RKI meldet 26.391 Neuinfektionen – Wieder mehr als 1.000 Tote

Grüne kritisieren neue "Ein-Freund-Regel" im Lockdown

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Donnerstagmorgen 26.391 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das waren 18,9 Prozent oder 6.161 Fälle weniger als am Donnerstagmorgen vor einer Woche, als 32.552 Neuinfektionen binnen eines Tages offiziell veröffentlicht worden waren. Insgesamt geht das Institut derzeit von rund 323.600 aktiven Corona-Fällen mit Nachweis aus, das sind etwa 34.800 weniger als vor einer Woche. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand. Außerdem meldete das RKI nun 1.070 Tote binnen 24 Stunden in Zusammenhang mit dem Virus. Innerhalb der letzten sieben Tage waren es 4.536 Todesfälle, entsprechend durchschnittlich 648 pro Tag. Aufgrund von möglichen Feiertagseffekten sind die Zahlen im Vorwochenvergleich weiterhin schwer zu interpretieren. Auf den Intensivstationen wurden unterdessen am frühen Donnerstagmorgen 5.555 Covid-19-Patienten intensiv behandelt. Am Mittwochmittag waren es 5.569.

Patientenschützer fordern Testpflicht für Pflegekräfte

Als Konsequenz aus der geringen Impfbereitschaft des Pflegepersonals fordern Patientenschützer verpflichtende Corona-Tests für alle Pflegekräfte vor jeder Schicht. „Um die Pflegebedürftigen angesichts der niedrigen Impfbereitschaft beim Personal ausreichend zu schützen, brauchen wir eine Testpflicht für Pflegekräfte“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Pflegekräfte schleppten das Virus oft von außen ein, ohne es zu wissen. Es dürfe aber nicht sein, dass durch sie die Pflegebedürftigen gefährdet würden. „Sowohl im stationären wie auch im ambulanten Bereich muss das Pflegepersonal bei jedem Schichtbeginn getestet werden“, forderte er. Durch den Beschluss von Bund und Ländern, für Tests in Pflegeheimen zusätzliches Personal zur Verfügung zu stellen, sei eine Testpflicht auch praktisch umsetzbar, argumentierte Brysch. „Keine Heimleitung kann jetzt noch argumentieren, wegen Personalnot nicht testen zu können“, so der Stiftungs-Vorstand. Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, richtete sich mit einem dringenden Appell an die Pflegekräfte. „Zum Berufsethos jeder Pflegekraft gehört, alles zu tun, um den ihnen anvertrauten Menschen nicht zu schaden. Und momentan kann eben nur durch die Impfung sichergestellt werden, dass sich das Virus nicht weiter ausbreiten kann“, sagte er dem RND. Eine generelle Impfpflicht gebe es nicht, aber Pflegekräfte sollten sie „aufgrund ihres Berufsethos“ als solche empfinden, fügte Westerfellhaus hinzu. Berichte, wonach sich Pflegekräfte nicht impfen lassen wollten, seien für ihn unverständlich, sagte er. Jedem müsse doch klar sein, dass die Impfung die einzige Chance auf ein schnelles Ende der Pandemie sei und auch der beste Schutz der pflegebedürftigen Menschen.

Grüne kritisieren neue „Ein-Freund-Regel“ im Lockdown

Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat davor gewarnt, Familien mit den neuen Ein-Freund-Kontaktbeschränkungen zu überfordern. Es sei richtig, dass Bund und Länder den Lockdown verlängert und die Maßnahmen verschärft hätten, „wichtig ist aber, dass die Maßnahmen in der Lebensrealität der Menschen auch umsetzbar sind“, sagte Baerbock den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. So werde die Regel, nur noch eine Person außerhalb des eigenen Haushaltes zu treffen, Familien vor erhebliche Probleme stellen. „Wenn die Nachbarin bei sich zu Hause nur eins von zwei Geschwisterkindern betreuen kann, während die Eltern arbeiten, ist das alles andere als sinnvoll. Dann müssen Eltern ihre Kinder in die Notbetreuung schicken, obwohl es zur Kontaktreduzierung anders viel besser wäre“, sagte Baerbock, die Mutter von zwei Kindern ist. Die Politik müsse bedenken, dass sie mit nicht zu Ende gedachten Maßnahmen ausgerechnet diejenigen Familien vor den Kopf st oße, „die sich mit heftigsten Einschränkungen bei Vereinbarkeit von Job und Familie an der Pandemiebekämpfung bisher am solidarischsten beteiligen“. Für Alleinerziehende sei die Ein-Freund-Regel überhaupt nicht umsetzbar: „Sie sind völlig auf sich zurückgeworfen“, kritisierte Baerbock. „Ebenso kleine Kinder, die damit für Wochen komplett isoliert sind, weil eine Dreijährige sich schlecht allein auf dem Spielplatz treffen kann.“ Die Grünen-Vorsitzende vermisst im jüngsten Beschluss von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten außerdem verbindliche Home-Office-Vorgaben für die Wirtschaft: „Es passt doch nicht, wenn man weiterhin dutzende Menschen in einem Großraumbüro am Arbeitsplatz trifft, die beiden Kinder aber nicht zusammen zum Babysitter können.“

Kinderschutzbund gegen Kontaktbeschränkungen für unter 14-Jährige

Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, hat beklagt, dass unter 14-Jährige nicht mehr wie bisher von den strengeren Corona-Kontaktbeschränkungen ausgenommen bleiben sollen. „Ich kann nur für unsere Kleinen hoffen, dass die Ausnahme bleibt“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Denn Kinder bräuchten für ihre Entwicklung Gleichaltrige, um sich zu messen und zu spielen. Und auch für die Eltern bedeute eine Verschärfung in diesem Punkt eine „Katastrophe“. Viele seien nämlich bei der Betreuung von Kindern auf die Hilfe von Familie oder Nachbarn angewiesen. Sie aber werde durch diese Maßnahme teilweise unmöglich gemacht. Der Präsident des Kinderschutzbundes befürwortet die strengeren Regeln zwar grundsätzlich, bittet an dieser Stelle allerdings um „Nachbesserung“. Künftig dürfen sich Menschen eines Hausstandes laut Beschluss von Bund und Ländern tatsächlich nur noch mit einem weiteren Erwachsenen oder einem weiteren Kind treffen. Darüber hinaus forderte Hilgers die Politik auf, neue Maßnahmen in Zukunft früher und besser zu kommunizieren. „Ich finde es respektlos, Schul- und Kitaleitungen kurzfristig vor vollendete Tatsachen zu stellen“, sagte er dem RND.

KMK-Präsidentin: Keine Planungssicherheit in Pandemie

Die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Britta Ernst (SPD), hält langfristige Voraussagen zu Schulschließungen nicht für möglich. „In der Pandemie können wir leider überhaupt keine Planungssicherheit geben. Alle Versprechen in diese Richtung sind unseriös“, sagte die brandenburgische Bildungsministerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Bildungsminister schauten jeden Tag auf die Daten und entschieden neu, was zu tun sei. „Sobald Lockerungen möglich sind, ziehen wir Konsequenzen. Wir können unser Handeln allerdings auch nicht an tagesaktuellen Schwankungen festmachen. Man muss sich fünf bis sieben Tage anschauen.“ Während der Weihnachtstage habe es eine Untertestung gegeben, sodass nicht alle Werte aussagekräftig seien. „Die Effekte werden wir erst in fünf bis sieben Tagen sehen. Insofern haben wir jetzt nicht einmal eine Entscheidungsgrundlage.“ Ernst übernimmt am 14. Januar offiziell die Präsidentschaft der KMK. +++