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit einen Kurswechsel zum konsequenten Schutz vulnerabler Gruppen gefordert, den die Ministerpräsidentenkonferenz unbeachtet ließ. „Der Schutz der Alten wurde kategorisch als abwegig abgelehnt“, so Gassen. Man könne nicht ein Drittel der Menschen einsperren, darum gehe es auch nie – „jetzt sperrt man quasi alle ein, ohne dass es einen echten Effekt hätte“.

Fast 800.000 Corona-Impfungen in Deutschland

Die Zahl der Corona-Impfungen in Deutschland ist am Mittwoch auf 798.622 angestiegen. Das zeigen Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Bundesländer. Gegenüber den am Dienstag im Laufe des Tages bekannt gewordenen 688.782 Verimpfungen stieg die Zahl der Impflinge um 109.840 an. Die bundesweite Impfquote liegt damit bei 0,96 Prozent der Bevölkerung. Die höchste Impfquote unter den Bundesländern gibt es laut der vorliegenden Zahlen weiter in Mecklenburg-Vorpommern, wo mindestens 1,81 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfung bekommen haben. Dahinter liegen Schleswig-Holstein (1,49 Prozent) und Sachsen-Anhalt (1,24 Prozent). Die niedrigste Impfquote ist in Thüringen zu verzeichnen, wo bislang nur 0,61 Prozent der Bevölkerung nachweislich geimpft wurden – oder die Behörden mit den Meldungen am stärksten in Verzug sind. Auch in Baden-Württemberg (0,69 Prozent) und Sachsen (0,72 Prozent) ist die gemeldete Impfquote unter Bundesdurchschnitt. +++