Schwesig ruft zum verstärkten Kampf gegen Sexismus auf

Körperteile einer Frau stehen bei Werbung oft mehr im Fokus als das Produkt selbst

Manuela Schwesig (SPD)

Berlin. Frauenministerin Manuela Schwesig hat zu einem verstärkten Kampf gegen Sexismus in Politik und Gesellschaft aufgerufen. „Ich würde mir wünschen, dass auch mehr Männer das Wort erheben gegen Sexismus“, sagte die stellvertretende SPD-Vorsitzende den Zeitungen der „Funke-Mediengruppe“. „Kein Mann kann wollen, dass seine Partnerin oder seine Tochter so behandelt wird.“ Schwesig bezeichnete es als „gut und mutig“, dass Frauen sexistisches Verhalten öffentlich machten.

Zuletzt waren entsprechende Vorwürfe gegen den Berliner CDU-Vorsitzenden und bisherigen Innensenator Frank Henkel erhoben worden. Untersuchungen zeigen, dass sechs von zehn Frauen in Deutschland von Sexismus betroffen seien, sagte die Ministerin. „Sexismus gibt es auch in der Politik, die immer noch sehr stark männerdominiert ist.“ In Bereichen, in denen mehr Frauen arbeiteten, sei der Umgang miteinander oft anders. Auch sie selbst habe die Erfahrung gemacht, dass ihr Äußeres thematisiert worden sei und nicht die politischen Inhalte, für die sie stehe, berichtete Schwesig. „Bei mir ist es so, dass man mir das nicht offen ins Gesicht sagt. Das wäre für mich leichter, dann könnte ich die entsprechende Antwort geben. Bei Frauen wie mir steht es eher in der Zeitung, was der eine oder andere so sagt.“ Als Beispiele nannte sie die Bezeichnung „Küsten-Barbie“ und den Satz von Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU), sie solle nicht so weinerlich sein. Die Grenze zum Sexismus sei überschritten, „wenn Sprüche oder Handlungen die Persönlichkeit verletzen, wenn die Frau auf das Sexuelle reduziert wird“, sagte Schwesig.

„Das fängt an mit unangenehmen Sprüchen über Äußerlichkeiten. Viele denken ja, bei Altherrenwitzen soll man sich nicht so haben. Aber diese Haltung ist nicht akzeptabel.“ Sie sei ein Ausdruck mangelnder Wertschätzung und fehlender Gleichberechtigung. Schwesig widersprach ihrer Vorgängerin Kristrina Schröder (CDU), die vor einer sterilen Gesellschaft gewarnt hatte, in der vorschnell Sexismus-Vorwürfe erhoben werden. „Diese Gefahr sehe ich überhaupt nicht“, sagte die SPD-Politikerin. „Sexismus ist der falsche Weg, um die Freiheit einer Gesellschaft unter Beweis zu stellen.“ Wer Charakter habe, verzichte ohnehin auf solche Sprüche. Schwesig wandte sich dagegen, einen neuen Strafrechtsparagrafen „Sexuelle Beleidigung“ einzuführen. Allerdings unterstützte sie den Vorstoß von Justizminister Heiko Maas (SPD), der sexistische Werbung unterbinden will. „Wir brauchen ein stärkeres Bewusstsein. Das gilt auch für Bilder in der Werbung. Dafür gibt es ja auch den Werberat“, sagte sie. „Es ist richtig, dass der Justizminister auch prüft, ob wir hier schärfere Regeln brauchen.“ Es gebe „Werbung – ob für Pizza, Alkohol, Autos oder Fitnessstudios – bei der Körperteile einer Frau mehr im Fokus stehen als das Produkt selbst“, kritisierte Schwesig. +++