Konrad-Adenauer-Stiftung erklärt Hausfrauenehe zum Auslaufmodell

Die CDU brauche "eine moderne Familienpolitik 2.0"

Berlin. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung erklärt die klassische Hausfrauenehe in einer Leitbild-Studie zum Auslaufmodell – und die Zweiverdienerfamilie zum Normalfall. Der Titel des Papiers, aus dem die „Welt“ zitiert, lautet: „Das flexible Zweiverdienermodell und seine vielfältigen Chancen“. Autor ist Martin Bujard, Forschungsdirektor am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB). Junge Menschen wünschten sich finanzielle Unabhängigkeit sowie eine faire Aufteilung von Berufstätigkeit und Familienarbeit, heißt es dort unter Berufung auf eine BIB-Leitbildstudie. 91 Prozent der 20 bis 39-jährigen Männer und Frauen fänden, dass sich beide Partner um die Kinder kümmern sollen.

Mehr als 80 Prozent wollten, dass Mann und Frau gemeinsam für das Familieneinkommen sorgen, schreibt Bujard. Er warnt aber vor Fehlinterpretationen: „Es geht primär um die Teilhabe von Frauen im Beruf und Männern als aktiver Vater, um Fairness in der Arbeitsaufteilung. Dies ist nicht zwingend mit einer absoluten rechnerischen Gleichheit der Arbeitsstunden verbunden.“ Laut der Umfrage „Soziooekonomisches Panel“ liegt die Wunscharbeitszeit von Frauen mit Kindern unter 16 Jahren bei 33 Wochenstunden in Ostdeutschland und 26 Wochenstunden in Westdeutschland. Die Arbeit von Frauen in einer solch ausgedehnten Teilzeit als „Zuverdienst“ zu bezeichnen, hält Bujard für eine „Diskreditierung der Erwerbsarbeit vieler Frauen“. Das Gebot der Stunde sei ein „familienphasensensibles Zweiverdienermodell“: Eine lebenslange Erwerbstätigkeit mit temporären familienbedingten Auszeiten und nach Alter der Kinder variierenden wöchentlichen Arbeitszeiten – „mit dem Ziel einer ökonomischen Unabhängigkeit“. International habe sich gezeigt, dass die Geburtenrate überall dort, wo die Steuer- und Familienpolitik am Zweiverdienermodell ausgerichtet sei, höher sei als in Ländern, die sich am Alleinverdienermodell orientierten. Zu letzteren Ländern wird in dem Papier auch Deutschland gezählt, und zwar aufgrund des Ehegattensplittings – die gemeinsame steuerliche Veranlagung von verheirateten Paaren.

Bujard schreibt: „Während Familienpolitik, Familienrecht und erhebliche Teile des Arbeitsmarkts sich in Deutschland am Zweiverdienermodell orientieren, folgt das Ehegattensplitting der Logik des Alleinverdiener-Hausfrauen-Modells.“ Die Freibeträge für Ehepartner seien deutlich höher als für Kinder, kritisiert Bujard. „Eine Reform sollte daher die Freibeträge aufeinander zubewegen.“ Mehrkindfamilien und Alleinerziehende sollten „besonders beachtet werden“. Der familienpolitische Sprecher der Bundestags-Unionsfraktion, Marcus Weinberg (CDU), zeigte sich offen für die Anregungen: Die CDU brauche „eine moderne Familienpolitik 2.0, die Familien bei ihrem jeweiligen Familienmodell unterstützt, damit sie ihre Wünsche umsetzen können“, sagte Weinberg. Schritte dahin seien ein Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung auch für Schulkinder und ein „modernes Zeitmanagement für Familien“ mit Wochen- und Lebensarbeitszeitkonten sowie der Förderung des Homeoffice. Die von Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) vorgeschlagene Familienzeit – die ein Familiengeld von 300 Euro nur für die Paare vorsieht, die beide zu gleichen Teilen ihre Arbeitszeit reduzieren – sei für die Union „der falsche Weg, weil er Familien dogmatisch eine bestimmte Arbeitsteilung vorschreiben will“. Offen ist Weinberg für eine Reform des Ehegattensplittings. Es müsste zu einem „modernen Familiensplitting“ weiterentwickelt werden. „Kinder verdienen eine stärkere steuerliche Entlastung – egal, in welcher Familienform sie leben“, sagte Weinberg. Das bedeute aber nicht, dass die Union das Ehegattensplitting gänzlich abschaffen wolle. „Auch Ehepaare ohne Kinder sollen in der Lage sein können, füreinander in Verantwortung zu sorgen. Mit Blick auf die zusätzlichen Kosten eines Familiensplittings bedarf es längerfristig aber einer Umschichtung innerhalb des Steuersystems.“ +++