Piloten-Streik: „Piloten im Blindflug“

Flugzeug

Frankfurt am Main. Die Wahrheit ist erfahrungsgemäß das Erste, was bei Arbeitskämpfen auf der Strecke bleibt. Das trifft vor allem auf Streiks in der Luftfahrt zu, die auf dem Rücken zigtausender Menschen ausgetragen werden. Denn da gilt es sowohl für Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer, über entsprechende Informationspolitik die öffentliche Meinung auf ihre Seite zu ziehen, die über Sieg oder Niederlage in einem solchen Tarifkonflikt entscheiden kann.

Das ist im Streit zwischen der Lufthansa-Führung und der Gewerkschaft VC Cockpit nicht anders: Beide Lager bemühen sich nach Kräften, der Gegenseite den „Schwarzen Peter“ für die heutigen Arbeitsniederlegungen zuzuschieben. Dass dabei die Arbeitgeber klar die Deutungshoheit über den bisherigen Verhandlungsverlauf halten, ist indes nicht nur der besseren Öffentlichkeitsarbeit des Konzerns geschuldet – und hat auch nichts mit einem wie auch immer gearteten Sozialneid gegenüber den gut verdienenden Piloten zu tun. Festzustellen ist vielmehr: So sehr man es als objektiver Beobachter auch versuchen mag – Verständnis für die Haltung der Flugzeugführer kommt einfach nicht auf. Schon gar nicht, wenn es ihnen bei dem Streik tatsächlich nur um den neuen Vertrag für ihre Übergangsversorgung geht, wie sie beteuern.

Denn angesichts des demographischen Wandels, der mit einer längeren Erwerbstätigkeit einhergeht und einige Lufthansa-Piloten vor drei Jahren dazu bewegte, erfolgreich gegen die Zwangsverrentung mit 60 zu klagen, ist das Angebot des Vorstands sehr fair. Umso mehr, wenn man bedenkt, in welcher schwierigen Lage der Lufthansa-Konzern sich befindet angesichts der harten Konkurrenz von staatlich subventionierten Golf-Airlines auf der Langstrecke und den zum Teil mit Dumping-Löhnen arbeitenden Billig-Airlines auf der Kurz- und Mittelstrecke.

Wenn die Piloten-Gewerkschaft da von „sozialem Kahlschlag“ spricht, der ihrer Ansicht nach einen Streik erforderlich macht, offenbart sie eine erschreckende Realitätsverweigerung. Zumal Flugzeugführer, die zwischen 73 500 und 255 500 Euro im Jahr verdienen, es sich allemal leisten können, zu ihrer Altersvorsorge beizutragen. Die mangelnde Verhandlungsbereitschaft der Piloten zeugt nicht von der Denke einer „Funktionselite“, die für sich in Anspruch nehmen kann, bei der Personalausstattung künftiger Billigtöchter mitzureden. Das zeugt nur von einem völlig anachronistischen Status-Denken, das ohne Rücksicht auf das Wohl des Unternehmens und der anderen darin tätigen Berufsgruppen nur auf den Erhalt üppigen Besitzstandes ausgerichtet ist. Auf diesem tarifpolitischen Blindflug riskieren die Piloten die Zukunft der Lufthansa. +++ fuldainfo | Panagiotis Koutoumanos – [popup url=“http://www.fuldainfo.de/html/quelle.htm“ height=“900″ width=“1600″ scrollbars=“yes“ alt=“popup“]fnp[/popup]