Mit 87 Jahren beendet Johann Zackl seine Karriere als Fahrlehrer

Nun hängen die Schlüssel endgültig am Board

Im "zarten" Alter von 87 Jahren nun seine Karriere als Fahrlehrer beendet hat. Foto: privat

Die schier unglaublich anmutende Zeitspanne von 66 Jahren hat Johann „Hans“ Zackl als Fahrlehrer gearbeitet. Nun hängen die Fahrzeugschlüssel für immer am Board. Er hätte gerne noch ein bisschen weitergemacht. Doch seine Familie sagte Nein. 87 Jahre alt ist Zackl mittlerweile. Als nun die Verlängerung der Fahrlehrerlizenz für weitere vier Jahre anstand, sagte der Nestor der hessischen Fahrlehrer: „Warum nicht? Das Leben ist zu kurz für später.“ Doch da legte die Familie, bestehend aus Ehefrau, Sohn, Tochter, drei Enkeln und zwei Urenkeln, ihr Veto ein. „Er soll jetzt mal seinen Ruhestand genießen“, hieß es im Familienrat.

„Er hätte die Prüfung zur Verlängerung der Lizenz ohne Probleme bestanden. Denn der Hans ist topfit und auf dem neuesten Stand, was Regeln und Richtlinien betrifft“, sagt Joachim Salfer, in dessen Fahrschulen in Flieden und Schlüchtern Zackl arbeitete. Bis 1998 gehörten die Fahrschule in Flieden Zackl selbst. Dann übergab er sie an Joachim Salfer, um eigentlich in den Ruhestand zu treten. „Vereinbart war damals, dass er ein bisschen aushilft. Doch innerhalb kürzester Zeit arbeitete der Hans wieder voll“, erinnert sich Salfer schmunzelnd – eine Win-Win-Situation. Schließlich war Zackl fit, hatte Spaß an der Arbeit und besserte seine Rente auf. Und Salfer hatte eine wichtige Stütze, die er zum Start seiner Selbstständigkeit gut gebrauchen konnte.

Johann Hackl wurde 1933 in Pattersdorf auf der Sprachinsel Iglau (heute Tschechien) geboren. Mit 21 Jahren bestand er beim Bundesgrenzschutz in Fulda den Fahrlehrerschein und wurde dort als jüngste Kraft eingesetzt. Sechs Jahre später schied er beim Bundesgrenzschutz aus und arbeitete anschließend als Angestellter in Füssen, Ludwigsburg und Würzburg. Als die Familie sich vergrößerte, entschieden Hans und seine Frau, sich in Fulda niederzulassen. Zackl arbeitete von 1961 bis 1966 in der Fahrschule Hermann Schwarz und wechselte dann nach Neuhof ins Unternehmen Fritz Meffert, wo er von 1966 bis 1974 die Fahrschule leitete. So war der nächste Schritt in der Karriere logisch: Zackl machte sich in Flieden selbstständig, es kamen Zweigstellen im Fuldaer Centhof, in Künzell und in Oberkalbach hinzu. In der Hochzeit arbeiteten fünf Fahrlehrer und zahlreiche Aushilfen in Zackls Fahrschulen. 1998 dann die Übergabe an Joachim Salfer. Mit 80 bildete er Schülerinnen und Schüler noch in allen Klassen aus, seitdem reduzierte er sein Engagement dann doch kontinuierlich. „Seine letzte Einheit hat er vergangenen Dienstag geleitet“, sagt Salfer. Viele Schülerinnen und Schüler hätten großen Wert daraufgelegt, von Zackl ausgebildet zu werden. „Er ist freundlich, zuvorkommend und ein absoluter Fachmann“, sagt der heutige Fahrschulboss über seinen Mentor. Deshalb sei er auch im Team so beliebt gewesen.

Es gibt aber auch Dinge, die Zackl trotz Routine und Altersmilde noch immer auf die Palme bringen: „Warum werden Fahrlehrer bei Verkehrsplanungen mit schwierigen Knotenpunkten nicht einbezogen? Unser Fachwissen wird nicht abgefragt“, sagt Zackl, der sich auf der Strecke oft über wirre Entscheidungen der „Fachleute“ geärgert hat. Doch über die Inkompetenz von Planern muss sich der Mann mit der einmaligen Fahrlehrer-Karriere nun ebenso wenig grämen wie über unsinnige Regeln oder untalentierte Schüler. Denn die Schlüssel hängen ja jetzt nun endgültig am Board. +++ pm