Kassen sehen nur wenige Corona-Infektionen als Arbeitsunfall

Immer mehr Bundeswehr-Soldaten im Corona-Einsatz

Nur ein kleiner Teil der Corona-Infektionen am Arbeitsplatz wird von den Unfallkassen bislang als Arbeitsunfall und damit als entschädigungspflichtig anerkannt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei hervor, über die die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ berichten. Demnach wurden in Deutschland bis zum 11. September insgesamt 18.951 Berufskrankheiten im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet. Davon wurden zwar 8.171 von den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung anerkannt, was einer Quote von 43 Prozent entspricht, die meisten Fälle gelten allerdings als Berufskrankheit – waren also Virus-Infektionen bei Beschäftigten im medizinischen und pflegerischen Sektor.

Für Versicherte in anderen Branchen gilt eine Virus-Erkrankung als Arbeitsunfall, und in diesen Fällen zeigen sich die Unfallkassen besonders zurückhaltend. Bis Mitte September wurden in diesem Jahr insgesamt 3.611 Arbeitsunfälle in Zusammenhang mit Corona gemeldet, aber nur 92 davon durch die Unfallkassen anerkannt. Das entspricht einer Quote von 2,6 Prozent. Voraussetzungen für eine Anerkennung durch die Kassen sind neben einem „intensiven Umgang“ mit einer nachweislich infizierten Person oder einem „massiven Infektionsgeschehen im Betrieb“ auch tatsächliche Krankheitsanzeichen. Im Gesamtzeitraum von 2010 bis 2019 lag die Anerkennungsquote in Fällen von Virus-Infektionen am Arbeitsplatz im Schnitt bei 45,3 Prozent. Vor der Pandemie lagen die absoluten Zahlen allerdings niedriger als heute. So wurden beispielsweise im vorigen Jahr insgesamt 1.910 Fälle angezeigt, wovon 787 anerkannt wurden. Jutta Krellmann, Sprecherin für Mitbestimmung und Arbeit der Linken im Bundestag, hält die Anerkennungsquoten für zu niedrig: „Alle, die nachweislich im Zusammenhang mit ihrer Arbeit an Covid-19 erkranken, müssen entsprechend entschädigt werden“, sagte sie dem RND. Dieses Mindestmaß an Respekt schuld e die Gesellschaft denjenigen, die täglich ihre Gesundheit riskieren, „damit der Laden weiter läuft“, so Krellmann. „Covid-19 als Arbeitsunfall scheint eine reine Luftnummer zu sein. Die Zahl der anerkannten Berufskrankheiten ist angesichts von insgesamt mehr als einer Viertel Millionen Erkrankter ein Witz.“ Auch die Beschäftigten in der Fleischindustrie, dem Handel oder anderen Risikobranchen müssten entschädigt werden, fordert Krellmann. Die Linke rief die Bundesregierung dazu auf, die Länder gegebenenfalls finanziell bei der Einrichtung unabhängiger Beratungsstellen für Betroffene von Berufserkrankungen zu unterstützen. Bisher gibt es solche Stellen nur in Hamburg, Bremen und Berlin.

Immer mehr Bundeswehr-Soldaten im Corona-Einsatz

Die Zahl der Soldaten im Corona-Einsatz hat einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt sind derzeit rund 1.350 Soldaten der Bundeswehr, davon rund 160 Soldaten des Sanitätsdienstes, im Rahmen der Hilfeleistungen im Einsatz, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Nie zuvor seien in der Pandemie so viele Soldaten gleichzeitig im Corona-Einsatz gewesen, hieß es dazu aus Regierungskreisen. Laut Verteidigungsministerium sind derzeit rund 320 Soldaten in zwölf Bundesländern unter anderem mit mobilen Teststationen im Einsatz. Um die Gesundheitsämter zu entlasten, würden darüber hinaus 426 Soldaten in 33 örtlichen Ämtern bei der Nachverfolgung von Infektionsketten helfen. Zudem stelle die Bundeswehr Lagerflächen für medizinisches Material bereit. Insgesamt stehe ein Kontingent von bis zu 15.000 Soldaten kurzfristig für die Hilfe bereit. Deutschlandweit habe die Bundeswehr bislang über 950 Unterstützungsanfragen aus allen Bundesländern und der Bundesregierung erhalten, hieß es aus dem Ministerium. Bislang seien über 635 Hilfeleistungen gebilligt worden – davon seien noch rund 130 in der Durchführung. 463 Hilfeleistungen seien bereits abgeschlossen, weitere 49 befänden sich derzeit in der Planung. +++