Philipp Trabert – erster Ingenieur der Hörakustik in Fulda

Possehl-Ingenieurpreisträger Philipp Trabert (links) zusammen mit Professor Dr.-Ing. Markus Kallinger (TH Lübeck), der Traberts Bachelorarbeit betreut hat. Foto: Agentur 54°

Sein Vater, Andreas Trabert, war 1990 der erste Hörakustiker-Meister in Fulda. Jetzt ist Philipp Trabert in seine Fußstapfen getreten: Er ist Fuldas erster Ingenieur der Hörakustik – und seit ein paar Tagen auch noch Preisträger des Possehl-Ingenieurpreises. „Für mich stand schon früh fest, diesen Beruf zu erlernen, da ich technisch interessiert war, außerdem schon immer gerne mit Menschen gearbeitet habe und auch ehrenamtlich im Sanitätsdienst tätig war und bin“, berichtet der 30-Jährige. Seine Ausbildung zum Hörakustiker hat er in der unterfränkischen Filiale des Familienbetriebs TRABERT Besser Hören in Bad Neustadt absolviert. 2015 legte Philipp Trabert die Gesellenprüfung ab, war daraufhin bis 2018 in Bremen als Hörakustiker tätig. Dann das Studium in Lübeck, im vergangenen Jahr der Abschluss als Bachelor.

Mit seiner Bachelorarbeit „Untersuchung der Richtcharakteristiken ziviler Jagschalldämpfer“ beeindruckte er die Jury des Possehl-Ingenieurpreises, die unter 5000 abgeschlossenen Arbeiten an der Technischen Hochschule Lübeck im Jahr 2022 nun die besten auswählte – und Philipp Trabert nach seiner Präsentation vor rund 130 geladenen Gästen den zweiten Platz zuerkannte. „Die Arbeit baute auf meinem ,Hörprojekt‘ auf, eine Art Mini-Bachelorarbeit zur Vorbereitung auf die Bachelorarbeit“, berichtet der Ingenieur der Hörakustik. „Es gab zu diesem Bereich eine Anfrage eines Büchsenmachers aus Lübeck, der das Thema wissenschaftlich untersuchen lassen wollte. Auf diese Anfrage habe ich mich gemeldet. Die Bachelorarbeit habe ich dann in Eigenregie mit meinen beiden Betreuern durchgeführt.“

Schalldämpfer für Handfeuerwaffen seien im zivilen Bereich essenziell, um das Gehör des Schützen und des Hundes zu schützen sowie das Wild nicht unnötig zu beunruhigen, erklärt Philipp Trabert, selbst passionierter Jäger. Außerdem ermöglichten Schalldämpfer die Einhaltung der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung. Dementsprechend sei eine sachgerechte Untersuchung und Beurteilung eines Schalldämpfers notwendig. „Allerdings existiert aktuell kein genormtes Beurteilungs- beziehungsweise Bewertungsverfahren für zivile Jagdschalldämpfer. Die derzeit gängigen Methoden beschränken sich meist auf die Angabe des im Nahfeld der Quelle erhobenen Spitzenschalldruckpegels“, sagt der Junior-Chef von TRABERT Besser Hören. In seiner Untersuchung wurden nun die Emissionsdaten von Schalldämpfern unterschiedlicher Konstruktionsweisen und Kaliber nach den Vorgaben der DIN EN ISO 17201-1:2019-06 erhoben. Traberts Schlussfolgerungen zeigen, dass diese Norm ebenfalls für die Quelldatenerhebung ziviler Jagdschalldämpfer anwendbar ist.

Für die Ergebnisse seiner Arbeit interessierten sich nicht nur Büchsenmacher und Jäger, sondern auch die Bundeswehr – was für die Jury des Possehl-Ingenieurpreises ein weiteres Argument für die Bedeutung Traberts wissenschaftlicher Betrachtung war. Auch auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Akustik (DEGA) war Philipp Traberts Beitrag zur Dämmwirkung ziviler Jagdschalldämpfer bereits viel diskutiertes Thema. „Die Auszeichnung als zweiter Sieger des Possehl-Ingenieurpreises zeigt mir den Wert dieser Arbeit. Ich habe mich sehr gefreut, dass das Engagement für die Sache honoriert wurde“, so der junge Hörakustik-Experte. Philipp Trabert ist im Unternehmen TRABERT Besser Hören für die audiologischen und technischen Bereiche, für die Anpassung von Cochlear-Implantaten und Gehörschutz-Themen verantwortlich. Er sagt: „Die Hörakustik steht im ständigen Wandel. Zum einen gibt es den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt, zum anderen die immer weiter voranschreitende Digitalisierung. Zur Einstellung von Hörgeräten muss der Kunde dank Teleaudiometrie heute nicht mal mehr ins Institut. Hörsysteme könnten künftig sogar als Gesundheits-Tracker dienen.“ +++ pm