Söder enttäuscht von Impfstart – Lockdown wegen zu wenig Impfstoff

Selbstkritik aus Niedersachsens Landesregierung wegen Impfstrategie

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) macht das schleppende Impfgeschehen für die weiteren Einschränkung verantwortlich. „Wir müssen jetzt leider den Lockdown verlängern, weil nicht genügend Impfstoff da ist – zum Glück gibt es einen, aber leider zu wenig“, sagte RTL und n-tv kurz vor dem nächsten Bund-Länder-Gipfel. „Die Zahlen sind nach wie vor einfach zu hoch. Wir haben keinen Überblick, was wirklich an Weihnachten und Silvester passiert ist“, sagte Söder. Eine Lockerung von Einschränkungen schloss der CSU-Chef aus. „Wir sollten konsequent bleiben und keine halben Sachen machen. Das heißt, wir müssen den Lockdown verlängern, um die Zahlen weiter herunter zu bekommen.“ Söder sprach sich auch gegen eine Öffnung der Schulen aus, das sei unverantwortlich. Es gebe ein Infektionsgeschehen in Schulen und Kitas. „Natürlich wird es weiter Notbetreuung geben. Ich weiß, dass die Situation schwierig ist, aber da sind wir besser mit Homeschooling und Distanzunterricht bedient als mit vorschnellen Lockerungen.“

Selbstkritik aus Niedersachsens Landesregierung wegen Impfstrategie

Der Start der Impfkampagne in den 16 Bundesländern ist in Niedersachsen am schlechtesten geglückt, hieran gibt es nun auch Kritik innerhalb der Landesregierung. Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU), der auch stellvertretender Ministerpräsident ist, sprach in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ von „Kommunikationsproblemen zwischen den Landkreisen und dem Sozialministerium“ von Carola Reimann (SPD), die es vor Beginn des neuen Jahres gegeben habe. „Diese Fehler werden noch aufzuklären sein“, sagte Althusmann der FAZ. „In der Koalition sind wir uns einig, dass wir jetzt schneller werden müssen.“ Althusmann regte zudem an, dass die Landesregierung ihre Impfstrategie überdenkt: „Vermutlich ist es klüger, den vorhandenen Impfstoff schnell zu verimpfen und nicht die zweite Dosis zurückzuhalten, wie wir das in Niedersachsen bisher tun.“ Zudem sollten die Impfzentren anders als bisher vorgesehen auch am Wochenende arbeiten. Sechs Tage nach Start der Impfkampagne wurden in Niedersachsen laut der veröffentlichten Daten nur knapp 5.000 Menschen geimpft, entsprechend 0,06 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das ist der niedrigste Wert unter allen Bundesländern. Im wesentlich bevölkerungsschwächeren Mecklenburg-Vorpommern bekamen allein bis Silvester schon über 11.000 Menschen ihre erste Spitze, die Impfquote dort ist mit 0,72 Prozent zwölfmal so hoch wie in Niedersachsen. Dabei hatte das Bundesland an der Nordsee schon vor Jahreswechsel über 110.000 Impfdosen parat. Angesichts des langsamen Vorankommens scheint die Klage des Gesundheitsministeriums, wonach am Tag vor Silvester 15.000 Impfdosen weniger als geplant angekommen seien und die für den 4. Januar angekündigte Lieferung von rund 63.000 Impfdosen für Niedersachsen entfalle, unbedeutend.

Von Hirschhausen mit Krisenmanagement zufrieden

TV-Moderator und Mediziner Eckart von Hirschhausen will weder gesund noch krank in einem anderen Land leben. „Nicht alles läuft gerade rund, keine Frage. Aber wir jammern auf höchstem Niveau“, sagte er der „Rheinischen Post“. „Wir haben erlebt, dass Politik auf Virologen hören kann und wir sehr viel besser dran sind als Länder, die Wissenschaft ignorieren. Ich wünsche mir, dass wir daraus lernen, auch in Zukunft gesellschaftliche Entscheidungen nicht nach Umfrageergebnissen, sondern nach Evidenz zu treffen“, sagte Hirschhausen weiter. Dazu gehöre zum Beispiel, endlich mit dem Kohleausstieg ernst zu machen. „Jeder Tag, den wir weiter unnötig Kohlendioxid in die Atmosphäre und Feinstaub, Quecksilber und anderen Dreck in unsere Lungen lassen, ist ein Verbrechen an der Gesundheit der Menschen im Land und an allen zukünftigen Generationen“, so der Moderator. +++

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