Intensivmediziner rechnen erst ab Sommer mit Entspannung

Zahl der Corona-Intensivpatienten sinkt dritten Tag in Folge

Krankenhaus-Patient

Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notallmedizin (Divi), Uwe Janssens, geht erst für Mitte des neuen Jahres von einer Entspannung auf deutschen Intensivstationen aus. „Ich rechne damit, dass wir erst im Sommer von einer nachhaltigen Entspannung auf den Intensivstationen sprechen können“, sagte Janssens der „Rheinischen Post“. „Im ersten Quartal wird die Anzahl der Patienten mit Covid-19 sicher noch über der Marke von 4.000 liegen“, sagte Janssens.

Er warnte jedoch vor Unklarheiten. „Wir werden erst Ende kommender Woche in den Krankenhäusern sehen, wie stark Weihnachten zur Verbreitung von Covid-19 beigetragen hat. Die Effekte von Silvester dann noch deutlich später“, sagte er. Angesichts dessen rief er Bund und Länder dazu auf, bei der Ministerpräsidentenkonferenz am kommenden Dienstag eine Verlängerung des Lockdowns zu beschließen. „Wir Intensivmediziner raten dringend dazu, bis zu einem Inzidenzwert von unter 25 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner und Woche keine Lockerungen in Aussicht zu stellen“, sagte Janssens. In der Debatte um die Finanzlage der Krankenhäuser forderte Janssens mehr Klarheit. „Bund und Länder täten gut daran, den Krankenhäusern bei der Ministerpräsidentenkonferenz endlich klare Vorgaben zu machen, ab welchem Inzidenzwert der operative Betrieb eingeschränkt werden muss und in welchem Umfang.“ Sie müssten für eine Finanzierung der Einnahmeausfälle sorgen. „Ansonsten wirtschaftet jedes Haus weiter für sich, um die schon bestehenden Verluste auszugleichen. So lassen sich die Intensivkapazitäten aber nur schlecht koordinieren“, sagte Janssens.

Zahl der Corona-Intensivpatienten sinkt dritten Tag in Folge

Die Zahl der Corona-Intensivpatienten in Deutschland ist am Neujahrstag den dritten Tag in Folge rückläufig gewesen. Das gab es Anfang September das letzte Mal, noch bevor die dritte Welle erkennbar war. Konkret wurden am Freitag kurz nach 19 Uhr bundesweit 5.582 Covid-19-Patienten intensiv behandelt 47 weniger als am Tag zuvor. An Silvester und am 30. Dezember war die Zahl um sechs bzw. neun Fälle gesunken, nach dem bisherigen Allzeithoch bei 5.644 Corona-Intensivpatienten. Nach wie vor werden gut 55 Prozent davon invasiv beatmet. 14.272 Intensivbetten sind in Deutschland nach Angaben der Krankenhäuser derzeit mit anderen Patienten belegt, 14.376 Plätze sind frei oder als Notfallreserve innerhalb von sieben Tagen aufstellbar. Theoretisch ist denkbar, dass es auch bei der Meldung durch die Kliniken einen Feiertagseffekt mit systematisch weniger Meldungen gibt, allerdings trat der über Weihnachten auch nicht auf – und zudem drohen den Kliniken indirekte Geldstrafen. Denn für jeden Tag, an dem ein Krankenhaus die Meldepflicht nicht vollständig oder nicht fristgerecht erfüllt, kürzt die für die Krankenhausplanung zuständige Landesbehörde die Höhe der tagesbezogenen Pauschale um zehn Prozent. +++